#159 Sicherheiten

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"Ja das ist wohl wahr" pflichtete Gaston ihr bei, "zum Glück sind die Divinobles heute nicht mehr so. Selbst der olle Tian hat aus dem Schicksal von Hernan dann etwas gelernt und behandelt An-Limur heute mit Respekt und auf Augenhöhe."
"Sicherlich auch weil er Angst hatte, der würde sich auch scheiden lassen" merkte Leton nun an.
Doch An-Tinur focht das nicht an. "Was immer zum Lerneffekt beitrug ist doch egal" mahnte er, "immerhin kann es auch sein, dass er die Scheidung fürchtete weil er seinen Uxvir liebt und nicht nur, weil sie nicht in sein Weltbild passt..."
"Das ist sogar sehr gut möglich" meinte Evasan und deutete auf ein Paar auf der Tanzfläche welches engumschlungen zu 'The Aarons' Darbietung von 'Wise men say' tanzte, "das sind Tian und An-Limur. Das hätte Hernan niemals gemacht mit Marlan als der noch An-Marlur war..."
"Ihr solltet bedenken, dass das auch nicht immer so einfach ist" wandte An-Tinur nun ein, "wenn man so lange lebt wie die Divinobles, dann ändern sich die Regeln für das was angemessenes Verhalten ist, ändern sich Sitten, Gebräuche und Vorstellungen von Anstand sehr häufig - und über die Länge der Zeitdauer betrachtet auch ziemlich fundamental. Sich so mit seinem Partner beim Tanzen zu zeigen war zu der Zeit als Tian jung war nicht nur für Divinobles sondern auch für Menschen absolut verpönt..."
"Meinst du, wir werden im Jahre 3300 dann auch so konservativ verknöchert sein wie Hernan und auf die Jugend von heute schimpfen?" erkundigte sich Evasan bang.
"Das ist nicht auszuschließen" kicherte An-Tinur, "aber ich werte es schon mal positiv, dass du dergleichen erst für das Jahr 3300 und nicht schon für das Jahr 3000 befürchtest..."
"Bei dir ist das ja nicht passiert und du bist jetzt schon älter als vermutlich jeder von uns je werden wird" stellte Eleonor fest worauf Isadora meinte: "Jammer nicht, meine Lebenserwartung ist hier ja wohl die Geringste..."

Als 'The Aaron' nun mit 'Don't be cruel' begann entschieden sowohl Emeran und Amor als auch Roman und Sivur erst einmal eine kleine Pause vom Tanzen einzulegen. Also bei den Letzteren entschied das Sivur natürlich.
Emeran brachte, ganz der Gentleman, Amor natürlich dahin zurück von wo er ihn entführt hatte.
Auch Roman schlug Sivur vor zu seinen Freunden zu gehen, denn weder ahnte er, dass sich inzwischen Nathon zu denen gesellt hatte noch wusste er Details zu dessen Erfahrungen mit Sivur.
Sivur stimmte aber zu und so kam es wie es kommen musste.
Die Gruppe verstummte jäh als die Beiden hinzutraten und Sivur und Nathon musterten sich mit eisigen Blicken.
Was Roman natürlich nicht verborgen blieb. So beugte er sich zu Sivur und wisperte: "Ich wusste nicht, dass Nathon hier ist, wir können auch woanders hingehen..."
Die Genugtuung wollte Sivur aber Nathon mitnichten gönnen und so meinte er halblaut: "Alles gut, wir sind ja alles Erwachsene..."
Für Nathon allerdings war es nicht alles gut. "Ich bin dann mal wieder weg" erklärte er mit einer ätzend-süssen Stimme, "vielleicht ist das Glück mir ja hold und ich lerne noch jemanden kennen, dem ich ein Auto schenken kann..."
Sprach es, grinste Sivur triumphierend an und ging.

