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"Um nochmal zu meiner eigentlichen Frage zurück zu kommen; Warum hast du mich hier her gebracht?" Der Vampir an meiner Seite führte mich derweilen geradewegs durch die offenen Tore der Burg.

"Du wolltest doch hier her."

"Stimmt. Aber wer würde als Vampir in einem Lykaner Gebiet herum Streunern und einem Menschen einfach mal so helfen?"

"Ich, offensichtlich." Grinsend deutete er auf eines der Bilder. "Unsere Herschaftsfamilie. Der Adel, wenn du es so willst." Und jetzt gab er mir auch noch Geschichtsstunden. Er war ein merkwürdiger Kauz, aber immerhin hatte er mich noch nicht Gebissen. Oder eingesperrt, oder oder oder. Kaum zu fassen wie blind ich mich auf diesen Kontakt einließ.

"Okay" murmelnd sah ich nach hinten. Der Ausgang war immer noch offen. Bei seinem Tempo war es vermutlich aber auch egal.

"Das wird jetzt nicht ganz nach deinen Wünschen verlaufen, vermute ich."

"Hm?" Wir hatten eine große Halle erreicht. Sie war nahezu identisch zu der des Lykaner Königs. Nur das hier Bilder von Vampiren an den Wänden hingen.

"Du wolltest den Lykanern entkommen."

"Ja. Etwas anderes von der Welt sehen." Er nickte sachlich. "Setz dich ruhig." Das tat ich. Diese Halle wirkte so kalt auf mich.

Der Vampir tippte sich an die Nase. "Es war kaum zu überriechen." Blitzschnell verschwand er und tauchte in einer ganz anderen Ecke wieder auf. Vor einem Gemälde das ihm durchaus ähnelte. Ich fing langsam an zu begreifen. "Du hattest engeren Kontakt zum Alpha nicht wahr?" Darauf zu antworten zögerte ich keine Sekunde. Eine Antwort hatte ich mir schon im vornherein überlegt.

"Natürlich! Ich bin eine seiner Köchinen und serviere ihm die Mahlzeiten. Manchmal auch in seinen Gemächern." Meine Stimme klang fest und überzeugt. Also beschloss ich noch eine Schippe drauf zu legen. "Wie ich hörte, hat er angeblich eine geheime Liebschaft. Einmal habe ich sie, denke ich, wohl ausversehen bei etwas privaterem unterbrochen." Schulterzuckend betrachtete ich seine Mimik. Diese ließ nicht sonderlich fiel erkennen. "Wie gesagt, ich wollte daher mal was anderes sehen. Ein Leben als Köchin ist nicht wirklich was ich für erfüllend halte. Noch dazu wenn der König überaus ungut auf einen zu sprechen ist."

"Hmm. Es ist sonst nicht meine Art, aber ich würde dir Asyl anbieten. Hier, in meinem Reich." Schwer schluckend erhob ich mich. "Deinem Reich?"

"Ja. Dieses Reich steht unter meiner Herrschaft. Sowie unter der meiner Schwester. Meiner Brüder und unseren Eltern. Wir haben dieses kleine beschauliche Land in fünf Herrschaftszonen unterteilt. Du befindest dich in meiner Zone." Davon hörte ich zum ersten mal. Aber die Bilder hier waren deutlich, wenn ich sie etwas genauer betrachtete konnte ich ihn sogar erkennen. In der hintersten Reihe. "Ähnlich wie bei deinen Lykaner Freunden."

"Ist das so?" Fragte ich neugierig.

"Was denkst du warum Krieg in eurem Reich herrscht? Lykaner sind eigen. Ähnlich wie wir, haben sie das Land in drei Hauptreiche unterteilt. Nur das diese in weitere kleine Alpha Nebenreiche untergliedert wurden." Ich verstand es nicht. Und das sah man mir auch schnell an. Der Vampir stöhnte leise.

