Kapitel 24

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Als wir auseinander fahren, scheint Felix mindestens so außer Atem zu sein wie ich. Kurz bleiben wir nebeneinander sitzen und schauen uns schwer atmend an. Dann streckt Felix eine Hand nach mir aus und fährt mir sanft über die Wange. „Du bist süß, wenn du rot wirst", sagt er und grinst.
Ich hebe beide Augenbrauen. „Ich bin nicht rot."
Er lacht. „Oh doch. Geh mal in den Spiegel schauen."
Doch stattdessen lehne ich mich näher an ihn heran und kuschele mich an seine Brust. Ganz automatisch legt er den Arm um mich.
„Will nicht", murmele ich. „Eigentlich will ich nie wieder irgendwo hingehen. Können wir einfach für immer hier bleiben?"
Felix lacht und gibt einen Kuss auf den Kopf. „Könnte schwierig werden", sagt er schmunzelnd. Dann legt er den anderen Arm ebenfalls um mich.
Ich schließe meine Augen und konzentriere mich nur auf meine Atmung und auf das Gefühl von seiner Haut an meiner.

Nach einer halben Ewigkeit raffen wir uns auf und gehen gemeinsam Richtung Schlafzimmer. Unterwegs mache ich einen Abstecher ins Badezimmer und betrachte mich im Spiegel. Der Anblick meiner zerzausten Haare und meines zugegebenermaßen tatsächlich geröteten Gesichtes entlocken mir ein kurzes Auflachen.
„Was machst du nur mit mir?", murmele ich. Felix, der schon ins Schlafzimmer gegangen ist, ruft: „Was?"
Ich lache auf und schüttele den Kopf, was außer mir sowieso niemand sehen kann. „Nichts!", rufe ich zurück. Dann strecke ich meinem Spiegelbild die Zunge raus und werfe mir einen letzten, zufriedenen Blick zu, bevor ich ebenfalls ins Schlafzimmer gehe.
Sieht ganz so aus, als hätte ich Felix in Sachen Sex-Glow 1:0 geschlagen.

Nachdem wir beide unsere Zähne geputzt und ich mein Gesicht gewaschen und eingecremt habe, legen wir uns in sein Bett. Eigentlich wollte ich mir zum Schlafen den Pyjama anziehen, den ich für meinen Kurztrip eingepackt habe, aber Felix hat darauf bestanden, mir ein T-Shirt von sich zu geben.
„Es gibt nichts hotteres als eine Frau in meinem T-Shirt", sagt er mit einem Grinsen im Gesicht, während ich mich neben ihm unter die Decke lege. Dann fügt er leise hinzu: „Und dazu am besten noch unten ohne."
Ich lache hell auf. „Das hast du vorhin schon bekommen", sage ich neckend und strecke ihm die Zunge raus. Felix grinst mich nur verschmitzt an. „Ich hab noch Kondome da", flüstert er mir verschwörerisch ins Ohr. Ich seufze und schüttele den Kopf. „Vielleicht morgen", sage ich und zwinkere ihm zu.
Felix lacht hell auf. „Dann bist du also ein Fan von Aufwach-Sex?", schlussfolgert er. Anstatt einer Antwort lächele ich ihn nur an und er legt grinsend den Arm um mich. „Gefällt mir."
Diesmal macht er sich gar nicht erst die Mühe, den Fernseher einzuschalten. Wir versinken in einem leidenschaftlichen Kuss, bis wir uns schließlich voneinander lösen und gemeinsam einschlafen.

Am nächsten Morgen bin ich die erste, die aufwacht. Ich brauche einen Moment, um zu realisieren, wo ich gerade bin. Als ich Felix neben mir liegen sehe, erschrecke ich beinahe, bis mir wieder einfällt, was wir gestern Abend gemacht haben. Zufrieden lächele ich ihn an und streichele ihm sanft über den Kopf. Als er anfängt, sich leicht zu drehen, lasse ich schnell wieder von ihm ab. Ich will ihn nicht aufwecken. Ich will einfach nur hier liegen und ihn anschauen.
Ich drehe mich auf die Seite und bette mein Gesicht ins Kissen. Alles in mir schreit danach, ihn zu berühren, doch ich muss mich selbst davon abhalten, indem ich meine Hände unter dem Kissen vergrabe.
Während ich meinen Blick von seinen Haaren über seine Stirn, seine geschlossenen Augen, seine Wangen, seine Lippen und schließlich über seine Brust wandern lasse, kehren langsam die Bilder von gestern Abend zu mir zurück.
Als ich daran denke, wie wir auf seiner Couch miteinander geschlafen haben, stiehlt sich ein Lächeln auf meine Lippen. Selten habe ich mich von einem Mann so begehrt gefühlt. Und wie er sich abschließend noch um mich gekümmert und nicht lockergelassen hat, ehe auch ich auf meine Kosten gekommen bin...
Ich stoße ein tiefes Seufzen aus.
Eine halbe Ewigkeit liege ich so da und versuche, mir den Anblick vom schlafenden Felix genau einzuprägen, bis er beginnt, sich hastiger zu bewegen und schließlich aufwacht. Seine Augen öffnen sich, er verzieht das Gesicht und fährt sich mit der Hand darüber. Als er mich entdeckt, weicht der verschlafene und leicht bedröppelte Ausdruck auf seinem Gesicht einem Lächeln.
„Hi." Er streckt die Hand nach mir aus und verschränkt meine Finger mit seinen. Ich erwidere sein Lächeln und drücke seine Hand. „Auch hi."
Felix gähnt und lässt meine Hand wieder los, um sich zu strecken. „Wie lang bist du schon wach?"
„Keine Ahnung." Ich seufze. „Eine halbe Stunde vielleicht?"
Er nickt und gähnt nochmal. Auf einmal legt sich ein schiefes Grinsen auf sein Gesicht und er zieht mich näher an sich heran.
Irritiert runzele ich die Stirn. „Was ist?"
Schmunzelnd legt er beide Arme um mich. Als sich sein Becken langsam gegen meines drückt und ich spüre, worauf er hinaus will, muss ich ebenfalls lachen.
„Musste nur gerade daran denken, was du gestern gesagt hast", murmelt er. Grinsend vergrabe ich mein Gesicht an seinem Hals. „Hast du... Lust?"
Der vorsichtige, fast schon schüchterne Klang seiner Stimme sorgt dafür, dass mein Grinsen breiter wird.
Ich tue so, als müsste ich überlegen, ehe ich erwidere: „Irgendwie nicht."
Ruckartig reißt Felix den Kopf zurück und schaut mich mit großen Augen an. Sein Blick entlockt mir ein helles Auflachen.
„Aber hast du stattdessen Bock auf einen Blowjob?"
Als Felix merkt, dass ich ihn gerade verarscht habe, lacht er auf und fängt an, mich zu kitzeln. Japsend und lachend winde ich mich unter ihm, ehe er mich schließlich in seine Arme zieht.
Er verdreht mit gespielter Genervtheit die Augen und wuschelt mir durch die Haare. Dann nähert sein Mund sich meinem Ohr.
„Falls ich diese Frage jemals mit Nein beantworte, hau mir bitte eine rein, okay?"
Ich muss lauthals lachen und gebe ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Dann schlägt Felix die Decke zurück und ich lasse mich nach unten sinken.

„Fuck", keucht er, als ich mich zurückziehe und den Kopf wieder neben ihn aufs Kissen fallen lasse. Grinsend wische ich mir mit dem Handrücken über den Mund, während Felix schwer ein- und ausatmet. „Zufrieden?", frage ich neckend. Felix nickt und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. „Sehr."
Ich lächele ihn glücklich an, während ich auf meine Seite des Bettes zurückrolle.
Meine Seite. Mach dich nicht lächerlich, Madeleine.
Ich zucke zusammen. Seit ich in Berlin angekommen bin, hat die zynische Stimme aus meinem Unterbewusstsein sich nicht mehr bemerkbar gemacht. Und ausgerechnet jetzt, während ich in seinem Bett liege und nahezu alles perfekt ist, muss sie wieder auftauchen?
Mit aller Kraft versuche ich, die Sorgen und Zweifel, die in meinem Hinterkopf schlummern, zu verdrängen und nehme all meine Konzentration zusammen, um mich wieder aufs Hier und Jetzt zu fokussieren. Leider gelingt es mir nur teilweise.
Felix scheint davon glücklicherweise nichts zu merken. Er schlingt wieder seine Arme um mich und hält mich fest, bis wir schließlich doch aufstehen und Felix uns beiden Frühstück macht.

Heavenly (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt