Es vergehen 4 Tage, in denen ich ein nervöses Wrack bin. Egal, wo ich bin, ob auf der Arbeit, zuhause, beim Einkaufen oder in der Bahn - sobald mein Handy vibriert oder auch nur das Display aufleuchtet, zucke ich für eine Millisekunde zusammen. Dabei ist es vollkommen albern. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich für die Show genommen werde, ist extrem gering. Wahrscheinlich ist mein Problem nicht groß genug, oder zu groß. Es ist nicht ernst genug, oder zu ernst. Vielleicht bin ich als Person einfach nicht interessant genug für das Format.
Andererseits, wie sollen die Mitarbeiter von 1Live das beurteilen? Sie wissen nichts über mich, abgesehen von den wenigen Infos aus dem Steckbrief, den ich für die Bewerbung ausfüllen musste.
Seufzend schalte ich die Musik, die ich gerade auf dem Nachhauseweg höre, aus und setze die Kopfhörer ab. Mein Blick wandert zum Fenster neben mir. Ich versuche, mich nur auf die Natur zu konzentrieren und tatsächlich gelingt es mir.
Ich mache mir viel zu viele Gedanken um diese blöde Show. Dabei ist es im Grunde genommen vollkommen egal, ob ich genommen werde oder nicht. Und wenn es dieses Mal nicht klappt, dann vielleicht nächstes Mal. Und selbst wenn nicht, ist es auch nicht das Ende der Welt. Ich werde mein Problem auch irgendwie alleine in den Griff kriegen...Als ich aus der Bahn steige, verstaue ich mein Handy in der Hosentasche und schultere meinen Rucksack. Schnellen Schrittes mache ich mich auf den Heimweg. Es ist schon wieder extrem kalt. Am besten mache ich mir gleich eine heiße Wanne und trinke eine große Tasse Tee. Dabei könnte ich mir mal wieder eine Folge „modern family" gönnen...
Die Vorstellung davon lässt mich grinsen, als plötzlich mein Handy in der Hosentasche vibriert. Automatisch zucke ich zusammen. Ich bleibe stehen, ziehe hastig das Telefon hervor und schaue aufs Display. Es ist ein Anruf von einer mir unbekannten Nummer, aber die Kölner Vorwahl 0221 springt mir förmlich ins Auge.
Schnell flüchte ich mich in eine kleine Seitenstraße, wo ich ungestört telefonieren kann und nehme den Anruf an. „Hallo?"
„Hi, hier ist Lea von 1Live", meldet sich eine freundlich klingende Frauenstimme am anderen Ende. „Spreche ich mit Madeleine König?"
„Ja, die bin ich", hauche ich. Mir bleibt beinahe der Atem weg. Passiert das hier gerade wirklich?
„Super", antwortet Lea. „Wir haben deine Bewerbung für 99 Problems mit Felix Lobrecht erhalten und würden dich gerne in die Show einladen. Hast du am 15. Februar Zeit?"
Ich brauche nicht in den Kalender zu schauen.
„Ja, natürlich!", antworte ich schnell.
Lea lacht. „Perfekt. Dann sei bitte um 15:30 bei uns im 1Live Haus in der Mörsergasse. Die Show geht um 16 Uhr los, du bekommst alle Details natürlich auch nochmal per Mail. Sobald wir alle Teilnehmer kontaktiert haben, erstellen wir einen Zeitplan, wer wann dran ist, den wir dir natürlich auch noch zukommen lassen. Du darfst eine Begleitperson mitbringen. Den Namen kannst du uns bis zum 1. Februar schriftlich zukommen lassen, damit wir Bescheid wissen."
Sie macht eine kurze Pause. „Hast du noch irgendwelche Fragen?"
„Ich... denke nicht", antworte ich. Ich bin so überrumpelt, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll. Also füge ich noch ein „Vielen Dank, ich freue mich sehr!" hinzu.
Lea lacht wieder, aber es ist ein helles, freundliches Lachen. Sie wirkt außerordentlich sympathisch am Telefon. „Das freut uns. Und sei ganz gelassen, es gibt keinen Grund, aufgeregt zu sein. Ich sage das gerne dazu, weil die Leute oft nervös sind vor ihrem Auftritt, aber dazu gibt es keinen Grund. Das wird super!"
Mir entfährt ein erleichtertes Auflachen. Lea wirkt wirklich nett. Nachdem ich mich noch einmal bedankt und wir uns verabschiedet haben, legen wir auf.Ich presse mein Handy an meine Brust und schließe die Augen. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Es passiert also wirklich!
Obwohl der realistisch veranlagte Teil in mir versucht hat, sich nicht all zu große Hoffnungen zu machen, macht sich jetzt eine riesengroße Portion Freude in mir breit. Ich öffne meine Augen wieder und merke, wie sich ein Strahlen auf meinem Gesicht breit macht.
„Oh mein Gott, ich werde Felix treffen!!!", rufe ich mit einem Quietschen in der Stimme aus und schlage mir sofort die Hand vor den Mund. Schnell schaue ich mich um, ob da irgendjemand ist, der mich gehört haben könnte, aber glücklicherweise nicht.
Dann mache ich mich schnellen Schrittes auf den Weg nachhause und bekomme das Strahlen den ganzen Weg über nicht aus dem Gesicht.„Honey, I'm home!", rufe ich mit alberner Stimme in den Flur, nachdem ich unsere Wohnung betreten habe. Keine 3 Sekunden später steht Kim vor mir und schaut mich mit gerunzelter Stirn an. „Was ist denn mit dir los?", fragt sie lachend, während ich mich von meinem Wintermantel und den Schuhen befreie. Breit grinse ich sie an.
„Ich muss dir unbedingt was erzählen", sage ich verschwörerisch. Dann laufe ich schnurstracks an ihr vorbei Richtung Wohnzimmer.
„Okay, Frau Geheimnisvoll, und was wäre das?", fragt sie verwirrt, während sie mir folgt. Ich lasse mich aufs Sofa plumpsen und strahle sie an.
„Also... vielleicht habe ich dir was verheimlicht", murmele ich und lächele sie kleinlaut an. Kim reißt die Augen auf und lässt sich neben mir nieder. „Bist du schwanger?!", platzt es ungläubig aus ihr heraus und sofort muss ich lachen.
„Ach Quatsch, von wem denn?" Grinsend verdrehe ich die Augen und schüttele schnell den Kopf. „Nein, so groß ist es jetzt auch nicht. Aber... es kann sein, dass ich mich bei ‚99 Problems' beworben habe. Und... vielleicht hab ich vorhin eine Zusage bekommen."
Kurz warte ich ab, bis meine Worte bei meiner Mitbewohnerin angekommen sind, dann stößt sie einen spitzen Schrei aus. „Ist nicht dein Ernst!!!", ruft sie und lacht. „Maddie, ich glaub's nicht! Warte mal, verarschst du mich?"
Lachend schüttele ich den Kopf und meine Mitbewohnerin stößt einen Jubelschrei aus. Es ist so schön zu sehen, wie sehr sie sich für mich mitfreuen kann. Obwohl das sicher nicht ganz uneigennützig ist. Apropos...
„Und du bist natürlich meine Plus Eins", füge ich schnell hinzu und strahle sie noch breiter an. Kim legt sich eine Hand an die Stirn und tut so, als würde sie in Ohnmacht fallen und noch einmal brechen wir beide in Gelächter aus. „Ich kann's einfach nicht glauben!", sagt sie und kichert.
„Da wünsche ich mir die ganze Zeit, Tickets zu gewinnen und meine Mitbewohnerin bewirbt sich einfach! Das muss ein Traum sein!", ruft sie.
Mir entfährt ein leicht nervöses Lachen.
„Für dich vielleicht", sage ich belustigt. „Du bist ja nicht diejenige, die vor einer Million Zuhörer im Radio ihr Problem schildern muss!"
Kim schnalzt mit der Zunge und winkt ab. „Das wird ein Klacks, glaub mir! Felix wird schon irgendeine Lösung parat haben. Womit hast du dich überhaupt beworben?"
Und dann fange ich an, zu erzählen.
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Heavenly (Felix Lobrecht)
FanficMadeleine hat ein Problem. Als Felix Lobrecht die nächste Ausgabe von seiner Radioshow „99 Problems" veranstaltet, wittert sie ihre Chance und bewirbt sich. Doch sie ahnt nicht, wie nah sie ihrem Lieblingscomedian dadurch wirklich kommen wird... For...