Schniefend wische ich mir übers Gesicht.
„Es tut mir leid", flüstere ich. „Ich hätte nicht so reagieren dürfen."
Ich traue mich kaum, ihn anzuschauen, so sehr schäme ich mich. Doch ich zwinge mich dazu, ihm in die Augen zu sehen.
„Ich dachte wirklich, du hättest mich mit Absicht versetzt", murmele ich. „Ich meine, ich hab versucht, dich anzurufen und tausende Nachrichten geschrieben. Hättest du dich nicht wenigstens kurz melden können? Nur ein: bin noch bei Tommi, dauert länger, ich komme später?"
Felix fixiert meinen Blick mit seinem und nickt langsam. „Du hast Recht, das hätte ich." Er räuspert sich. „Aber hätte das irgendwas geändert?"
Ein wenig alarmiert sehe ich ihn an. „Was meinst du?"
Er seufzt. „Na, offensichtlich hast du irgendwie das Gefühl, ich würde mich hinter deinem Rücken mit anderen treffen. Natürlich hätte ich mich bei dir melden müssen, gar keine Frage. Aber... dein Misstrauen wäre doch nicht einfach weg gegangen, wenn ich dir geschrieben hätte, oder?"
Ich stoße ein tiefes Seufzen aus. Er hat mich eiskalt erwischt. Kurz überlege ich. „Wahrscheinlich nicht", murmele ich.
Felix schweigt und fährt sich gedankenverloren durch die Haare. Er wendet seinen Blick von mir ab, schaut überall hin, nur nicht zu mir.
Dann sieht er mich wieder an. „Und warum denkst du sowas? Obwohl ich dir eindeutig gesagt habe, dass ich dich gern habe und Zeit mit dir verbringen will?"
Ich seufze. Jetzt wird es unangenehm für mich. „Keine Ahnung. Ich meine, wir sind nicht zusammen. Theoretisch kannst du machen, was du willst."
Felix nickt. „Das stimmt. Und du auch. Aber werde ich deswegen sofort panisch und unterstelle dir sofort das schlimmste, wenn du dich mal ein paar Stunden lang nicht meldest?"
Mir entfährt ein helles Auflachen und ich schüttele den Kopf. „Nein, schätze nicht."
Felix grinst und nickt zufrieden. „Na also. Und woran, glaubst du, liegt das?"
Wieder seufze ich auf. Ich weiß genau, worauf er hinauswill, aber er hat Recht.
„Weil du mir vertraust", sage ich leise und lächele matt.
Felix lacht leise auf und klatscht einmal in die Hände. „Sie hat's verstanden!"
Er grinst und versetzt mir einen Stups mit dem Ellbogen. Ich sehe zu Boden und nicke langsam. Jetzt kann ich nicht verhindern, dass sich auch auf meinem Gesicht ein Grinsen ausbreitet.
Ich nehme einen tiefen Atemzug. „Scheint, als könnte ich in der Hinsicht noch einiges von dir lernen", murmele ich. Er lächelt milde.
„Sieht ganz so aus, ja."
Felix streckt die Arme nach mir aus und zieht mich wieder an sich. „Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe", murmelt er an meinem Ohr und obwohl ich diese Worte jetzt mehrmals aus seinem Mund gehört habe, fange ich jetzt erst an, sie richtig zu glauben.
„Ist schon okay", flüstere ich zurück.
Er hält mich eine ganze Weile fest, dann stehe ich schließlich auf und lächele ihn vorsichtig an. „Darf ich dir jetzt die Wohnung zeigen?"
„Unbedingt!" Er steht ebenfalls auf und erwidert mein Lächeln. „Aber könnten wir vielleicht als erstes ins Bad? Ich muss ganz dringend pissen."
Mir entfährt ein helles Auflachen und ich nicke schnell. „Klar."Ich gebe ihm eine kurze Tour durch meine Wohnung, danach gehen wir in die Küche und machen uns die Lasagne warm, die ich gestern nach der Arbeit vorbereitet habe.
Kim hat mir noch ein paar Tipps gegeben, um das Rezept zu verfeinern und jetzt schmeckt sie fast perfekt. Vielleicht habe ich sie ein bisschen zu früh aus dem Ofen geholt, aber Felix ist höflich genug, um nichts zu kritisieren.
Er lobt meine Kochkünste in den höchsten Tönen und schon bald kehrt er wieder dahin zurück, weshalb ich ihn so gern habe: er scherzt, lacht und macht alberne Witze, als wäre nie etwas gewesen. Auch während wir die Küche aufräumen, hört er nicht damit auf.
Ich lächele selig vor mich hin. Ich weiß genau, was er damit bezwecken will. Er will mich ablenken und auf andere Gedanken bringen und das ist wirklich süß von ihm.
Eigentlich hätte ich es sogar verstehen können, wenn er sich nach diesem miserablen Start ins Wochenende dazu entschieden hätte, doch ins Savoy zu gehen, aber er bleibt hier. Bei mir.Nachdem wir uns auf der Couch eine Doku angeschaut haben, während der Felix zu keiner Sekunde den Arm von mir genommen hat, gehen wir ins Schlafzimmer. Als wir durch die Tür gehen, muss ich schmunzeln.
„And this is where the magic happens", sage ich mit verstellter Stimme. Felix lacht und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Damit meinst du, dass du hier jede Nacht 9 Stunden durchschläfst, oder?", fragt er in scheinheiligem Tonfall und ich muss lachen. „Ganz genau."
Nachdem wir uns umgezogen haben, legen wir uns in mein Bett. Felix hat mir wieder ein T-Shirt von sich gegeben. „Ich bestehe drauf", hat er gesagt und mich dabei so bittend angeschaut, dass ich wirklich nicht nein sagen konnte.„Möchtest du noch was schauen?", frage ich mit einem Nicken in Richtung Fernseher. Felix schüttelt den Kopf. „Nee, lass mal."
Er lächelt mich an auffordernd an und streckt die Arme nach mir aus. Als ich mich an ihn kuscheln will, schüttelt er zu jedoch den Kopf. „Umdrehen, bitte."
Ich hebe fragend eine Augenbraue, tue aber, was er sagt. Ich drehe mich um und spüre, wie Felix mich an der Hüfte fasst und zu sich zieht. Er schlingt die Arme um meinen Bauch, vergräbt sein Gesicht an meiner Schulter und haucht immer wieder Küsse in meine Halsbeuge, meine Kieferpartie und meinen Nacken.
Ich schließe die Augen und gebe mir größte Mühe, mir das Gefühl von seinen Armen um seinen Körper genau einzuprägen. Jeder seiner Atemzüge kitzelt an meinem Hals und ich genieße jeden einzelnen davon. In diesem Moment fühle ich mich, als würde ich zu ihm gehören.
So, als könnte uns beiden nichts passieren, solange wir nur liegen bleiben.
Seine Finger wandern langsam über meinen nackten Bauch und berühren schließlich meine Brust. Als ich plötzlich spüre, wie sich langsam etwas hartes an meinem Hintern bemerkbar macht, bin ich fast ein wenig enttäuscht. Ich warte einen Moment ab, doch Felix sagt nichts. Vorsichtig räuspere ich mich.
„Möchtest du...?"
„Nein." Er klingt fast ein wenig verschlafen, so, als wäre er gar nicht richtig da. „Dafür haben wir morgen noch genug Zeit", murmelt er leise. Seine Stimme klingt hauchdünn. „Will nur hier liegen und kuscheln."
Er zieht mich noch näher an sich und beginnt, mit den Fingern Kreise auf meinen Armen zu ziehen. Ich muss lächeln, erleichtert darüber, dass wir der gleichen Meinung sind.
Auf einmal hallen vereinzelte Fetzen unseres Gesprächs in meinem Kopf nach.Wir sind nicht zusammen.
Das stimmt.Aber in diesem Moment fühlt es sich auf beinahe schmerzhafte Weise so an, als wären wir es.
DU LIEST GERADE
Heavenly (Felix Lobrecht)
Hayran KurguMadeleine hat ein Problem. Als Felix Lobrecht die nächste Ausgabe von seiner Radioshow „99 Problems" veranstaltet, wittert sie ihre Chance und bewirbt sich. Doch sie ahnt nicht, wie nah sie ihrem Lieblingscomedian dadurch wirklich kommen wird... For...