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Wie lange ich schon in diesem Loch saß, wusste ich nicht mehr. Die Nächte und Tage schienen nur so ineinander zu verschwimmen. Essen brachte man mir bis jetzt noch nicht, trinken bekam ich ziemlich unregelmäßig. Es schmeckte alt, abgestanden. Nicht wirklich das was man trinken würde, wäre man in Freiheit. Die ersten Tage hatte ich es ausgekippt, doch der Durst wurde schnell so unerträglich das ich es mir hinein gezwungen hatte. 

Nun hatte ich zwar dauerhafte Bauchschmerzen, war aber immerhin nicht mehr am verdursten. 

Der Werwolf auf der anderen Seite des Ganges, hatte sich auch nicht mehr bei mir gemeldet. Er schwieg mich an. Vermutlich weil ich seinen König beleidigt hatte. Immer wieder bekam ich allerdings mit, das Vampire kamen und er weg gebracht wurde. Aus der Ferne hörte ich ihn immer mal schreien oder aufheulen? Vermutlich folterten sie ihn. Das würde ihnen ähnlich sehen. Gerne würde ich ihm einige positive Worte zu flüstern, doch irgendetwas hielt mich davon ab. 

Seufzend beobachtete ich aus den Augenwinkeln wie zwei Männer den Wolfsmann, denn das war er mittlerweile, wieder in seine Zelle schleiften. Als sie weg waren, eilte ich zu den Gittern. 

"Was tun sie dir an?" es hatte keinen Sinn ihn zu fragen ob es ihm gut ginge, denn man sah ganz deutlich das dies nicht der Fall war. "Wo bringen sie dich immer hin?" 

Doch ich erhielt nur eine knurrende Antwort: "Verschwinde." 

"Warum tun sie das? Was weißt du, dass sie wissen wollen?" 

"Das geht dich nichts an. Du bist eine Verräterin." Augenrollend sank ich an den Gittern nieder und drückte meine Stirn dagegen. Es war mir egal wie kalt, dreckig und kratzig sie waren, ich brauchte den halt. "Ich habe niemanden verraten." 

"Du hast den König im Stich gelassen!" 

"Du meine Güte." ich holte tief Luft. "Ihr Wölfe seid Engstirnig. Hast du eine Frau? Oder Freundin?" er antwortete nicht. Das hielt mich nicht von dem ab was ich ihm zu sagen hatte. Dieses mal wesentlich ruhiger als bei unserem ersten Gespräch. "Stell dir vor eine Vampirin beansprucht dich für sich." ein tiefes wütendes knurren hallte im Kerker wieder. Seine Aufmerksamkeit hatte ich damit sicher. "Sie zwingt dich bei sich zu leben und du siehst dein Rudel nie wieder. Wie würdest du handeln? Was würdest du fühlen?" damit schien ich ihn immerhin ein wenig zum nachdenken gebracht zu haben. 

Das knurren verstummte und als ich schon zurück zu meinem Platz kriechen wollte, ertönte dann endlich seine Stimme. "Ich würde es hassen." murmelte er. "Ich würde wohl alles versuchen um zu entkommen." fast hätte ich laut aufgejubelt. Offenbar war ich zu ihm durchgedrungen. "Ich verstehe warum er es getan hat" sprach ich weiter "aber ich konnte mich nicht damit abfinden. Gott, es ging alles so schnell. Im einen Moment war ich als Köchin für meine Freundin unterwegs und im nächsten durfte ich aus dem Schlafzimmer nicht mehr hinaus. Trug ein Bissmal und war an den Lykaner König gebunden." 

"Ich habe schon gehört das Menschen sich nur langsam den Umständen der Umwelt anpassen. Sie brauchen sogar so lange, bis sie kurz vor dem Tot stehen. Erst dann sehen sie es ein." 

"Möglich."

"Und da stellt sich mir die Frage, da du nun vor den schwellen des Todes stehen wirst, ob du dich jetzt anpassen wirst?" Ich dachte nach. "Kann durchaus sein."

"Aber du bist dir nicht sicher." 

"Muss ich mir sicher sein?" hakte ich nach. "Ich brauche Zeit." 

"Du hast keine mehr." mir entwich ein lautes lachen auf diese Aussage hin. "Im Moment scheint es mir als hätte ich gerade davon genug."

"Wenn du hier versauern willst..." 

"Hast du heute noch etwas anderes vor?" fragte ich leicht lachend. "Ich meine, außer das du gefoltert wirst." das knurren ertönte kurz erneut, ging aber in leises lachen über. Das erste mal tauchte sein Gesicht wieder zwischen den Stäben auf und ich konnte ihm in die Augen sehen. 

"Wieso glaubst du, foltert man mich? Warum töten sie mich nicht einfach?" ich zuckte mit den Schultern. "Du meinst, wieso Sie dich nicht in eine Statue verwandelt?"

"Hmm, ja." 

"Keine Ahnung. Sag es mir." verlangte ich. "Es ist ganz einfach. Was weißt du über Lykaner?" 

"Nichts." gab ich zu. "Ihr könnt euch in Wölfe verwandeln." er schüttelte den Kopf. "Unfassbar." enttäuscht sah er auf. "Das jemand so unwissendes ausgerechnet-" ich unterbrach ihn. "Jaja, komm zum Punkt." 

"Ich stehe dem König sehr nahe." 

"Aha."

Wieder sah er mich an als wäre ich der Dümmste Mensch der Erde. "Ich bin sein Bruder." mir entwich ein sarkastisches lachen. "Ihr seht euch nicht ähnlich." 

"Halbbruder." korrigierte er sich genervt. "Der Berater, der zweite nach dem König. Der Alpha-Beta." 

"Toooll" lobte ich ihn amüsiert. "Hat dich ja weit gebracht."

"Du bist eine sarkastische Hexe." seufzte dieser. "Aber du verstehst es nicht. Ich kann mit dem König in Kontakt treten. Telepathisch." Okay, gut. Er war mittlerweile scheinbar verrückt geworden. Es wunderte mich nicht. Immerhin folterten sie ihn und wer weiß wie lange er schon hier war. "Ich sehe dir an das du mir nicht glaubst." ich zuckte mit den Schultern. 

"Sie wollen das ich ihn hier her locke. Er soll mich retten. Jetzt wollen sie das er dich hier abholen kommt. Ich soll ihm nur die Gedanken vermitteln. Bis jetzt habe ich mich verweigert. Es wäre leichtsinnig wegen mir ein solches Risiko einzugehen. Wenn wir es intelligent einfädeln, könnten wir allerdings eine Falle der Vampire vermeiden." ich glaubte ihm nicht ganz, was die Telepathie Sache anging, aber er schien einen Plan entwickeln  zu wollen, wie wir her heraus kommen konnten. Das lohnte einer näheren Unterhaltung. 

The Lycan King Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt