#26 Unzufriedenheit

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"Eleonor, steh' nicht so dumm herum, ein bisschen Haltung bitte!" motzte der Sportlehrer an der Reichskursantenschule einmal mehr den Schüler an, den er am allermeisten auf den Kieker hatte.
"Ja Herr Sakenmann" erwiderte der ergeben, sich mit diesem Arsch von einem Lehrer anzulegen brachte nach seiner Erfahrung wenig.
"Bestimmt träumt er wieder ein großer Star zu werden wie dieser Isador und dann die große Liebe mit einem Erzfürsten zu finden" höhnte gleich die Sportskanone seiner Stufe welcher natürlich der absolute Lieblingsschüler des Sakenmann war.
Brodor Fotänker, ein Typ der das an Muskeln zuviel hatte was ihm an Gehirnzellen fehlte, der sich aber dennoch für den Überflieger hielt und alle mobbte, die anders waren als er selbst, sprich ein bisschen mehr Grips hatten.
Doch selbst an der Reichskursantenschule in Keizerstad hat die Moderne Einzug gehalten und es wurden Jungen und Mädchen zusammen unterrichtet.
So erscholl jetzt auch eine freche Mädchenstimme: "Hat der Sakenmann wieder Frust weil für seine Familie der Griff zur Macht nicht weiter als bis ins Lehrerzimmer geführt hat?"
"Isadora Dankäner" brüllte der auch sogleich, "sofort zum Schulleiter!"
Eleonor musste lächeln, auf seine beste Freundin Isadora war halt immer Verlass.
"Grins' nicht so dämlich!" fauchte ihn der Sakenmann auch gleich sofort an.
"Besser dämlich grinsen als dämlich unterrichten!" rief Isadora da auch schon bevor sie beim Hinausgehen die Tür hinter sich zuschlug.
"Boah, die braucht echt mal einen Fick!" kam da auch schon der nächste Geistesblitz von Brodor.
"Keiner hat es hier wohl so nötig wie du Brodor" höhnte nun ein anderes Mädchen.
"Halt die Klappe Maralda, ich bin eine Wucht im Bett" blökte der natürlich sofort.
"Sagt wer?" erkundigte sich Maralda scheinheilig, "deine Hand? Die Matratze...?"
"...oder der Sakenmann?" ergänzte nun ein drittes Mädchen.
Allgemeines Gelächter, selbst Eleonor konnte sich nun ein Kichern nicht mehr verkneifen.
"Wer war das?" explodierte der Sportlehrer indessen vorne, "wer hat das gesagt?"
"Wer hat was gesagt?" erkundigte sich Maralda unschuldig.
"Das eben!" brüllte Sakenmann und lief ganz rot an.
"Dass 'Brodor der Muskel' Ihr Lieblingsschüler ist?" Maralda hatte es wirklich drauf..
"Ja!" blökte Sakenmann, dann fiel ihm auf, dass das nicht so intelligent war, "also Nein, ich habe doch nicht mit Brodor..."
"Haben Sie nicht?" Das war wieder das dritte Mädchen. "Dabei hat Brodor es doch so nötig..."
Jetzt erkannte natürlich auch der Sportlehrer die Stimme.
"Eranda Andorsen!" rief er wutentbrannt, "zum Schulleiter, sofort!"
"Bin schon unterwegs" erwiderte Eranda, "ich richte ihm dann aus, dass Sie frustriert sind weil Brodor Sie nicht ranlässt!"
"Ich bin nicht frustriert wegen Brodor!" kreischte Sakenmann ihr nach.
Eranda drehte sich noch einmal um im Abgang: "Ach nicht? Dann vielleicht weil Eleonor Sie nicht ranlässt. Das würde erklären warum Sie immer so zickig zu ihm sind..."
"Ich..." empörte sich der Lehrer doch da fiel die Tür schon mit einem lauten Knall hinter Eranda zu.
"Ärgern Sie sich nicht" versuchte Brodor nun seinen Lieblingslehrer zu beruhigen, "Sie und Eleonor, das glaubt doch keiner. Wir wissen doch alle, dass der nur Erzfürsten in seinen Arsch lässt..."
Das seine Aussage mitnichten ein Argument gegen die Behauptung war, Sakenmann wolle Eleonor an den Arsch, dass raffte Brodor leider nicht.
Der Rest der Klasse allerdings schon und sie brach in lautstarkes Gelächter aus.

Wenn der Lehrer nicht immer wieder versucht hätte ihn runterzumachen hätte Eleonor sogar  durchaus Mitleid mit Dandor Sakenmann gehabt.
Dessen Großvater hatte nach der Macht ge- und sich dafür an Isador vaf Turnet vergriffen. Deswegen hatte der spätere Kaiser ihn erschossen wie einen tollwütigen Hund.
Sein Vater hatte ebenfalls nach der Macht gegriffen und dafür hatten die Sorener den Bunker unter dem Hauptquartier des Storeledar mit seinem Hirn und seinem Blut tapeziert und den kleinen Dandor mit drei Jahren zum Halbwaisen gemacht.
Und dann hatte der neue Kaiser in den Vendy-Prozessen, den Lager-Prozessen und den Kinäden-Hasser-Prozessen die Vergangenheit rücksichtslos aufklären und alle und jeden aburteilen lassen den man dafür noch zur Verantwortung ziehen konnte.
Danach war der Weg ins Militär für einen jeden mit dem Nachnamen Sakenmann unwiderruflich versperrt und so wurde ein frustrierter Dandor Sakenmann dann ein ebenso frustrierter Sportlehrer.
Immerhin an der Reichskursantenschule, aber immer vor Augen, dass die Kinäden gewonnen hatten.
Natürlich hatte er einen Schüler wie Eleonor, der so sehr an Isador vaf Turnet erinnerte, der als berühmter Absolvent der Reichskursantenschule heutzutage natürlich an allen Ecken geehrt wurde, auf dem Kieker.

Das Erbe der Götter (zensierte Variante)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt