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Ich sah mich wieder und wieder um. Es war niemand da. Konnte es so einfach sein? Oder hatten sie uns belauscht?
Mein Herz war am Rasen. Vor Angst und  Aufregung gleichermaßen.

Ich war nicht einmal gefesselt. Ich saß schief auf dem Stuhl. Mit Blick auf all die grausamen Instrumente.
Zitternd vor Planker Panik überlegte ich es, ob ich es schaffen konnte mich aufzurichten. Zu der Wand zu gehen, den Schlüssel zu nehmen.
Doch selbst wenn ich es schaffen würde, war ich mir sicher das es bemerkt werden würde.
Sie würden mich noch an Ort und Stelle dafür bestrafen.

Ich würde es nicht tun.

Keine Minute später trat einer durch die Tür. Nur einer der Vampire.

Doch er reichte aus, um mich vor Schmerzen aufschreien zu lassen.

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Ich konnte kaum klar denken als er mich alleine zurück zu den Zellen schleifte.
Alles woran ich mich klammerte, war Codys Hoffnung das ich den Schlüssel stehlen konnte.
Wir kamen vor meiner Zelle zum stehen und ich erhaschte einen Blick auf den Womfsmann, wie er mich hoffnungsvoll ansah.

In mir kam Verzweiflung auf. Er hatte mich am Kragen gepackt und hinter sich her gezogen da ich nicht mehr laufen konnte.
Fest starrte ich Cody an. Er sollte sich bereit halten, denn mit einem Mal, einem einzigen Impuls, kam mir eine Idee.
Der Vampir musste mich für einen Augenblick loslassen um die Tür zu öffnen. Normalerweise sank ich einfach zu Boden und ließ mich anschließend hinein treten. Doch jetzt sammelte ich meine Kräfte und zerrte mit einem Ruck am Mantel den Vampir nach hinten.

Er stolperte in dem einem Moment in dem er unachtsam war und gelangte so in Codys Reichweite. Bevor er verstand was geschah, sah ich wie dieser den Schlüssel blitzschnell aus dem Mantel fischte.

Erleichtert atmete ich aus. Grinste knapp, bevor mir eine Faust ins Gesicht flog und mein Licht für Stunden aus knipste.

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Schweißgebadet wurde ich wach gerüttelt. "Genug geschlafen. Wir werden hier abhauen." Blinzelnd erkannte ich Cody, der in meiner Zelle über mir erschien. Ich wollte seinen Namen sagen, aber ich hatte das Gefühl mein Kiefer war gebrochen.

"Gute Idee mit dem Schlüssel." Lobend riss er meinen Körper vom Boden hoch. "Ich konnte mich befreien. Als er zurück kam um bei dir den Schlüssel zu suchen, habe ich die Gitterstäbe durchbrochen und ihn zum Teufel gejagt." Er redete viel, ununterbrochen, während er mich durch die Gänge trug. "Sie sind hier. In ein paar Minuten geht der Angriff los. Dann sollten wir außer Griffweite der Vampire sein. Bis jetzt läuft es ungewöhnlich gut." Ich musterte ihn. Seine Züge hatten sich verändert. Er war wieder ganz Mann. Die Bestie hatte sich zurück ziehen können. Scheinbar war er  die Ketten schon ein Weilchen los. Offenbar hatte er nur auf das Zeichen gewartet das es los ging.

"Adrien würde Sophia am liebsten hier und jetzt töten. Doch wir wissen nicht wie weit sie noch mit ihrer Macht verbunden ist. Ein Blick könnte reichen Adrien zu Stein werden zu lassen. Ich fürchte dieser Kampf wird noch eine Weile an Vorbereitungen benötigen."

Gebrabbel verließ meinen Mund, von dem ich selbst nicht wusste was es bedeuteten sollte. "Ja. Aber erst einmal suchen wir uns einen guten Ausweg. Die kleine Gruppe die uns hier heraus holen soll, ist aufgebrochen." Mit einem schnellen Schwung zu seiner linken Seite, verschwanden wir in einem weiteren Gang. Von diesem wusste ich das er nicht nur in Richtung der Folterkammern führte, sondern auch zu einer großen Wendeltreppe von der ich wusste das ich dort herunter gekommen war. 

Zu meinem erstaunen lief er jedoch daran vorbei. Mein Herz rutschte in die Hose als wir an der Tür vorüber gingen, die mir die letzten Tage so viel Leid präsentiert hatte. "Wir gehen außen entlang." murmelte Cody leise. "Hörst du es? Das Heulen? Ein kleiner Trupp aus Adriens vier besten hat das Ablenkungsmanöver gestartet." ich strengte mich an, doch meine Menschlichen Sinne waren nutzlos hinter den dicken Mauern. "Sie wissen das die Lykaner da sind. Sophia wird jetzt nach dir rufen lassen." Kurz verstummte er bevor er leise angespannt weiter sprach. "Adrien ist vor den Mauern. Wir müssen es alleine bis über die Mauer schaffen." Wie stellte er sich das vor? Sollten wir uns hindurch teleportieren? Sollte das ein Scherz sein? Wir würden in diesem Flur ende wie in der Falle sitzen. 

"Keine Panik." er hörte wie mein Herz raste. "Wir haben einen kleinen Plan ausgearbeitet. Wir müssen nur in Sichtweite der Hexen kommen. Sie werden uns in Sicherheit portalieren." Hexen? Sollte er mich auf den Arm nehmen, war dafür nicht der richtige Zeitpunkt. "Wir müssen dafür nur durch diesen Teil der Wand." Jetzt hörte der Spaß aber auf. Ich grunzte wütend und versuchte mich von ihm stemmen. Tatsächlich setzte er mich auf dem Boden ab. "Halt dir die Hände vor die Augen. Ich muss da kurz ein paar Umbau Maßnahmen durchführen." Was? Bevor ich mir ausmalen konnte was er damit meinte, verwandelte sich der Mann in einen gigantischen Lykaner, dessen Kopf gegen die Decke schlug. Knurrend zog er diesen ein. In meinem Leben hatte ich noch nie eine solche Kreatur gesehen. Er war riesig, größer als der den Sophia versteinerte, seine Ohren waren lang und spitz an den Enden. Das Maul war riesig, ebenso die Pfoten an denen er lange Klauen trug. Er ging wie ein Mensch aufrecht auf den Hinterbeinen. 

Diese Kreatur zu der er geworden war, sie sah so...brutal und bösartig aus. Und das obwohl ich wusste das er immer noch Cody war. Es war grob gesagt etwas furchteinflößend. Doch im selben Moment fragte ich mich auch, wenn Cody bereits diese Statur und Kraft besaß, wie würde Adrien dann aussehen? Sein Lykaner?

Es krachte wie Donnerschlag, als Cody die Mauer einriss, in dem er mit aller Kraft seinen Körper dagegen schlug. Er brauchte nicht mehr wie zwei Versuche, da klaffte ein gewaltiges Loch in der Wand. Ein Loch das mir die Sicht auf den klaren Wolkenlosen Abendhimmel gewährte. Noch während ich die frische Luft einatmete, hörte ich die Schritte der Vampire die nun die Wendeltreppe herunter rannten. 

In Eile zerrte mich der Lykaner über seine Schultern, wobei mich seine Krallen ein wenig schnitten. Ehe ich hätte schreien können, nahm er Anlauf und sprang. 

Mir blieb die Luft weg als ich erkannte das wir in einen unglaublich tiefen Abgrund vielen. Ich wollte schreien, doch ich war zu sehr damit beschäftigt mich an dieses braun-graue Fell festzukrallen. Wir würden sterben. Das Schloss war auf einem Felsen errichtet und dieser Abgrund wollte einfach kein Ende nehmen. Ich fragte mich wie genau Cody vorgehabt hatte uns aus einer beschissenen Situation zubekommen, wenn er uns gleich drauf in die nächste steuerte. 

Wir konnten diesen Aufprall doch unmöglich überleben! Selbst ein verdammter Lykaner konnte das nicht! Verflucht wir vielen immer noch und er war die Ruhe selbst. 

Dann sah ich es. Etwas unter uns blitze lila auf. Dann rot, dann wieder lila. Es war gleißend hell und spiral förmig und wiederholte sich fortlaufend. "Ah, sehr gut. Sie versuchen uns aufzufangen." WAS? ich starrte weiter in die tiefe des Abgrundes. Uns auffangen? Verdammt, hatte er gesagt sie versuchten es bloß? Mir wurde schlecht und ich schaffte es endlich zu schreien. Laut und voller Verzweiflung, während ich mit ansehen musste das Cody sich von Lykaner zu Mensch verwandelt hatte. "Keine Sorge, uns passiert nichts." Fick dich, Cody. Wollte ich ihn anschreien, doch es kam nur der Schrei über meine Lippen. 

Sekunden später tauchte der Lila Kreis direkt unter uns auf. Wir verschwanden darin, es wurde schwarz, dann schlugen wir auch schon dumpf auf den Boden. 

Ich versuchte zu Verarbeiten was geschehen war. Cody stand grinsend und sichtlich erleichtert mit beiden Beinen auf dem Boden. Ich klammerte mich noch immer an seinen Körper und Schrie. Mein Gehirn konnte einfach nicht verarbeiten was da die letzten Tage abgegangen war. 

Mein Herz raste, meinen Gedanken rasten, alles drehte sich. 

Es dauerte bis ich die Gestalten um uns herum wahrnahm. Drei Frauen und ein Mann die sich aus einer krampfhaften Position lösten, bei denen sie in den Himmel geblickt haben mussten. Unter ihnen war die Erde und das Grass verbrannt. 

Hinter Ihnen standen weitere Leute, Männer. "Cody." mein Blick rollte nach links. Adrien. 

Beinahe hätte ich vor Freude aufgelacht, aber der Blick in seinen Augen ließ mich angstvoll zusammen zucken. Da war nichts in seinem Blick außer Wut und Boshaftigkeit. Ich schluckte schwer. "Was haben Sie dir angetan?" ich dachte die Frage seie an mich gerichtet, doch Cody antwortete. Mein Herz schmerzte und das Adrenalin in meinem Körper, dass mich über Tage am Leben gehalten hatte ließ schlagartig nach. 

Meine Augen rollten in meinen Kopf zurück. 






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