Als wir am nächsten Tag durch die Stadt schlendern, bin ich deutlich entspannter als am Vortag. Endlich kann ich die Zeit mit Felix in Amsterdam richtig genießen, ohne, dass mir permanent die Nachricht im Kopf herumschwirrt. Seit ich weiß, dass es Melina war, bin ich mir zu 100% sicher, dass keine echte Gefahr von ihr ausgeht. Sie wollte mich einfach nur ärgern, das ist alles.
Trotzdem hat Felix Recht damit, dass auch etwas ganz anderes hätte dahinterstecken können.
Ich greife nach seiner Hand und lächele ihn glücklich an. Ich hätte ihm wirklich früher davon erzählen sollen.
Ich hatte einfach Angst, aber wovor eigentlich? Bisher hat er mir immer das Gefühl gegeben, dass wir über alles reden können, egal, wie groß oder klein meine Sorgen auch sein mögen.
Mir entfährt ein Seufzen. Anscheinend haben meine Probleme, Menschen zu vertrauen, nicht nur etwas damit zu tun, dass Männer mich betrügen könnten, sondern auch damit, dass ich eine grundlegende Angst davor habe, nicht ernstgenommen zu werden.
Felix erwidert mein Lächeln und hebt fragend eine Augenbraue. „Alles gut?"
Ich nicke schnell. „Und wie." Ich bleibe stehen und drücke ihm einen Kuss auf die Lippen. Felix lächelt und zieht mich in eine Umarmung.
„Wir müssen das genießen, solange wir noch hier sind", flüstert er.
Fragend schaue ich ihn an. „Was meinst du?"
„Na, dass wir uns hier einfach auf offener Straße küssen können und so." Er lächelt mich vorsichtig an. „In Köln oder Berlin geht sowas nicht."
Ich nicke langsam, dann schüttele ich den Kopf. „Aber warum geht es nicht?" Ein Grinsen stiehlt sich auf meine Lippen. „Tommi macht das doch auch."
Felix lacht hell auf. „Ja, aber Tommi ist auch gefühlt jede Woche auf Promiflash."
Ich muss ebenfalls lachen und nicke schließlich. „Stimmt."Wir lächeln uns an, wobei sein Blick ein wenig zu lange an meinem haften bleibt. Der Ausdruck auf seinem Gesicht bekommt etwas nachdenkliches. Auf einmal macht sich ein nervöses Gefühl in meiner Magengegend breit. „Was ist denn?"
Er seufzt. „Das ist halt die Scheiße, weißt du? Wenn man in der Öffentlichkeit steht, muss man noch viel mehr auf sein Privatleben aufpassen als sowieso schon." Er räuspert sich. „Dabei wäre ich ja vielleicht auch gerne jemand, der händchenhaltend über die Straße geht oder seine Freundin auf der Rolltreppe umarmt. Das Ding ist nur: ich hab's mir nicht ausgesucht. Ich meine, ich hatte nie die Gelegenheit, mich zu entscheiden, ob ich das machen will oder nicht, weil mir die Entscheidung durch meinen Beruf abgenommen wurde." Sein Lächeln bekommt beinahe etwas trauriges. „Verstehst du?"
Ich nicke langsam. „Ja, absolut. Aber vermisst du denn etwas?"
Er schüttelt den Kopf. „Überhaupt nicht. Im Gegenteil, mir reicht es vollkommen, mit dir alleine zu sein und da alles machen zu können, was ich will." Ein anzügliches Grinsen legt sich auf seine Lippen und mir entfährt ein fast schon schüchternes Auflachen.
„Aber ich will dir auch nicht etwas nehmen, was du vielleicht vermisst." Sein Blick bekommt etwas ernstes. „Ich meine... falls du irgendwann gehen solltest, weil dir das -" er deutet mit dem Zeigefinger zwischen uns hin- und her - „nicht genug ist, dann... könnte ich das verstehen."
Als ich realisiere, was er damit sagen will, schnappe ich nach Luft. „Machst du Witze?"
Ich ziehe erschrocken die Augenbrauen hoch. „Ich will nicht mal, dass du sowas denkst, verstanden?" Jetzt bin ich diejenige, die die Arme um ihn legt und ihn so fest an sich zieht, dass er beinahe keine Luft mehr bekommt. Ich merke, wie sich ein Brennen hinter meinen Augen bemerkbar macht.
„Du machst mich so glücklich", flüstere ich. „Ich meine, du hast mir den schönsten 30. Geburtstag bereitet, den ich mir hätte vorstellen können. Und auch sonst passt einfach alles.
Du bist witzig, intelligent, charmant und noch dazu extrem heiß." Ich löse mich von ihm und schaue ihm tief in die Augen.
„Und da glaubst du wirklich, dass ich mich von dir trennen könnte, nur, weil wir nicht in der Öffentlichkeit rummachen können?" Ich lächele ihn traurig an. Er erwidert meinen Blick mit einem halbseitigen Lächeln, sagt aber kein Wort.
„Glaub mir, Felix, das nehme ich gerne in Kauf. Sehr gerne sogar."Erst jetzt kehrt wieder Bewegung in sein Gesicht zurück. Ich kann ihm ansehen, dass er erleichtert ist. Ohne ein Wort zu sagen, drückt er mich wieder an sich und streichelt mir über den Kopf. Jetzt laufen mir tatsächlich ein paar Tränen die Wange hinunter und ich atme hörbar aus.
Scheinbar hat Felix diese Sorge mit sich rumgetragen, ohne, dass ich davon überhaupt nur etwas geahnt hätte. Ich halte ihn noch fester, wenn das überhaupt möglich ist.
„Sieht ganz so aus, als wäre ich nicht die einzige, die mit irrationalen Ängsten zu kämpfen hat", murmele ich. Felix lacht leise auf. „Ja, aber im Gegensatz zu dir arbeite ich daran."
Ich schaue ihn fragend an. „Was meinst du?"
Er lächelt mich an und streichelt mir über den Arm. „Na, ich geh zur Therapie. Du nicht, oder?"
Mir entfährt ein Seufzen. „Nein, ich nicht."
„Würd ich dir aber empfehlen." Er schaut mich ernst an. „Also, nicht wegen mir", stellt er schnell klar, „sondern wegen dir. Ich glaube, es würde dir gut tun, mit einem Profi über deine Ängste zu sprechen. Glaub mir, das ist gar nicht so übel, wie man denkt."
Mir entfährt ein leicht ironisches Auflachen. „Ich denk ja gar nicht, dass es übel ist."
Kurz denke ich über seine Worte nach, dann knicke ich ein. „Na schön, ich werd mich darum kümmern, okay?" Er nickt und lächelt zufrieden, dann fällt mir etwas ein.
„Aber... wenn ich mir jetzt in Köln einen Therapieplatz suchen würde, würde mich das noch mehr an die Stadt binden. Dabei hatte ich doch eigentlich gedacht..." Ich sehe zu Boden und lasse den Rest des Satzes unausgesprochen. Felix scheint mich trotzdem sofort zu verstehen.
„Du dachtest, dass du vielleicht bald nach Berlin ziehen möchtest?", fragt er hoffnungsvoll.
Seine Miene hellt sich auf und er lächelt mich glücklich an. Kurz lasse ich meinen Blick durch den Park, in dem wir gerade stehen, schweifen, bevor ich ihn wieder anschaue und zaghaft nicke.
„Ja, irgendwie schon. Wenn das für dich okay wäre...?"
Das Lächeln auf seinem Gesicht wird zu einem breiten Strahlen und er nickt heftig.
„Natürlich ist das okay! Oh Mann, ich hab mir so krass gewünscht, dass du dich dafür entscheiden würdest, und jetzt..." Er schüttelt den Kopf, so, als könnte er es nicht richtig glauben, dann entfährt ihm ein Auflachen.
„Ich helf dir mit allem, okay? Also Jobsuche, Umzug und so. Wir kriegen das hin. Ich mach alles, von mir aus trag ich auch deine Waschmaschine bis ins Dachgeschoss." Wir müssen beide lachen und ich merke, wie mir zunehmend wärmer wird und auch mein Lächeln sich immer mehr ausbreitet.
Ich kann gar nichts sagen. Ich hatte natürlich gehofft, dass er sich freuen würde, aber dass er direkt so euphorisch wird - damit habe ich absolut nicht gerechnet. Ich wische mir hastig über die Augen und merke, wie seine Lippen sich auf meine senken. Erst vorsichtig, dann fordernder und bestimmend.
Es ist kein Kuss, es ist ein Versprechen, das weiß ich. Und in diesem Moment habe ich beinahe Angst, dass mein Herz vor Glück platzen könnte.„And I need you now tonight, and I need you more than ever! And if you only hold me tight, we'll be holding on forever! And we'll only be making it right, 'cause we'll never be wrong. Together we can take it to the end of the line, your love is like a shadow on me all of the time. I don't know what do, I'm always in the dark, we're living in a powder keg and giving off sparks. I really need you tonight! Forever's gonna start tonight, forever's gonna start tonight..."
Wir intensivieren den Druck unserer Hände so, dass beinahe das gesamte Blut aus ihnen weicht und strahlen uns dabei an. „Once upon a time I was falling in love, now I'm only falling apart.
Nothing I can say, a total eclipse of the heeeeaaaaaart..."
Als die letzten Töne des Songs verklingen, entfährt mir ein erleichtertes Auflachen. Immer wieder schüttele ich den Kopf, weil ich es nicht glauben kann.
Auf der Hinfahrt nach Amsterdam war ich so voller Vorfreude, aber auch so voller Angst gewesen. Jetzt sind da nur noch Glück, Erleichterung und noch mehr Vorfreude.
Vorfreude auf einen neuen Lebensabschnitt. In Berlin. Mit Felix.
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Heavenly (Felix Lobrecht)
FanfictionMadeleine hat ein Problem. Als Felix Lobrecht die nächste Ausgabe von seiner Radioshow „99 Problems" veranstaltet, wittert sie ihre Chance und bewirbt sich. Doch sie ahnt nicht, wie nah sie ihrem Lieblingscomedian dadurch wirklich kommen wird... For...