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Das Schloss seiner Schwester war prunkvoll gestaltet. Anders als ich es erwartet hatte, fand man nur helle Gesteine innerhalb der Mauern. Es wirkte einladend und freundlich, nicht kalt und abschreckend wie ich es mir ausgemalt hatte. 

An den Wänden waren feine Linien in den weißen Stein geritzt, die prunkvolle Muster abgaben. Statuen aus den feinsten Materialien zierten die langen Flure und standen wie Wächter neben den großen Flügeltüren. "Beeindruckend" gestand ich Heinrich und betrachtete eine der Statuen genauer. Vermutlich sollte diese eine Art Ziegenmann darstellen. Er hatte lange Pelzige Beine, Hufe wo die Füße sein sollten und kleine winzige Hörner auf seinem Menschlichen Kopf. 

Nur die Haltung in der er aufgebaut worden war, verwirrte mich. Wenn ich intensiver nachdachte, erkannte ich eine Art von Schrecken in seinem Gesichtsausdruck und der Art wie er die Hände und Arme angespannt hatte. Voller Demut hatte die Statue den Kopf gesenkt. 

"Es wirkt so echt. Fast lebendig. So detailreiche, fein heraus gearbeitete Statuen habe ich noch nie gesehen."

"Du wirst sie auch nur hier finden." murmelte Heinrich und stieß mit einem Schlag die Flügeltüren auf. "Meine Schwester hegt eine gewisse Vorliebe für diese Statuen." 

"Dann ist deine Schwester wohl so eine Art Kunstsammlerin." er winkte ab. "Genug von meiner Schwester. Ihre Interessen sind mir unverständlich." Skeptisch mustere ich den Vampir. Er wirkte nicht als habe er die beste Laune. "Pass jetzt auf was du sagst, ihre Spitzel sind überall in diesem Schloss verborgen. Ich habe keine Lust das sie schon etwas von deinen Informationen im vorhinein erfährt." Ich begriff schnell das er bereits in das Schauspiel eingetaucht war. Also fügte ich mich und tat mein bestes nicht panisch zu werden als wir die Halle erreichten, in der ich die Vampirin das erste mal antraf.

Sie saß auf einem Thron an einem langen Tisch. Die Beine überkreuzt und umgeben von anderen Vampiren. Die Halle in der wir uns nun befanden wirkte kahler als Heinrichs und war mit diesen eigenartigen Statuen verziert. Einige schienen sogar Werwölfe nachzubilden. Durchaus faszinierend wie das Fell so wild wirkte. 
Doch ich erinnerte mich an meine Rolle und ließ den Blick auf der Vampirin ruhen, bevor ich mich tief verneigte. Heinrich nickte seiner Schwester nur knapp zu. 

Diese erhob sich, wobei sie mehr als gelangweilt um den Tisch her um kam und ihn in die Arme schloss. "Schön dich wieder zu sehen, Brüderchen." Ich hörte das leise zischen das er von sich gab, da er diese Verniedlichung offensichtlich nicht leiden konnte. "Es ist auch eine Freude dich wiederzusehen." seine Stimme war kühl. Er schnappte sich meine Hand und verknotete unsere Finger. Er wand sich auch den Vampiren an dem Tisch zu. "Um es kurz zu machen. Meine Frau Ivette." Ivette? Innerlich stöhnte ich über diesen erfundenen Namen. Er klang lächerlich und passte so gar nicht zu mir. Die Augen am Tisch starrten mich alle fassungslos und entsetzt an. "Sie ist ein Mensch." fügte Heinrich hinzu als wäre es eine Krankheit vor der man warnen müsste. Aber ich wusste ja was er vorhatte. 

"Wann hast du geheiratet?" seine Schwester fuhr ihn böse an. "Und dann einen Menschen? Ich muss mich doch sehr wundern Heinrich!" 

"Wen ich liebe geht dich nichts an. Du wirst sie respektieren." kurz  zuckte die Frau zurück, dann wand sie sich mir mit einem teuflischen grinsen zu. "Nun gut. Da du jetzt zur Familie gehörst, kann Heinrich dich wandeln."

"Sophia!" mahnte dieser, als spitze reiszähne zwischen ihren Lippen auftauchten. "Sie bleibt Menschlich." er zog mich schnell zu den Stühlen. "Sie ist eine meiner besten Spione und ich werde das nicht aufs Spiel setzten nur weil wir nun verheiratet sind." Gut eingefädelt, dachte ich. 

"Spionin?" hallte ihre Stimme in mein Ohr. "Ganz recht." Heinrich sah sie amüsiert an. "Ivette hat Jahre damit verbracht den Lykaner für mich auszuspionieren und ihre Informationen sind mehr Wert als Gold. Ein Grund diese Möglichkeit, zukünftiger Spionage, nicht zu untermauern in dem ich sie wandle." Nun wand sich die Vampirin, Sophia, an mich. Sie sah wesentlich interessierter aus als zuvor. "Du lässt deine Frau in solcher Gefahr schweben?" hakte sie nach und ich wusste das diese Frage nicht unschuldig gemeint war.

Ich ergriff das Wort. "Es war mein Wunsch als Spionin zu arbeiten. Es ist meine Leidenschaft und ich bat meinen Ehemann dies nicht aufgeben zu müssen." meine Stimme war klar und herrisch. Perfekt um ihr die Gesichtszüge hinfort zu waschen. 

"Ach, ist das so?" murmelte sie leise und ließ sich ebenso wieder fallen. "Dann willkommen, Lady Ivette in Istervilley, meinem Schloss." 

"Habt dank." kühl starten wir uns an. Diese Frau war von Grund auf misstrauisch. Das Gefühl sie würde uns erwischen wurde gewaltig.  

The Lycan King Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt