#69 Die Tücke liegt im Detail

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Mit dem Tag nach Evans Geburtstagsfeier waren auch die Ferien in Sore, Nordenland und Angevinien vorbei.
Das bedeutet für eine ganze Reihe von verliebten und sich liebenden Paaren die Trennung.
Eleonor musste sich von Gaston trennen und zurück an seine Schule nach Keizerstad.
Leton musste zusammen mit Taephorn zurück nach Angeviniana ans King's College.
Während Evan und Issan das gefasst nahmen, taten die beiden frisch verliebten Taeran und Taephorn sich schwer mit der Trennung.
Der vorher noch so unnahbare Taephorn heulte wie ein Schlosshund und wollte Taeran garnicht loslassen so dass Leton sich am Ende gezwungen sah, ihn mit sanfter Gewalt von diesem zu trennen und ihn mit der Hilfe von Levon und Taylon in den Flieger zu bringen.

Zurück bliebt ein untröstlicher Taeran der überhaupt nicht damit fertig wurde, dass sein kleiner Prinz nun plötzlich so emotional werden konnte.
Ivan, Mercur und Evan hatten alle Hände voll zu tun ihn aufzumuntern und ihn damit zu trösten, dass es bis zu den Winterferien ja nicht so lange mehr hin sei.

Issan aber dachte schon über etwas anderes nach.
Wäre es nicht schlau, überlegte er, wenn Taephorn vom King's College nach Sore wechseln würde und dafür Evan und meine Wenigkeit ans King's College kämen?
Eigentlich müsste man dafür nur Taephorns Eltern von Leton auf Taeran 'umpolen'. Das sollte doch jetzt wo Taeran absehbar über Samhanguk herrschen würden doch machbar sein.
Die eigentliche Frage war mehr: Wie käme er nah genug an Prinz Liang Taehyung und Königin Tommo Mei heran um diese von seinem Plan zu 'überzeugen'?

Ein Ausflug nach Khamarinien wäre da sicherlich sinnvoll.
Nur, ihn würde Tommo Mei kaum empfangen.
Aber Leton schon.
Also, er musste mit Leton nach Khamarinien.
Das war der Plan.

Auch Taejo hatten nun einen Plan.
Seiner war allerdings von einer etwas delikateren Natur.
Immerhin musste er nun die Spitzen von Staat und Gesellschaft in den Vereinigten Reichen des Nordens und im Sorenischen Reich davon überzeugen, dass es eine gute Idee sei, dem allseits geschätzten An-Taetsin die Erinnerungen an eine unschöne Begegnung mit einem entfernten Vorfahren von ihm herauszuvögeln.

Außerdem waren da noch zwei Dinge, die ihn in diesem Zusammenhang beschäftigten.
Er wusste um die enge Freundschaft von An-Anadur und An-Taetsin und fragte sich daher ob es nicht eine gute Idee wäre wenn der Uxvimperator auch mit von der Partie wäre.
Allerdings, er konnte ja kaum den Uxvimperator zu einer Orgie hinzubitten ohne auch den Divinimperator einzuladen.
Und da stellte sich die Frage, wie man als Kaiser von Tihonguk den Hochkaiser von Sore zu so etwas einlädt? Die Lehrbücher für höhere Diplomatie schwiegen sich über so etwas leider aus.

Die andere Sache war Ivenej.
Taejo erinnerte sich noch gut, dass An-Taetsin ihn für Fedej den Grausamen gehalten hatte.
Mit ihm selbst war ein Nachfahre von Taego, ein Liang, ja mit dabei, aber wäre es nicht auch sinnvoll einen Nachfahren von Fedej, einen Rurikawitschi, dabei zu haben?
Nun, Ivenej war allgemein beliebt und es stellte überhaupt kein Problem da, ihn in ihren erlauchten Kreis aufzunehmen. Aber Ivenej war der Uxvir von Terastan und wenn man ihn dabei haben wollte, hieß das, dass man auch Terastan dabei haben würde.
Taejo, der von der Versöhnung der beiden Brüder noch nichts wusste, befürchtete, dass es dafür sehr viel Überzeugungsarbeit bedurfte.
Er wusste allerdings jemanden dessen Fähigkeiten zu Überzeugen die Seinigen bei weitem übertrafen. Nämlich Isador.

So war es für An-Taetsin überraschend, für Taejo aber nur folgerichtig, als dieser ihm anbot, seine nun anstehende Heimreise statt mit einem Linienflug doch mit ihm in einer Regierungsmaschine zu machen, da dieser selbst in Sore Urbs Termine wahrzunehmen habe.

***

"Also, um das noch einmal zusammen zu fassen" resümierte Meran, "du möchtest deine Erinnerungen an die Nacht des weinenden Jungen dadurch verdrängen, dass du in diesem Sommerpalast bei Tschinkyu das ganze nochmal nachspielst, nur auf freiwilliger Basis und ohne Gewalt, bei welcher Gelegenheit wir dann auch gleich sozusagen der Foramflos beitreten?"
An-Taetsins ebenso schlichte wie entwaffnende Antwort lautet schlicht: "Ja."
"Also ich habe sicher kein Problem damit, wenn wir beide da mitmachen" erklärte Meran nun, "bei Libulan, was war ich damals sauer, als du gerade dabei warst das Thema anzusprechen und dann fährt uns diese dumme Planschkuh deinen Camir kaputt..."
"Du hättest es danach aber ruhig nochmal thematisieren können" meinte An-Taetsin dazu achselzuckend.
"Ich wollte dich nicht unter Druck setzen, wollte nicht, dass du denkst du müsstest mir zu liebe..." hob Meran an, dann fiel ihm etwas ein und empört fuhr er fort: "...außerdem hättest du es ja auch danach nochmal thematisieren können!"
"Stimmt" gab An-Taetsin zu, "also wie du siehst bin ich bereit mich darauf einzulassen..."
"Dann bleibt nur noch die Frage: Bist du dir sicher, dass das für den Ort die richtige Idee ist?" kam es nun von Meran.
"Wie sicher kann man bei so etwas schon sein?" erwiderte, "aber es fühlt sich richtig an. Außerdem, es gibt wohl keinen größeren Triumph über die beiden fürchterlichen Prinzen als wenn ich an dem Ort ihrer Untaten das erste Mal seit dieser Untaten die Liebe mit mehreren Beteiligten genießen werde. Mal abgesehen davon, dass ich noch lebe und die lange tot sind!"
"Letzteres ist allerdings ein wirklich gewichtiges Argument" gab Meran zu, "also dann, wie geht's dann weiter?"
"Taejo kümmert sich" erklärte An-Taetsin, "es reicht ja nicht aus, dass du und ich wollen, da haben ja auch noch ein paar Andere ein Wörtchen mitzureden."
"Das stimmt allerdings" erwiderte Meran, "also warten wir ab was Taejo erreicht?"
"Das ist erstmal der Plan" bestätigte An-Taetsin, "aber mal etwas anderes: Was ist mit unserem Sohn und Taephorn?"
"Oh, du weißt es noch nicht?" staunte Meran.
"Was weiß ich noch nicht?" hakte An-Taetsin nach.
"Also sind sind zusammen, ganz richtig" berichtete Meran, "aber trotzdem ganz unglücklich weil Taephorn zurück ans College nach Angeviniana musste und Taeran ja erst einmal hier weiter zur Schule geht..."
"Oh, die ganz großen Herzschmerz-Gefühle" witzelte An-Taetsin, dann wurde er ernst und meinte: "Über die ich mich garnicht lustig machen sollte. Wegen solcher Gefühle hat mein Schwarm der Schulzeit das Andenken an meine Familie in Tihonguk bewahrt und mehr als achtzig Jahren auf meine Rückkehr gewartet..."
"Dein Jugenschwarm, wer war das denn?" Meran war plötzlich sehr neugierig.
"Namchun" erwiderte An-Taetsin, "Heshen Namchun...."
"Heshen Namchun? Der Heshen?" Jetzt hatte An-Taetsin aber die allervollste Aufmerksamkeit von Meran.
"Ja, der Heshen" erwiderte er grinsend, "vielleicht solltest du uns was zu essen bestellen und einen guten Irepo holen, denn das wird eine längere Sache wenn ich zu erzählen anfange..."
"Und ich dachte schon, dass du deine Eltern erinnern konntest sei viel gewesen" kam es beinahe ehrfürchtig von Meran.
"Das war es auch, aber das ist nicht alles" erwiderte An-Taetsin.
"Ich bestelle Discas?" erkundigte sich Meran worauf An-Taetsin zustimmte: "Mach das, aber keine solche Perversionen wie mit Nanasas drauf!"

Das Erbe der Götter (zensierte Variante)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt