Kapitel 45

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Gegen Mittag kommen wir in Amsterdam an und bringen als erstes unsere Sachen ins Airbnb. Ich nehme mir einen Moment Zeit, um mich umzuschauen. Felix hat eine wirklich schöne Ferienwohnung ausgesucht, die zwar geräumig, aber dennoch nicht zu groß ist.
Das wird eine schöne, gemütliche Geburtstagsnacht, das sehe ich jetzt schon. Und als ich im Vorbeigehen die große Badewanne und direkt daneben eine Regendusche sehe, die viel Raum für Fantasie bietet, kann ich nicht anders, als zu grinsen.

Wir schlendern gemütlich durch die Stadt, wobei Felix immer wieder nach meiner Hand greift oder den Arm um mich legt. Ich lächele ihn glücklich an. Obwohl wir nicht extrem weit von der deutschen Grenze entfernt sind, können wir es uns hier ganz in Ruhe gut gehen lassen, ohne neugierigen Blicken ausgesetzt zu sein.
Wir besuchen ein Museum und gönnen uns eine kleine Bootstour. Anschließend setzen wir uns auf eine Bank und lassen bei einem Eis die Seele baumeln.
Als der Wind durch meine Haare bläst, spüre ich auf einmal ein unglaublich großes Glücksgefühl in meinem Bauch. Ich drehe meinen Kopf zu Felix und lächele ihn glücklich an, doch der bekommt davon gar nichts mit. Sein Blick hat etwas verträumtes. Ich glaube, ich habe ihn noch nie so entspannt gesehen.
Als er schließlich seinen Kopf zu mir dreht und bemerkt, dass ich ihn anstarre, erwidert er meinen Blick und lächelt. Dann legt er den Arm um mich und gibt mir einen Kuss.
„Und? Gefällt es dir bisher?"
Ich nicke heftig. „Und wie!" Ich lege meinen Kopf auf seiner Schulter ab und schließe für einen kurzen Moment die Augen. „Ich hab mir Amsterdam irgendwie immer ganz anders vorgestellt."
„Wie denn?" Seine Stimme klingt amüsiert. „Dachtest du, hier laufen überall Kiffer rum oder Leute, die dir Gras andrehen wollen?"
Mir entfährt ein Lachen. „Hätte ja sein können."
Felix verstärkt den Griff um mich und streichelt mir sanft über den Oberarm. „Weißt du, was mir an so Tagen wie heute immer wieder besonders auffällt?"
Ich öffne die Augen und schaue fragend zu ihm hoch. „Was denn?"
Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem verschmitzten Grinsen. „Dass ich im Ausland maximal eine 6 bin."
Mir entfährt ein helles Auflachen. „Wie bitte?"
Er zuckt mit den Schultern. „Ist doch so. Sobald ich irgendwo bin, wo die Leute mich nicht mehr erkennen, gucken die Weiber mich auch nicht mehr an."
Ich blinzele ihn irritiert an, dann schüttele ich den Kopf. „Erstens mal will ich schwer hoffen, dass du von gar keinen Weibern außer mir angeschaut wirst, und zweitens ist das überhaupt nicht wahr." Ich grinse ihn herausfordernd an.
„Dass du hier maximal eine 6 bist, meine ich. Du bist immer eine 10."
Felix grinst und legt sich eine Hand an die Brust. „Danke, das ist lieb von dir, aber leider bist du da voreingenommen. Als meine Freundin musst du sowas ja sagen."
Ich stoße ein frustriertes Stöhnen aus und Felix lacht. „Das Argument zählt nicht, ich fand dich vorher schon heiß!"
Felix zieht die Augenbrauen hoch. „Ach ja? Hast du aber nie gesagt."
Ich will direkt etwas erwidern, doch nachdem ich ein paar Sekunden über seine Antwort nachgedacht habe, komme ich zu dem Schluss, dass er Recht hat.
„Stimmt, hab ich nicht", antworte ich leise. „Ich dachte, das wäre klar."
Felix setzt einen gespielt ernsten Blick auf und schnalzt mit der Zunge. „Also bitte, wie kannst du nur so mit meinen Gefühlen spielen? Ein bisschen Futter fürs Ego hat noch keinem geschadet."
Er grinst und sieht mich abwartend an. Erst bin ich mir nicht sicher, was er will, doch dann fällt der Groschen. Ich stoße ein nervöses Lachen aus und verdrehe die Augen.
„Na schön. Felix, ich find dich übertrieben heiß. Nicht zu vergessen deinen unfassbaren Humor."
Ich werfe ihm ein verschmitztes Grinsen zu und er lacht, bevor er mir einen Kuss auf die Schläfe drückt. „Danke, das hat richtig gut getan. Du bist auch nicht übel."

Nach unserem Ausflug ruhen wir uns kurz in unserem Airbnb aus, bevor wir uns auf den Weg zum Abendessen machen. Felix hat ein besonders schickes Restaurant ausgesucht, wo 5-Gänge-Menüs serviert werden. Entsprechend hat er mich auch darum gebeten, für heute Abend besonders schicke Klamotten einzupacken.
Als ich fertig geschminkt und frisiert aus dem Bad komme und Felix sehe, pfeife ich durch die Zähne. „Wow", sage ich mit einem anerkennenden Gesichtsausdruck. „Ich wusste gar nicht, dass du auch richtige Hemden besitzt."
Felix dreht sich zu mir um. Er trägt ein einfarbig schwarzes Hemd, das vom Schnitt her wie für seinen Körper gemacht zu sein scheint, wovon er jetzt den letzten Knopf schließt.
Er hebt skeptisch eine Augenbraue. „Was sind denn falsche Hemden?"
Ich muss grinsen. „Na, die Seidendinger, die du sonst immer auf der Bühne trägst."
Felix lacht und versucht, mir in die Seite zu pieksen, aber ich bin schneller und weiche ihm rechtzeitig aus. „Die stehen mir überragend! Du hast sie ja noch nie live in Action gesehen."
Kurz überlege ich, bevor ich ihm mit einem Nicken Recht gebe. „Stimmt, hab ich nicht."
Ich werfe ihm ein neckendes Grinsen zu. „Eigentlich schuldest du mir noch eine Privataufführung von ‚All You Can Eat'.
Es ist eine Schande, dass ich als deine Freundin es noch nicht kenne."
Jetzt muss auch Felix grinsen. „Ich schick dir nen Streaminglink per Mail."

Dann macht er einen Schritt auf mich zu und betrachtet mich von oben bis unten. Ich trage ein hautenges, schulterfreies Kleid, das mir bis zu den Knien geht. Felix lässt seine Hände langsam an meiner Taille entlangfahren und pfeift leise durch die Zähne.
„Du siehst übertrieben heiß aus", flüstert er. Dann legt er lächelnd seine Stirn gegen meine.
„Ich kann's gar nicht abwarten, dir das Kleid nachher auszuziehen."
Auf meine Lippen stiehlt sich ebenfalls ein Lächeln, aber gleichzeitig fühle ich mich plötzlich auch, als hätte mir jemand in die Magengrube geboxt. Die Nachricht. Denk an die Nachricht.
Ich schüttele den Kopf, als könnte ich den Gedanken daran einfach abschütteln.
Heute nicht. Der heutige Abend gehört nur uns beiden.
So, wie Felix es mir versprochen hat.

Während des ganzen Abendessens über hört Felix nicht auf, mich zu mustern. Immer wieder stiehlt sich ein Lächeln auf seine Lippen und ich merke, wie mir Hitze in die Wangen schießt.
Er hat mich noch nie so angesehen. So... verlangend.
Auf einmal kehrt das Kribbeln in meinen Bauch zurück und mit jeder vergehenden Minute wandern meine Gedanken immer wieder an das, was nach dem Essen passieren wird.
Plötzlich kann ich es nicht mehr abwarten, Felix von der Kupferspirale zu erzählen, aber jetzt habe ich es so lange geschafft, es für mich zu behalten, dass ich mich dazu durchbeiße, die letzten Minuten auch noch durchzuhalten.
Nach dem Essen legt Felix zwei 100er Scheine auf den Tisch und steht auf. Ungeduldig bedeutet er mir, ebenfalls aufzustehen und greift grinsend nach meiner Hand.
Wir verlassen mit eiligen Schritten das Restaurant und gehen zurück in die Ferienwohnung, die zum Glück nur fünf Minuten Fußweg entfernt ist.
Während wir laufen, klopft mein Herz immer schneller. Gleich ist es also soweit.

Im Airbnb komme ich kaum dazu, meine Schuhe auszuziehen, als Felix auch schon seine Arme um meine Taille schlingt und beginnt, mich zu küssen. Ich merke, wie mir die Knie weich werden.
Er will mich, ganz eindeutig und unmissverständlich. Und ich will ihn auch.
Und wir sind hier, in Amsterdam, ein ganzes Stück von zuhause entfernt, in der wohl schönsten Ferienwohnung, die ich jemals gesehen habe. Besser könnte es doch gar nicht sein, oder?
Ich lege meine Arme um ihn und streichele mit einer Hand über seinen Kopf, während er mich an die Wand drückt und beginnt, mit seinen Lippen an der Haut über meinem Schlüsselbein zu saugen.
Ich stöhne überrascht auf. Fuck. Ich glaube, das wird heute Abend nicht lange dauern - weder bei mir, noch bei ihm.
Kurz genieße ich das Gefühl von seinen Lippen an meinem Schlüsselbein, meinem Hals und hinter meinem Ohr, ehe ich mich schließlich dazu zwinge, ihn sanft von mir zu stoßen.
„Warte kurz." Ich werfe ihm ein entschuldigendes Lächeln zu. „Ich muss noch meine Schuhe ausziehen."
In Wahrheit kommt mir die kurze Unterbrechung ganz gelegen, um Zeit zu gewinnen. Fieberhaft überlege ich, was ich machen soll. Erzähle ich ihm erst von der Nachricht und nehme damit in Kauf, den Abend zu versauen? Oder warte ich erst ab, bis wir miteinander geschlafen haben und Felix danach im besten Fall entspannt genug ist, um einen kühlen Kopf zu bewahren und mit mir zusammen zu überlegen, was wir machen sollen?

Während ich zu ihm zurückgehe, fasse ich einen Entschluss. Felix hat sich zwischenzeitlich aufs Bett gesetzt und lächelt mich erwartungsvoll an.
Ich schenke ihm ein vorsichtiges Lächeln, dann lasse ich mich neben ihm aufs Bett fallen und hole tief Luft.
„Ich muss dir noch was sagen."

Heavenly (Felix Lobrecht)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt