Juli 2024
„Alter, das kann doch echt nicht dein Ernst sein!" Laut fluchend und ächzend stellt Felix eine Kiste in den Umzugswagen. Ich grinse ihn scheinheilig an. „Ich weiß nicht, was du meinst."
Schwer atmend schaut er mich an und wischt sich über die Stirn, aber ich kann sehen, dass sich auch auf seinem Gesicht ein leichtes Grinsen abzeichnet.
„Wie viele Bücher hast du bitte? Und warum zur Hölle sind die so schwer?"
„14 Kisten", höre ich eine gut gelaunte Stimme hinter uns flöten. Ich drehe mich um und schaue Kim an, die mit einer weiteren Kiste die Treppe runterkommt. Sie stellt sie auf die, die Felix vorhin abgestellt hat und grinst uns beide an.
„Bei unserem Einzug hier waren es noch 12." Sie hebt mahnend einen Finger und wir müssen beide lachen. Felix greift nach der Wasserflasche, die er intelligenterweise im Laderaum des Umzugswagens deponiert hat und nimmt einen großen Schluck. Dann schüttelt er den Kopf. „Unglaublich. Schon mal an einen E-Reader gedacht?"
„Das ist nicht das gleiche!", sagen Kim und ich wie aus einem Mund und müssen erneut beide lachen. Dann seufze ich leise auf und streichele Felix über den Arm. „Komm schon, wir haben es doch bald geschafft. Außerdem hast du doch gesagt, dass du alles für mich machen würdest, solange ich nach Berlin ziehe. Du hast dich sogar freiwillig dafür angeboten, die Waschmaschine zu tragen!"
„Sag das doch nicht so laut", sagt Felix grinsend mit einem verstohlenen Seitenblick zu Kim und Jonas, der gerade mit einer weiteren Kiste auf uns zukommt. Ich muss lachen und Felix seufzt ebenfalls.
„Ja schon, aber da hab ich doch noch nicht gewusst, dass du gefühlt 20 Kisten hast, von denen jede einzelne so schwer ist wie eine Waschmaschine!"
Lachend schüttele ich den Kopf. „Jetzt übertreibst du aber maßlos."
„Nein, er hat Recht", ächzt Jonas und stellt seine Kiste ins Auto. Felix grinst ihn dankbar an.
„Dafür haben wir uns nachher ein Bier verdient, oder?"
Kim und ich verdrehen die Augen, können uns aber ebenfalls das Grinsen nicht verkneifen. „Ist alles schon organisiert. Häppchen, Cola und Fanta für jetzt, Bier und Pizza für später."
Jonas und Felix geben sich ein High Five und lachen erleichtert auf. „Das ist aber auch das mindeste", sagt Felix und legt den Arm um mich. Ich verdrehe grinsend die Augen.„Seid doch einfach froh, dass ihr keine schweren Möbel schleppen müsst", sage ich. Die konnte ich nämlich, bis auf mein heißbeliebtes Bücherregal, ohne Probleme an den Nachmieter meiner alten Wohnung verkaufen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob er sie auch wirklich alle behalten wird, aber ob er sie später weiterverkauft oder zum Sperrmüll stellt, ist mir ehrlich gesagt vollkommen egal.
Hauptsache, ich habe keinen Aufwand damit und mit dem Kaufen neuer Möbel. Felix' Wohnung ist schließlich komplett eingerichtet. Das einzige Problem könnte der Kleiderschrank werden, aber auch dafür haben wir schon eine Lösung. Notfalls verstaue ich meine Klamotten einfach vorübergehend im Bettkasten oder lebe übergangsweise aus dem Koffer, bis wir einen neuen, größeren Kleiderschrank gefunden haben, wo all unsere Sachen reinpassen.
Auch die Kücheneinrichtung ist ein weniger großes Problem, als ich ursprünglich befürchtet hatte. Felix besitzt zu meiner Überraschung nagelneue Töpfe und einen sehr gut ausgestatteten Tupperware-Schrank. „Hab ich zugeschickt bekommen, nachdem ich aus Versehen Fake-Tupperware gekauft hab", hatte er mir mit einem stolzen Grinsen erzählt.
Damit sind die no-name-Plastikdosen, die ich mir damals für unsere Wohnung gekauft und bei jeder einzelnen Benutzung verflucht habe, endgültig Geschichte.Als wir jetzt in Felix' Auto sitzen und hinter dem Umzugswagen herfahren, den Kim und Jonas für ein Wochenende gemietet haben, stoße ich ein erleichtertes Seufzen aus. Heute bleibt die Musik ausnahmsweise mal aus. Das ist schließlich die Regel: entweder aus voller Seele mitgrölen oder Stille. Heute haben wir uns für die zweite Variante entschieden. Der Tag ist schließlich auch so schon aufregend genug.
„Freust du dich auf deinen neuen Job?" Felix lächelt mich von der Seite an und ich nicke. „Ich glaube, schon." Glücklich erwidere ich sein Lächeln. Er lacht leise auf.
„Was heißt hier, du glaubst? Ein bisschen mehr Enthusiasmus, wenn ich bitten darf!"
Mir entfährt ein nervöses Auflachen. „Naja, es war schon eine Überwindung, meinen alten Job und die mir vertrauten Kollegen einfach so aufzugeben. Stell dir das nicht so leicht vor."
Das Lächeln verschwindet aus seinem Gesicht und er sieht mich ernst an. „Heißt das, du bereust den Umzug jetzt schon? Es ist noch nicht zu spät, wir können immer noch umdrehen."
Ich lache herzlich und lauthals auf. „Nein, verdammt! Auf gar keinen Fall." Wieder muss ich seufzen. „Veränderung ist halt immer eine große Sache. Zumindest für mich."
Felix nickt langsam. Ich betrachte ihn von der Seite und glaube, zu erkennen, das es hinter seinen Schläfen rattert. Dann kehrt das Grinsen auf sein Gesicht zurück, was mich sehr erleichtert.
„Weißt du noch, als du für dieses Seminar nach Berlin gefahren bist?" Ich nicke heftig. Als ob ich das je vergessen könnte!
„Wer hätte damals ahnen können, dass das der erste Schritt in dein neues Leben ist, oder? Ich meine, wenn du damals nicht nach Berlin gefahren, sondern das Seminar irgendwo anders besucht hättest, dann würden wir jetzt vielleicht nicht hier sitzen."
Ich denke kurz über seine Worte nach und muss schließlich schlucken. „Du hast Recht", sage ich kleinlaut. „Es ist wirklich krass, wenn man es von der Seite betrachtet."
Felix greift nach meiner Hand, verschränkt unsere Finger ineinander und gibt mir einen Kuss auf den Handrücken. Augenblicklich breitet sich eine wohlige Wärme in mir aus.
„Ich freu mich jedenfalls drauf", sagt er und lächelt mich an. Dann scheint ihm etwas einzufallen und das schelmische Grinsen, das nie etwas Gutes bedeutet, breitet sich auf seinen Lippen aus.„Und weißt du, was auch irgendwie ironisch ist?" Ich schüttele den Kopf. „Dass wir das, weshalb du ursprünglich zu ‚99 Problems' gekommen bist, jetzt in Berlin wiederholen können."
Ich stöhne entnervt auf. „Ich kann aber nicht schon wieder Keramik bemalen gehen und Yoga machen", sage ich mit einem Seufzen, das Felix zum Lachen bringt. „Nochmal halte ich das nicht durch, ehrlich."
„Musst du auch gar nicht", sagt er grinsend. „Ich stell dich als erstes meiner Crew vor. Da gibt's einen Haufen Leute, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Mit irgendjemandem von denen wirst du dich schon anfreunden. Und dann lernst du meine Familie kennen. Fränki -"
„Bester Mann", ergänze ich automatisch und muss grinsen, was Felix erwidert.
„Exakt. Und Julian und Sophie."
Ich brauche einen Moment, bis ich weiß, wen er meint. „Ah, deine Schwester."
Er nickt. „Genau die. Sie ist nur zwei Jahre älter als du und hat einen großen Freundeskreis. Ich zwinge sie einfach dazu, dich mal zu einem Mädelsabend mitzunehmen, dann findest du ganz schnell Anschluss."
Er schaut mich erwartungsvoll an, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass ich etwas sage, aber ich kann nur selig vor mich hin lächeln.
„Das hört sich wirklich gut an", sage ich schließlich flüsternd. Felix nickt erneut.
„Ich weiß. Ich hab doch gesagt, ich bin der beste Problemlöser auf der Welt, aber du hast mir ja nicht geglaubt."
Ich atme hörbar aus und nicke schließlich. Dann entfährt mir ein Prusten.
„Was ist denn jetzt schon wieder?", fragt er. Ich grinse ihn vielsagend an.
„Du magst deinen Job mit dem Probleme lösen zwar ganz gut machen, aber wenn du jede von deinen Teilnehmerinnen abschleppst, mit ihr in den Urlaub fährst, sie nach allen Regeln der Kunst durchvögelst und schließlich bei dir einziehen lässt, damit ihr Problem sich löst, dann mache ich mir wirklich Sorgen um dich."
Felix entfährt ein helles, lautes Lachen. Er schüttelt grinsend den Kopf, dann setzt er den Blinker nach rechts und wechselt die Spur.
„Alles klar, jetzt setz ich dich wirklich aus."
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Heavenly (Felix Lobrecht)
FanfictionMadeleine hat ein Problem. Als Felix Lobrecht die nächste Ausgabe von seiner Radioshow „99 Problems" veranstaltet, wittert sie ihre Chance und bewirbt sich. Doch sie ahnt nicht, wie nah sie ihrem Lieblingscomedian dadurch wirklich kommen wird... For...