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Mit jedem Moment den ich in diesem Großem Bett verbracht hatte wurde mir nur mehr bewusst das ich keine Chance hatte mein eigenes Schicksal zu lenken.

Es war einiges an Zeit verstrichen. Mittlerweile war es mir dank Miriam wieder möglich durch das Zimmer zu gehen. Meine Wunden waren gut verheilt.
Niemand der mich zum ersten mal sehen würde, käme jetzt darauf das mich Vampire systematisch gefoltert hatten.

Adrien hatte allerdings Wort gehalten. Während meines gesamten Aufenthaltes in diesem Zimmer war entweder er selbst oder Cody an meiner Seite gewesen.
Die ständige Kontrolle war nervenaufreibend.

Doch heute sollte endlich der Tag gekommen sein, an dem ich mehr als diese vier Wände zu Gesicht bekommen würde. Durch dieses freudige Ereignis glücklich gestimmt, konnte selbst die Tatsache das Adrien um mich herum wirbeln würde, mir meine Laune nicht verderben.

In den Wochen meiner Genesung hatten wir uns hier und da unterhalten. Ich kannte nun die Namen einiger seiner engsten Vertrauten, wusste wie er zu Cody stand und das seine Leibspeise dickes saftiges Steak mit Bratkartoffeln war. Eine seiner Fähigkeiten war der Kampf mit dem Schwert, eine andere seine Zielsicherheit mit dem Bogen.
Es war klar das er gut in dem war, was er tat. Das hätte ich auch nicht anders erwartet. Was ich nicht verstand war, wie seine wahren Gefühle mir gegenüber waren. 

Natürlich betonte er immer wieder das ich seine Gefährtin sei. Die eine die er für immer bei sich haben musste, da dieses Band durch den Biss geknüpft worden war. Das er mich nicht gehen lassen konnte ohne die Qual durch das Band zu spüren. 
Doch das stellte mich nicht zufrieden. 

Ja, es kam mir beinahe so vor als wäre es nur dieses Band das Gefühle zwischen uns zu erzwingen versuchte, während tatsächliche wahrhafte Emotionen nicht vorhanden waren. Ich konnte es nicht leugnen, dass ich eine gewisse Anziehung verspürte jedes mal wenn er in meiner Nähe war, aber ich schob das auf den Biss. 

Keiner von uns beiden würde jemals so fühlen oder gefühlt haben, wenn es dieses Band nicht gegeben hätte. Es macht mich neugierig zu wissen wie wir uns gegenüber getreten wären, wenn nichts dagewesen wäre, dass an seine Sanftheit appellierte. Wiederholt fragte ich mich ob er mich begnadigt hätte oder ob ich an diesem Abend gestorben wäre. Vielleicht wäre ich auch in den Kerkern gelandet und dort verrottet. Wer wusste das schon so genau. Auf der einen Seite schien mir mein jetziges Schicksal daher gar nicht so schlecht. 

"Worüber zerbrichst du dir wieder den Kopf?" Mein Blick huschte durch den Raum und fand die Augen des Lykaners. Zugegeben, er hatte wirklich schöne Augen, wenn sie nicht gerade vor Wut schmal und schwarz waren. Jetzt sah er mich mit einem angenehm weichen, fast warmen braun an. Die leichten Falten seiner Stirn zeigten das er leicht irritiert wirkte. 

"Es ist nichts." log ich leichthin und stand aus dem Bett auf. "Was habt ihr heute vor, eure Hoheit?" Mit den Tagen die ich in diesem Zimmer verbracht hatte, hatte ich gelernt das Höflichkeit, aber vor allem Ehrerbietung mich weiter brachten als Streiterei und Gezeter.

"Ich werde die Grenzrudelstämme aufsuchen." 

"Wieso?" 

"Die Vampire könnten jederzeit angreifen. Faktisch habe ich ihnen den Krieg erklärt. Ich muss sicher stellen das alle vorbereitet sind." ich nickte leicht. "Ich verstehe." es war etwas gutes das er seinen Untertanen diese Genauigkeit entgegen brachte. Es konnte nur bedeuten das er ein aufmerksamer Herrscher war, der sich um seine Leute sorgte. 

Auch wenn ich persönlich es nie verstanden hatte, Werwölfe waren in dieser Hinsicht tatsächlich warmherziger als Menschen. Denn ich hätte keinen Menschen König gekannt, der sich aus seiner Festung wagte, wenn Krieg bevorstand nur um Dörfer zu inspizieren. Im allgemeinen waren wir in unserer Natur Gieriger, Selbstbezogener, nicht dafür gemacht weiter zu denken oder zu fühlen als über die eigene Familie hinaus. Einige von uns sogar nicht einmal für ihre Familien. Die Werwölfe hingegen schienen mit jedem ihrer Art verbunden zu sein, auf eine Weise die ich noch nicht ganz durchschaut hatte. Was ich aber wusste war, dass sie für ihr Rudel ohne jeden Selbstzweifel in die Schlacht zogen. Und nun da der Krieg mit den Vampiren bevorstand, wollten sich seit einigen Tagen sogar die Rudel mit Aiden verbünden, die dies zuvor strickt abgelehnt hatten. Jene Rudel mit denen er Monate zuvor noch im Kampf gelegen hatte.

The Lycan King Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt