#115 Macht sie fertig! Aber wie?

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Es war Taejo der Lison kurz darauf fand.
Langsam ging der große und starke Kitaier vor ihm auf die Knie und zog Lisons Aufmerksamkeit auf sich in dem er ihm vorsichtig über die Haare strich.
Lison hob seinen Kopf und ein verzweifelter Blick aus verweinten blauen Augen traf Taejo.
"Magst du aufstehen?" fragte Taejo ihn leise.
Aber Lison schüttelte nur den Kopf.
Kurz überlegte Taejo, dann aber schob er seine Arme einfach um und unter Lison herum und durch, hob ihn hoch und meinte "Du kannst aber nicht einfach hier in der Ecke sitzen bleiben..."
Der Blauäugige erwiderte nichts, leistete aber auch keinen Widerstand als Taejo ihn nun wegtrug so wie ein kleines Kind das sich beim Spielen weh getan hatte.

Natürlich kannte Taejo den Weg zu den privaten Gemächern des Deputy King im White Castle, von daher brauchte er nicht lange bis er diese mit Lison erreicht hatte und ihn dort auf einem Sofa behutsam absetzte bevor er sich auf Selbigem neben ihm platzierte.

"Du hast also unseren Männern den Spiegel vorgehalten hmm?" fragte er ihn dann.
Wieder traf ihn ein Blick aus tränenverzierten Augen, gefolgt von einem Nicken.
"Das war sicherlich nicht einfach für dich" vermutete Taejo.
Erneut nickte Lison.
"Und nun hast du Angst vor deiner eigenen Courage?" erkundigte sich Taejo.
"Ich mag keinen Streit..." wisperte Lison.
"Du magst aber auch keine Gewalt und Ungerechtigkeiten" stellte Taejo fest
Und wieder nickte Lison.
"Simon liebt dich" erklärte Taejo nun, "und Trevon mag dich sehr..."
Ein fragender Blick aus blauen Augen traf ihn.
"...das hört nicht auf nur weil du ihnen eine Wahrheit sagst, die sie vielleicht nicht hören wollen" fuhr Taejo fort.

Sein Verstand sagte Lison, dass Taejo recht hatte. Sein Herz sagte ihm das in Bezug auf Simur auch.
Aber seine Ängste waren sich da nicht so sicher. Freundlich ausgedrückt.
"Trotzdem habe ich Angst..." schniefte er leise.
"Es ist besser Zweifel daran zu haben das Richtige zu tun" erwiderte ihm Taejo darauf, "als etwas zweifelhaftes zu tun und es für das Richtige zu halten."
"Ich zweifele immer..." merkte Lison leise an.
"Weil du nicht immer nur an dich denkst" sprach Taejo, "das unterscheidet dich von vielen, das macht dich aber zu keiner schlechteren Person. Im Gegenteil..."
Dann zog er Lison noch einmal in seine Arme, hielt ihn tröstend bis dieser sich beruhigt hatte.

Als das passiert war, erklärte Taejo: "Ich schaue dann mal nach unseren Virions..."

Bei denen hatte Simur als Erster seine Sprache wiedergefunden.
Die Worte von Lison zeigten Wirkung.
"Lison hat recht" erklärte er, "so können wir nicht vorgehen. Gerade wir nicht. Wir handeln wie Terastan es einst getan hätte!"

Obwohl es nicht das war, was Trevor gerne gehört hatte, kam er nicht umhin sich einzugestehen, dass Lisons Vorhaltungen zutreffend waren und Simurs Schlussfolgerungen ebenfalls. Eine Autobahn voller Fahrzeuge mit Zivilisten - und seien sie noch so sehr dabei gewesen zum Feind überzulaufen - einzuäschern, war keinen Deut besser als die Hauptstadt eines Angreifers samt ihrer Bewohner zu fissionieren.
Sicher, Beksach hatte hunderttausenden Menschen das Leben gekostet, die Bombardierung des I-95 nur tausenden. Aber ethische Verwerflichkeit eines Handelns war keine Frage der Mathematik.

"Ich stimme dir zu" erwiderte Trevor daher, "Lison hat Recht. Aber wir können uns nicht leisten diesen Kampf zu verlieren nur weil wir uns ethisch richtig verhalten wollen..."
"Aber der Zweck kann nicht alle Mittel heilen" widersprach Simur.
"Das stimmt. Aber wir beide wissen sehr genau was passiert wenn diejenigen die in diesen sogenannten Konföderierten Staaten des Südens das Sagen haben gewinnen" hielt Trevor dagegen, "und ich meine garnicht, dass wir Archpeers an Macht verlieren. Ich meine die Rechte von Menschen mit einer anderen Hautfarbe oder Ethnie als Brandon Wanker, ich meine die Emanzipation von Frauen, ich meine die Rechte von Menschen die das gleiche Geschlecht lieben und begehren. Wir haben alle in Nordens Reike unter meinem Vater gesehen, wohin das führt...
...ich kann und werde nicht zulassen dass die gewinnen!"
"Aber die Frage mit welchen Mitteln wir das nicht zulassen ist schon berechtigt" hielt Simur nun dagegen.

Das Erbe der Götter (zensierte Variante)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt