#107 Eine Frage von Ehre und Gerechtigkeit

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Gregor vaf Paulsteen erhob sich sofort und ohne eine Aufforderung von Leton entfernte man ihm seine Fesseln.
Dann trat er vor.

"Gregor vaf Paulsteen..." sprach Leton und sah ihn nachdenklich an, "was um alles in ganz Bumia haben Sie sich dabei nur gedacht?"
Vaf Paulsteen erwiderte nichts.
"Und dann lassen Sie sich noch zum Reichsverweser proklamieren" fuhr Leton fort, "Sie wissen doch genau wie das aussieht."

Natürlich wusste vaf Paulsteen wie das aussah. Deswegen schwieg er ja nun auch, was hätte er denn auch sagen sollen.
"Als wäre das noch nicht schlimm genug wäre da auch noch Ihr Austausch mit Fleanzur Mechebetto, der letztendlich nichts anderes ist als Spionage. Selbst wenn Sie dafür kein Geld bezogen hätten. Doch Sie haben auch noch Geld dafür bezogen" fuhr Leton nun fort.

Gregor vaf Paulsteen wirkte nun überrascht, dass Leton auch davon wusste.
Nun ergriff er dann doch das Wort:
"Ich weiß schon, wohin das hinauslaufen wird. Ich bin das Opfer einer unseligen Leidenschaft; ich weiß, dass ich mein Leben verwirkt habe, und bitte um meine Waffe, um mein Dasein beschließen zu können."

Kurz sahen Leton und Issan ihn prüfend an.
Dann befahl Leton: "Man gebe Gregor vaf Paulsteen seine Waffe!"
Einiges Gemurmel erhob sich ihm Saal, dann trat ein Soldat hervor und reichte vaf Paulsteen eine Pistole.
"Sie dürfen sich zurückziehen" bedeutete Leton ihm dann.
Worauf vaf Paulsteen Haltung annahm und salutierte.
Als er sich dann zum Gehen wandte erhob sich Leton und salutierte ebenfalls. Würdigen Schrittes verließ Gregor vaf Paulsteen nun den Festsaal des Domarhovet.

"Was passiert jetzt mit ihm?" erkundigte sich Gaston leise bei Kiezelhard.
"Er wird sich sein Leben nehmen" erklärte der.
"Das wird er machen?" staunte Gaston.
"Ja" bestätigte Kiezelhard, "so verquer das klingt, aber das gilt als ehrenhafter Tod für einen Offizier in so einer Situation. Und so rückwärts orientiert wie vaf Paulsteen immer war, wird er diese Sicht haben..."

Leton aber war noch nicht fertig.
"Man bringe vor Uns Fedor vaf Valkenlund!" forderte er.
Fedor vaf Valkenlund hatte bei der ganzen Sache eigentlich nur deshalb mitgemacht weil er verärgert war, dass Eleonor den Titel eines Grafen von Jylien erhalten hatte und nicht seine Familie.
Das war nicht besonders weitsichtig gedacht und sprach für eine eindeutig defizitäre Impulskontrolle, jedoch war vaf Valkenlund nicht bereit dafür mit seinem Leben zu bezahlen.
So trat er in einer seltsamen Mischung aus Angst und aus dieser resultierenden Unterwürfigkeit einerseits und Trotz andererseits auf.

"Fedor vaf Valkenlund" sprach Leton da auch schon, "bei Ihnen stellt sich mir ja noch mehr die Frage, was Sie sich dabei gedacht haben. Falls Sie dabei überhaupt gedacht haben."
"Ich war verärgert, wirklich verärgert" verteidigte sich vaf Valkenlund, "das hat mein Urteilsvermögen getrübt..."
"Das ist eine nette Umschreibung dafür, dass Ihr Vorgehen Uns sehr an das eines trotzigen Kindes erinnert, welches einen Lolli einem anderen Kind überlassen musste" erwiderte Leton, "bei einem Kinde wäre das ein akzeptables Verhalten.
Bei einem hochrangigen Offizier und Adeligen von Nordens Reike, einem Mann der an des Kaisers Tafel zu sitzen die Ehre hatte, ist es das nicht!"
Wie ein Kind dem man die Leviten liest schaute vaf Valkenlund nun auch drein.
"Wir wollen Ihnen zugute halten, dass Sie in anderen Absichten gehandelt haben als Meherr Sakenmann und Friherre vaf Paulsteen, allerdings, auch dann können Wir so ein Verhalten nicht ungestraft lassen" erklärte Leton ihm nun, "Sie werden mit sofortiger Wirkung und unehrenhaft aus dem Militärdienst entlassen. Der Name und Titel eines Grafen von Valkenlund geht auf Ihren ältesten Sohn Ursor über. Als neuen Namen weisen Wir Ihnen den Namen vaf Bock zu, damit Sie immer daran erinnert werden, welchen Bock Sie mit Ihrer Teilnahme an diesem Aufruhr geschossen haben. Darüberhinaus verbannen Wir Sie für fünfundzwanzig Jahren aus allen Ländern in denen Wir herrschen!"

Fedor, nun vaf Bock genannt, war noch schlau genug nun sein Knie zu beugen.
"Ich bedanke mich bei Euch für die Milde Eures Urteils" sprach er demütig, "und versichere Euch mein tiefstes Bedauern für all' das Ungemach den ich Euch bereitet habe."
"Nun, wohin wollen Sie gehen?" fragte Leton ihn nun.
"Ähhh...." machte Fedor vaf Bock nun.
"Sindhurat, Choresmia oder Khamarinien" erklärte Leton ihm, "mehr gibt es da nicht. Entscheiden Sie sich rasch, damit Wir Sie alsbald in einen passenden Flieger setzen können!"
"Sindhurat!" entschied sich Fedor schnell.
"Guten Flug" wünschte Leton ihm und dann wurde Meherr vaf Bock hinaus geführt.

Das Erbe der Götter (zensierte Variante)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt