Blass wie eine frisch gekalkte Wand wurde Terastan bei den Worten seines Sohnes.
Dann sprach er mit tonloser Stimme: "Nein, das hast du alles nicht getan..."
"Siehst du" setzte Evan nun noch nach, "und hättest du das alles nicht getan, wäre weder die Tatsache, dass ich mich verliebt habe noch in wen ich mich verliebt habe noch in wieviel ich mich verliebt habe ein Problem!"Das war er, der Moment vor dem sich Terastan die letzten siebzehn Jahre gefürchtet hatte. Der Moment in dem ihm sein eigener Sohn seine Vergangenheit vorhalten würde und er nichts dagegen sagen konnte, weil nichts dagegen zu sagen war.
Mit zitternden Händen legte er das Besteck neben seinen Teller ab, dann schnappte er förmlich nach Luft.Selbstverständlich entging Evan das nicht und ihm war auch sofort klar, dass er zu weit gegangen war. Aber er konnte seine Worte nicht ungesprochen machen und zurücknehmen konnte er sie auch nicht. Und selbst wenn, er hätte es auch nicht gewollt.
Trotzdem erfasste ihn Mitleid seinen Pator so mitgenommen, ja beinahe gebrochen zu erleben.Doch er war nicht der Einzige dem es nahe ging Terastan so zu sehen.
Auch Ivenej schmerzte es seinen Virion so leiden zu sehen.
So wandte er sich nun vorwurfsvoll an seinen Sohn. "Wie kannst du es wagen" fuhr er ihn an, "deinem Pator solche Vorhaltungen zu machen? Meinst du er ist stolz auf die Fehler seiner Vergangenheit? Meinst du es verletzt ihn nicht, wenn sein eigener Sohn sie ihm zum Vorwurf macht?"
Das hätte er besser nicht gesagt.
Denn diesen Schuh sich anzuziehen war Evan mitnichten bereit.
"Meinst du er ist klug beraten sich vor dem Hintergrund seiner Vergangenheit ein Urteil über meine Beziehungen zu erlauben?" konterte er, "meinst du, es macht mein Leben leichter wenn der dunkle Schatten meines Pators ständig auf mir lastet?"
"Das kannst du doch so nicht sagen!" widersprach ihm Ivenej.
"Kann ich nicht" regte sich Evan nun auf, "und ob ich das kann. Warum wohl denkst du haben sowohl Letons als auch Issans Eltern mehr ein Problem damit, dass sie etwas mit mir haben als sie ein Problem damit haben, dass ihre Söhne eine Dreiecksbeziehung führen wollen?"
Ivenej wusste keine Antwort darauf und so fuhr Evan beinahe triumphierend fort: "Ich kann es dir sagen. Weil ich für die nicht Evan bin. Weil ich für die nur der Sohn von Terastan bin. Weil alleine diese Tatsache bei denen böse Erinnerungen, Vorbehalte und Ängste auslöst, egal was ich selbst getan habe, tue oder tun werde!"
"Woher willst du das wissen?" widersprach Ivenej ihm.
"Sowohl Leton als auch Issan haben schon zu Hause zu hören bekommen, dass man es nicht gut findet wenn sie mit mir befreundet wären, geschweige denn, dass sie mit mir zusammen sind" erklärte Evan, "wir telefonieren und schreiben regelmäßig – und Issan sehe ich jeden Tag in der Schule!""Er hat recht, unser Sohn hat recht" meldete sich Terastan nun wieder zu Wort.
"Ich habe kein Problem damit, wen er liebt, ich habe kein Problem mit Issan oder Leton oder mit beiden zusammen" fuhr er fort, "ich habe Angst, dass man meinen Sohn ablehnt weil er mein Sohn ist.
Weil ich weiß was alleine der Gedanke an mich in An-Isadur ab Torris und noch mehr in Trevan ab Oceania auslösen muss.
Ich möchten meinem Sohn ersparen, dass man sich gegen ihn wendet, dass er als Freund, Partner, Virion oder was auch immer unerwünscht ist, nur weil ich sein Pator bin."
"Und dann denkst du, der richtige Weg sei, mir meine Gefühle und Entscheidungen schlecht zu reden?" Jetzt war Evan kurz davor seine Fassung zu verlieren.
"Nein, das denkt er natürlich nicht" warf sich Ivenej gleich für seinen Virion in die Bresche.
"Ich habe einfach garnicht gedacht" gab Terastan zerknirscht zu.
"Und ich möchte mich deswegen nicht mit euch streiten" erklärte Evan, "ihr könnt die Vergangenheit nicht ändern. Sehr wohl aber die Zukunft. Und da würde ich es begrüßen wenn ich mich auf die Unterstützung meiner Eltern auch dann verlassen kann, wenn meine Entscheidungen das Risiko einer Ablehnung oder Enttäuschung beinhalten."Terastan und Ivenej wechselten einen Blick, dann sprach Ersterer: "Ich denke es ist an der Zeit, dass ich mit meinem Bruder rede, mit Isador und mit Trevor..."
Evan war sich nicht sicher, dass es an der Zeit dafür war.
"Ich weiß nicht" erhob er daher Einwände, "nicht, dass es nachher noch schlimmer wird..."
"Denkst du deine beiden Amoamicons würden sich von dir abwenden wenn dein Pator etwas falsches macht?" erkundigte sich Ivenej.
"Was? Nein! Niemals...." antwortete Evan sofort.
"Dann lass es deinen Pator wenigstens versuchen" bat Ivenej nun, "ich verspreche ich werde dabei sein und aufpassen."
"Ich werde euch eh nicht davon abbringen können oder?" stellte Evan fest, "dann versucht es. Aber versucht nie wieder mir reinzureden mit wem ich befreundet bin."
"Werden wir nicht mehr tun" versprach ihm Terastan nun.
"Dann wünsche ich euch viel Glück" erwiderte Evan.
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Das Erbe der Götter (zensierte Variante)
Science FictionZwanzig Jahre nachdem Trevor die Herrschaft über sein Vaterland zurückgewonnen hat, nähert sich die nächste Generation dem Erwachsenenalter. Einer von ihnen wird das Erbe der Götter antreten können ‐ und müssen? Einer von ihnen wird der nächste Div...