"Pass auf; Der Lykaner König hat bereits zwei der drei reiche erobert. Er herscht daher über zwei Länder und über acht Alphas, die auf seinem Land über acht kleinere Rudel herschen. Wie Bürgermeister die unter einem König stehen. Das letzte Reich widersetzt sich allerdings. Sie halten nichts von einer herrschenden Kraft. Daher der momentane Krieg im Werwolf Reich. Vorteil deines Königs: er ist wohl der letzte Lykaner aus einer blutline der Herschaftsfamilie."

"Wow. Woher weißt du das alles?"

"Ich hatte Jahrhunderte es mit zu verfolgen. Also verstehst du es?"

"Ich denke schon." Ohne es zu wollen knabberte ich an meiner Unterlippe, bis sie blutete. Das Augenlicht des Vampires wurde rot. Doch er hielt sich im Zaun. Flippte nicht aus. "Schön. Nun, da du dass verstanden hast, erkläre ich dir gerne was ich von dir will." Es war also doch ein Haken an der ganzen Nettigkeit die er mir entgegen gebracht hatte. Das war zu erwarten gewesen.

"Keine Sorge, ich werde dir nichts tun. Aber ich verlange für dein Asyl, dafür das du hier leben kannst, nur eines. Tu so, als wärst du meine neue Frau." Ich schob meine Augenbrauen zusammen. Sollte das ein Witz sein? Wenn ja, war er nicht sonderlich komisch.

"Ich weiß wie sich das für dich anhört, doch es gibt einen ganz einfachen grund. Dein König führt Krieg um der allein herrschende zu sein. Ich nutze Taktiken um mich an das Kopfende des Tisches zu befördern."

"Mein Kopf platzt gleich." Beschwerte ich mich. "Du hattest recht. Ich war nicht nur zum Spaziergang im Lykaner Reich. Ich suchte nach einer Frau, die nach einem mächtigen Wolf riecht. Da du förmlich nach ihm stinkst, habe ich dich ausgewählt."

"Ausgewählt? Für was? Für diese fake- meine -Ehefrau -Sache?"

"Ja." Schlicht grinste er mich an. "Du trägst kein Mal, riechst nach dem Alpha. Wenn ich dich als meine Frau bei meiner Familie vorstelle, kommen sie auf den Gedanken deine Informationen über den Lykaner Krieg zu verwenden. Damit ich das zu lasse, verlange ich den Platz des Redeführers am Tisch. Die höchste Machtstufe." Sein grinsen wurde breiter.

"Aber ich weiß doch gar nichts."

"Das ist egal. Sie müssen es nur denken. Solange du so nach ihm stinkst, glauben sie mir das du für mich dort spioniert hast. Informationen sind heutzutage so viel wert. Auf ihnen wird der Krieg ausgetragen. Und wenn sich die Wölfe selbst genug geschwächt haben, erweitern wir unser Reich."

"Also ich bezweifle das dass funktioniert."

"Wir werden sehen. Wenn du Einwilligst, darfst du dein eigenes Zimmer beziehen. Du kannst dich in meinem Reich frei bewegen und niemand wird dir etwas antun."

"Und wenn ich ablehne?" Er seuftze frustriert. "Dann bringe ich dich dahin zurück wo ich dich aufgelesen habe."

"Also habe ich eigentlich keine Wahl?"

"Nein. Ehrlich gesagt nicht. Ich brauche diese Macht und ich werde alles dafür tun."

"Dann von mir aus. Aber ich werde dich nicht berühren oder gar küssen!" Stellte ich meine Bedingungen auf. "Körper Kontakt ist sowas von verboten." Nickend bot er mir seine Hand zum Handschlag. Es dauerte etwas, doch dann nahm ich sie an und schüttelte sie kräftig.
Es würde besser werden als bei ihm. Denke ich zumindest. Und wenn ich nicht mehr wollte, würde er mich zurück bringen. Soviel Ehre gestand ich ihm zumindest zu.

"Wunderbar. Solange der Geruch noch so stark ist, sollten wir meine Familie aufsuchen." Ich verschwendete keinen Gedanken mehr an das Reich des Lykaner Königs und ließ mich auf den Vampir ein.

The Lycan King Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt