Kapitel 41

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Als ich am Dienstag von der Arbeit nach Hause komme, erreicht mich eine Nachricht von Kim.

Kim: Hast du's schon gesehen?

Verwirrt schaue ich mein Handy an.

Maddie: Was meinst du?

Kim: Promiflash.

Sofort bleibe ich stehen und stöhne genervt auf. Na toll, War ja klar, dass sowas passieren musste.

Maddie: Nein, schick mal rüber.

Sie schickt mir den Link und ich überfliege den Artikel. Felix Lobrecht (35), Deutschlands Star-Comedian und Podcaster, soll kürzlich erstmals mit einer unbekannten Frau gesehen worden sein. Die beiden haben sich Insidern zufolge eine Auszeit in einem österreichischen Wellness-Hotel genommen.
Augenzeugen berichten, die beiden hätten sich beim Spazierengehen an den Händen gehalten, wobei Lobrecht ganz verliebt ausgesehen haben soll.
Ist der Frauenschwarm etwa endlich in festen Händen? Wir dürfen gespannt sein.

Ich schnaube. Immerhin enthält der Artikel kein Foto, aber genervt bin ich trotzdem. Augenzeugen! Als ob es um einen verdammten Unfall ginge!
Mit einem Seufzen tippe ich schnell eine Antwort, mit der ich mich bei Kim bedanke und rufe Felix an. Es klingelt dreimal, bis er drangeht.
„Hi, Maddie." Ein Lächeln liegt in seiner Stimme. „Bin grad bei Tommi. Was gibt's?"
„Wir sind auf Promiflash", platze ich unvermittelt heraus. Dann wird mir erst bewusst, was er gerade gesagt hat. Ich runzele die Stirn.
„Du bist bei Tommi? In Köln?"
Er atmet hörbar aus und lacht leise. „Fuck, jetzt hab ich's verraten. Ja, sollte eigentlich eine Überraschung sein. Ich wäre später noch zu dir gekommen."
Er räuspert sich kurz. „Was hast du gerade gesagt? Wir sind auf Promiflash?"
„Ja." Wieder entfährt mir ein genervtes Stöhnen. Ich nehme das Smartphone vom Ohr, stelle ihn auf Lautsprecher und lese ihm den Artikel vor.
„Fuck", flucht er leise, als ich geendet habe und mir das Handy wieder ans Ohr halte. „Dann haben sie doch geredet."
„Muss nicht sein. Kann ja auch jemand von den anderen Gästen gewesen sein, der dich erkannt hat."
„Da waren außer uns doch nur Rentner! Nee, das war safe jemand von den Angestellten. Ich ruf gleich Becci an."
Ich seufze auf. „Na gut, aber was soll das bringen? Geschrieben haben sie es ja eh schon."
Kurz ist es still am Telefon, dann seufzt Felix ebenfalls. „Schreiben können die viel. Letztes Jahr war ich ja auch mit Mrs. Bella auf Mallorca."
Irritiert runzele ich die Stirn. „Warst du wirklich?"
„Nein, verdammt!" Er lacht spöttisch auf. „Haben die aber geschrieben. Das bedeutet gar nichts."
Mir sackt das Herz in die Hose. Ich weiß, dass er es nicht so gemeint hat, aber ich kann nicht anders, als sofort über seine Worte nachzudenken.

Das bedeutet gar nichts. Er will nicht mit dir gesehen werden, Madeleine. Du bist ihm unangenehm.

Ich muss schlucken. „Wäre es denn so schlimm, wenn jemand davon erfahren würde?"
Es dauert ein bisschen, bis er antwortet. „Nein, eigentlich nicht. Aber geil ist es auch nicht. Bis jetzt war noch nie irgendwas über meinen Beziehungsstatus an der Öffentlichkeit bekannt und das war auch gut so. Wenn die nichts wissen, können die auch nichts versauen."
Er seufzt. „Ich kümmere mich darum, okay? Zwei, drei Telefonate, dann ist das geklärt. Bleib du bitte ganz ruhig. Keine Panik."
Ich glaube, ein Lächeln in seiner Stimme zu hören. „Wir kriegen das schon hin, ja? Vertrau mir."
Jetzt muss auch ich lächeln. Er ist so süß, wenn er mich beruhigen will. „Okay."
„Gut. In ungefähr zwei Stunden bin ich bei dir, ja?"
Ich schaue auf meine Armbanduhr. Jetzt ist es 18:20 Uhr. Am liebsten wäre es mir, wenn Felix jetzt sofort zu mir kommen würde, aber bis gerade eben wusste ich ja noch gar nichts davon, dass er überhaupt in Köln ist. Somit wäre es unfair von mir, zu verlangen, dass er früher vorbeikommen soll.
Ich beschließe, meine Sehnsucht fürs erste beiseite zu schieben und zwinge mich zu einem Lächeln. „Klar. ich freu mich auf dich."
„Ich mich auch auf dich." Seine Stimme klingt jetzt deutlich weniger angespannt als noch vor ein paar Sekunden, was mir ein warmes Gefühl bereitet. Ich will nicht, dass er sich aufregt.
Wir verabschieden uns kurz voneinander, dann lege ich auf und mache mich auf den Weg nach Hause.

Pünktlich um 20 Uhr steht Felix vor meiner Wohnungstür. Ich begrüße ihn mit einer so herzlichen Umarmung, als hätten wir uns jahrelang nicht gesehen
„Ich hab vor nächste Woche nicht mit dir gerechnet!", sage ich strahlend, als wir ins Wohnzimmer gehen.
„Ich bin eben immer für eine Überraschung gut", sagt Felix grinsend und gibt mir einen flüchtigen Kuss. Dann seufzt er.
„Das wollte ich dir nämlich auch noch sagen. Ich weiß noch nicht, ob ich's nächste Woche schaffe."
Sofort sackt mir das Herz in die Hose. „Was? Warum?"
„Es kann sein, dass ich spontan zu 1Live muss." Er schaut mich zerknirscht an und wir setzen uns auf meine Couch. „Ist noch nicht ganz sicher und ich probier noch, das abzusagen, aber ich kann nichts versprechen." Er versucht es mit einem aufmunternden Lächeln. „Sonst kommst du einfach auch dahin."
Ich bin von dem Vorschlag deutlich weniger begeistert als er. „Aber es ist mein Geburtstag", sage ich leise. „Den wollten wir doch zusammen verbringen. Nur wir beide."
Felix seufzt und legt mir eine Hand auf den Arm. „Ich weiß. Aber wir stecken jetzt erstmal noch nicht den Kopf in den Sand, okay?" Er lächelt mich vorsichtig an. „Vielleicht klappt's doch noch. Ich geb alles, versprochen."
Er schaut mich so eindringlich an, dass ich mir schließlich doch ein Lächeln abringen kann.
„Na gut", sage ich kleinlaut. Dann beschließe ich, das Thema zu wechseln.
„Also, was ist jetzt mit dem Promiflash-Artikel?"
Felix stößt ein leises Seufzen aus. „Das war gar nicht so einfach, wie ich dachte. Da die Mitarbeiter vom Hotel keine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben haben, dürfen die rechtlich gesehen jedem alles erzählen. Moralisch natürlich unter aller Sau."
„Komplett." Ich nicke zustimmend und Felix fährt fort. „Also hab ich vorhin gefühlt stundenlang mit Becci telefoniert und dann haben wir zusammen meine Anwältin angerufen." Ein schiefes Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus.
„Und nach langem hin und her haben wir's jetzt geschafft, dass sie dem Hotel trotz fehlendem NDA eine saftige Unterlassungsklage inklusive Regressforderung zuschicken kann."
Ich nicke langsam, bin mir aber nicht sicher, ob ich ihm folgen kann. „Du meinst..."
„Die müssen mir Schadensersatz dafür zahlen, dass sie die Geschichte an Promiflash verkauft haben." Sein Grinsen wird breiter. „Hat sich für die also überhaupt nicht gelohnt."
Jetzt kann auch ich ein schadenfrohes Grinsen nicht mehr zurückhalten. „Als ob du auf das Geld angewiesen wärst!"
Felix schüttelt den Kopf. „Nö, bin ich nicht. Aber für sie ist es doppelt und dreifach ärgerlich, das reicht mir schon als Genugtuung."
Er grinst. „Der Artikel ist auch schon gar nicht mehr online."
Dann legt er einen Arm um meine Schultern, zieht mich näher an sich und gibt mir einen Kuss auf die Schläfe. „Hab doch gesagt, ich krieg das hin."
Ich nicke, dann schmiege ich mich an ihn und schließe meine Augen.
„Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe?", murmele ich. Doch bevor ich überhaupt realisieren kann, was ich gerade gesagt habe, ist es auch schon zu spät.
Ich erstarre in der Bewegung und schaue Felix mit weit geöffneten Augen an. Er scheint im ersten Moment genauso erstaunt zu sein wie ich, doch dann legt sich ein glückliches Lächeln auf seine Lippen.
„Was hast du gerade gesagt?"
Mir sackt beinahe das Herz in die Hose und ich merke, wie mein Puls sich beschleunigt, doch ich zwinge mich dazu, ihn weiterhin anzuschauen.
Ich werfe ihm ein verlegenes Lächeln zu. „Ich... liebe dich."
Felix entfährt ein helles Auflachen und er nimmt mich noch fester in den Arm. „Ich liebe dich auch, Maddie", flüstert er und gibt mir einen Kuss.
Erst auf den Scheitel, dann auf die Stirn, auf die Nase und schließlich auf den Mund. Unsere Lippen verschmelzen zu einer Einheit.
Es ist, als würden wir in einer ganz anderen Dimension schweben. Mein Herz klopft immer schneller, je fordernder Felix' Zunge meine berührt. Mit einem Mal fühle ich mich, als wäre ich wieder 14 und würde zum ersten Mal meinen Schwarm küssen.
Nur, dass es eine solche Situation bei mir nicht gab. Mein erster Kuss war absolut unterirdisch und furchtbar gewesen.
Ich lächele in den Kuss hinein und lege sanft meine Hände an Felix' Schultern, um ihn dazu zu bringen, sich hinzulegen.
Er kommt meiner Bitte nach und zieht mich auf sich. Ich spüre, wie seine Hände unter mein T-Shirt gleiten und seine Finger quälend langsam über meinen Rücken streichen. Ich bekomme eine Gänsehaut.
Fast hätte ich schon wieder vergessen, dass er vorhin gesagt hat, er würde es vielleicht nicht zu meinem Geburtstag schaffen, und in diesem Moment ist es mir sogar fast egal, denn jetzt ist er hier und alles andere spielt erstmal keine Rolle.
Ich unterdrücke ein Seufzen.
Aber eben auch nur fast.

Heavenly (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt