Welcome to Ukraine

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Vor inzwischen etlichen Monaten bin ich auf einige außergewöhnliche Songs von einer bis dahin meines Wissens wenig bekannten ukrainischen Künstlerin gestoßen, die mich ziemlich umgehauen haben.

Die Frau scheint ihrem YouTube-Profil nach zu urteilen eine Art Techno-Partygirl zu sein. Sie schreibt ihre Texte und Musik selbst, singt und produziert sie selbst. Welche Mischung von Musikstilen auf sie zutrifft, lässt man sich am besten von ihr selbst auf Youtube erzählen. Ich bin da keine Expertin. Was mich jedoch umgehauen hat, ist, dass da ein zutiefst lebensfroher, friedfertiger Mensch die Texte und die Musik schreibt und performt, die die Haltung der Menschen in ihrem Land zu Russland, Putin und dem lebensfeindlichen Krieg, der über sie alle herein gebrochen ist, auf den Punkt bringt, poetisch, vielschichtig und differenziert.

Home:

Der erste von 4 Songs, die ich ausfindig machen konnte, heißt einfach 'Home' und ist auf Youtube am besten unter 'Home', 'Stop the War' und eventuell ihrem Kürzel 'Jkln' zu finden. Mir ist es leider nicht gelungen, ihn zu kaufen, während ich an die anderen 3 über entsprechende Kaufplattformen heran gekommen bin.

Dieser 1. Song scheint in den ersten Tagen der vollen Invasion entstanden zu sein, beschreibt in den Strophen die Emotionen der ersten Stunden (Strophe 1) und der ersten Tage, vielleicht Wochen (Strophe 2) und stellt im Refrain die entscheidende Frage, wie sie mir in den Texten der ersten Zeit nach dem vollen Einmarsch (full scale invasion) ständig begegnet ist:

Why did you come?
We were already free.

What do you want?
Our souls, you cannot defeat.

This is our home
And you have the chance to stop.

This is our home
And you have the chance to go.

(Warum seid ihr gekommen?
Wir waren längst frei.

Was wollt ihr?
Unsere Seelen könnt ihr nicht besiegen.

Dies ist unser Zuhause
Und ihr habt die Chance aufzuhören.

Dies ist unser Zuhause
Und ihr habt die Chance zu gehen.)

Die Musik wählt die schlichte Form der Ballade mit ruhiger Klavierbegleitung zu den Strophen und einen kriegerischen Trommel-Rhythmus plus getragenen, langsamen Streichern zum Refrain. Das YouTube-Video bringt zu diesem schlichten, ungemein poetischen Text sehr schlichte, eindrucksvolle Bilder, überwiegend aus diesen ersten Tagen. Sie zeigen eine vielschichtige, multiethnische, friedliche Gesellschaft, die plötzlich von brutaler Gewalt überrollt wird.

Gibt es andere Texte, die diese Situation ähnlich treffend und für ein internationales Publikum verständlich einfangen? Ich kenne die Kriegstagebücher von Juri Durkot und Yevgenia Beloruset. Bei letzterer besonders der Eintrag 'Glück existiert nicht mehr'.

Und es gibt ein geniales Stück Musik aus den ersten Tagen: 'MPIR' von Jerry Heil. Mrija heißt Traum und war auch der Name der Antonow Maschine, die in Hostomel zerstört wurde. Zwar versteh ich die Sprache nicht. Aber Musik zusammen mit den wenigen Wörtern, die ich ansatzweise identifizieren kann, ergeben ein lebhaftes Bild von dem, worum es hier geht.

Welcome to Ukraine:

Der für mich 2. Song der Serie, der mir als erstes begegnet ist und von dem ich nicht weiß, ob er als zweiter entstanden ist, trägt den Titel 'Welcome to Ukraine' und existiert im Netz in x Versionen, von denen mir das Original am besten gefällt.

Die Stimmung ist eine völlig andere. Es ist ein voll orchestriertes Stück Synthesiser-Musik mit einer teils nüchtern baladenhaften Stimme, die den Haupttext mit einem kleinen Repertoire an eng beieinander liegenden Noten vorträgt, gesanglichen Ornamenten, die sich als Kriegsgesang oder Klagegesang deuten lassen, und einer kurzen, aber zentralen Passage mit Sprechgesang.

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