Tatsächlich wurde Sivur etwas verlegen, fasste sich aber überraschend schnell und meinte mit leisem Sarkasmus: "Wie ich sehe brauche ich mir schon einmal keine Sorgen zu machen wie ich bei euch ankomme, Nathon hat schon dafür gesorgt, dass das nicht der Fall sein wird..."
Worauf Isadora ohne nachzudenken raushaute: "Nimm' doch einfach deinen Laumet, dann kommst du auch an..."
Sivur bewies allerdings eine gewisse Schlagfertigkeit in dem er ironisch konterte: "Wenn einem eine Frau eine Taktik vorwirft die Frauen in allen Kulturen Bumias seit Tausenden von Jahren absolut akzeptiert perfektioniert haben, kann man sich nicht ausdenken..."
"Welche Taktik soll das sein?" fuhr Isadora ihn nun barsch an.
"Den gesellschaftlichen und/oder materiellen Status durch heiraten verbessern" erwiderte Sivur ganz ruhig.
"Du gibst also zu, dass es dir nur darum geht?" sprang Eleonor seiner besten Freundin bei.
"Ich gebe garnichts zu" entgegnete ihm Sivur betont gelangweilt, "ich stelle nur fest, dass mir diese Taktik hier wohl unterstellt und dann vorgehalten wird und finde es interessant, dass es mir ausgerechnet von einer Vertreterin der gesellschaftlichen Gruppe vorgehalten wird, die sich auf ganz Bumia schon immer und überall sozial akzeptiert und teils sogar gewünscht dieser Taktik bedienen konnte und bedient hat..."
"Trotzdem, sich erst ein Auto schenken lassen und dann den Schenker in den Wind schießen ist nicht die feine Art" gab Eleonor sich unbeeindruckt.
"Jemanden ein Auto zu schenken um ihn für sich zu gewinnen ist - wenn man es sich leisten kann - sicher eine feine Sache und eine einfache Art" konterte Sivur, "einem anderen auf die Weise als Meretrion¹ einzustufen ist allerdings auch nicht unbedingt die feine Art."
"Man muss Geschenke weder einfordern noch annehmen" bemerkte Evasan nun spitz.
"Ich habe keine Geschenke eingefordert" widersprach Sivur kühl, "und um es sich leisten zu könnem Geschenke nicht anzunehmen, muss man schon in euer privilegierten Blase leben. Erst nach dem Fressen kommt die Moral..."
"Das hat Nathon aber etwas anderes dargestellt" hielt Eleonor ihm nun vor.
"Das Glaube ich sofort. Er ist ja auch ein Divinoble" entgegnete Sivur darauf, "aber wenn ihr mal ehrlich seid, wieviel Geschichten kennt ihr über Divinobles und hübsche, aber materiell eher bedürftige Jungen und junge Männer?"
"Viele..." sprach An-Tinur der ahnte worauf Sivur wohl hinaus wollte.
"Eben, viele..." fuhr Sivur fort, "und wenn ihr die mal Revida² passieren lasst, wie sinnvoll erscheint es da für einen jungen Mann in seinen schönsten Jahren sich ohne Sicherheiten auf einen Divinoble einzulassen? Es wird ja nicht jeder das Glück eines Simur haben oder auf eine gute Wendung Jahrzehnte später wie bei Marlur setzen können. Wieviele haben sich dabei ganz böse die Finger verbrannt wie beispielsweise Evur? Oder wurden im wahrsten Sinne des Wortes den Großhaien zum Frass vorgeworfen wie dieser Oculazuror³?"
Betroffene Stille unter den ihm zuhörenden Divinobles, verstehendes Nicken von An-Tinur und Eleonor der sichtlich erleichtert anmerkte: "Godan sei Dank ist meiner nicht so" während Amor Emeran prüfend ansah und halb im Scherz meinte: "Vielleicht sollte ich auch Sicherheiten verlangen..."
"Oh ich glaube deine Schwester verarbeitet mich zu Caron scindam⁴ wenn ich dir nur ein Haar krümme" meinte Emeran da nur und warf Isadora einen eingeschüchterten Blick zu.
"Oh, das glaube ich auch" erwiderte Amor und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Das Erbe der Götter (zensierte Variante)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt