Kapitel 13

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Felix: Puh, du glaubst gar nicht, wie beruhigt ich bin, dass du offensichtlich nicht abgestochen wurdest.

Ein paar Sekunden lang starre ich die Nachricht nur perplex an, dann muss ich lachen. Laut und herzhaft.

Maddie: Weil ich noch lebe oder weil du jetzt aus dem Schneider bist?

Felix: Beides.

Felix: Nee, Quatsch. Freut mich, dass du gut nachhause gekommen bist. Und gern geschehen! Muss dir auch nicht leid tun, ich hatte eh nix mehr vor.

Lächelnd schaue ich auf meinen Handy-Bildschirm. Das Fangirl in mir kann gar nicht glauben, dass er mir plötzlich so schnell antwortet und vor allem dabei auch noch so tut, als würden wir uns schon ewig kennen. Aber wahrscheinlich ist das einfach seine Art. So, wie ich ihn einschätze, hat er einen sehr lockeren Umgang mit seinen Fans.

FANS, Maddie. Vergiss das nicht. Ihr kennt euch nicht. Du bist ein Fan!

Mir entfährt ein Seufzen. Sowohl der gestrige Abend als auch sein entspannter Tonfall in den Nachrichten könnten mich das leicht vergessen lassen, aber zum Glück schaltet mein Verstand sich rechtzeitig ein.
Fieberhaft überlege ich, was ich antworten könnte, um das Gespräch möglichst höflich, aber bestimmt zu beenden.

Maddie: :) Danke. Ich geb dir ne gute Bewertung auf www.sichernachhausekommen.de.

Ich lege mein Handy weg und will gerade vom Sofa aufstehen, als es noch einmal vibriert.

Felix: #supportyourlocalcomedian

Lachend schüttele ich den Kopf, dann lege ich das Handy wirklich zur Seite und mache mich auf den Weg in die Küche, um mir einen Salat zu Mittag zu machen.

Nachdem ich gegessen und aufgeräumt habe, liege ich noch eine halbe Stunde mit meinem Handy auf der Couch und scrolle durch Tiktok. Doch je länger ich so herumlungere, umso unzufriedener werde ich.
Mit einem Ächzen setze ich mich auf. In gar nicht so weit entfernter Zukunft werde ich alleine hier wohnen. Dann wird mein Alltag immer so sein wie jetzt. Und entweder kann ich meine Zeit damit verbringen, faul auf dem Sofa zu liegen und mich selbst zu bemitleiden, oder ich kann es genießen und etwas sinnvolleres mit meiner Zeit anfangen.
Weil mir aber auf Anhieb nichts einfällt, beschließe ich, erstmal joggen zu gehen. Joggen ist gut. Joggen hilft. Und es hält mich fit.
Voller Tatendrang stehe ich auf und mache mich auf den Weg ins Schlafzimmer, um mich umzuziehen.

Im Gegensatz zu gestern verausgabe ich mich dieses Mal nicht, sondern gebe mir Mühe, entspannt und gemächlich zu joggen. Allmählich merke ich, wie ich innerlich herunterfahre. Ich habe mir für den heutigen Lauf eine ruhige Playlist ausgesucht, damit ich gar nicht erst in Versuchung gerate, schneller zu rennen, als es gut für mich ist.
Ich habe mich wieder für den Volksgarten entschieden. Es ist einfach eine der schönsten grünen Ecken hier in Köln. Hier fühlt sich auch sportliche Betätigung wie Entspannung an. 
Ohne, dass ich es verhindern kann, merke ich, wie meine Gedanken langsam zu Felix abdriften.
Wie wohl sein Dreh mit den World Wide Wohnzimmer-Jungs läuft? Ich mag die Videos der drei meistens ganz gerne. Manche Formate sind nicht ganz mein Fall, aber eigentlich schaffen sie es immer, mich zum Lachen zu bringen.
Generell ist es genau das, was ich an Felix so mag: egal, wie schlecht es mir geht und egal, wie scheiße mein Tag war, er schafft es immer, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Naja, oder viel mehr sein Content.
Ob Podcastfolgen, Youtube-Videos oder seien es auch nur kurze Clips aus seiner Instagram-Story - meistens sorgt sein Humor dafür, dass ich jegliche Sorgen aus meinem Alltag hinter mir lasse und automatisch lachen muss.
Und eigentlich war es gestern Abend ja genauso. Als ich mich auf den Weg zur Bar gemacht hatte, war ich so frustriert gewesen und dann hätte mich beinahe auch noch der Mut verlassen, aber zum Glück habe ich ihn dann doch angesprochen und bevor ich realisieren konnte, was ich da gerade mache, habe ich mich in einem Gespräch wiedergefunden.
Ich muss lächeln. Das war doch gar nicht so schwer gewesen! Mich mit Felix zu unterhalten hatte sich leicht angefühlt, entspannt, ungezwungen...

Stop. Sofort verbiete ich mir, den Gedanken weiter auszuführen. Wir haben uns doch nur kurz unterhalten haben - 23 Minuten, um genau zu sein - und zum anderen bin ich immer noch sein Fan!
Krampfhaft versuche ich, diesen Gedanken zu verinnerlichen und nicht daran zu denken, was wäre, wenn wir uns nochmal treffen würden.
Eigentlich haben wir uns ja ganz gut verstanden... aber auf der anderen Seite weiß er auch noch nichts über mich. Jedenfalls nichts, das von Belang wäre. Und ich weiß im Grunde auch nichts über ihn - nichts, das andere Fans nicht auch wüssten.
Ich komme zum stehen und atme tief durch.

Schluss jetzt, Maddie. Vergiss das sofort wieder, verstanden?!

Mir entfährt ein Seufzen. Die Stimme der Vernunft, die da aus mir spricht, ist einfach Fluch und Segen zugleich.
Den Rest des Weges über versuche ich, an alles zu denken außer an Felix, doch es klappt nur bedingt.
Es wird dringend Zeit, dass Kim nachhause kommt, damit ich mit jemanden reden kann.

Heavenly (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt