(Happy Valentine's Day 💌 ich hoffe, dass alle, die heute allein auf der Couch sitzen, auf Wattpad schauen und hier etwas Gesellschaft finden. Pssst. Seth Soarez, Inéz, Doc Victor Veyron, die sind doch ehrlich besseres Entertainment.)
POV Victor Veyron
Die Tage nach der Sitzung mit Seth und Inéz sind bis auf weiteres ungewöhnlich ruhig. Keine Nachrichten, keine Terminabsagen, aber auch keine Bestätigungen für weitere Sitzungen. Das kann zweierlei bedeuten: Entweder haben sie die Sitzung erfolgreich bis in die hintersten Ecken ihres Verstandes verdrängt oder sie brauchen Zeit, um das Gesagte zu verarbeiten.
Ich habe mich bewusst entschieden, ihnen Raum zu lassen. Veränderungen lassen sich nicht erzwingen.
Erst recht nicht bei diesem Typ Mann, wie Seth einer ist. Kontrollsüchtig, toxisch und schnell provozierbar. Ganz allgemein halte ich keinen Menschen auf der Welt für untherapierbar, aber das hier... puh, das wird ein langer Weg.
Vor allem wenn ich mich zurückerinnere, wie er versucht hat, mich mit seinen Blicken zu bekämpfen. Er sieht mich noch lange nicht als Helfer, sondern als Antagonist.
Das wird eine durchaus interessante Herausforderung, ihn vom Gegenteil zu überzeugen.
~
Heute will ich den Kopf freibekommen. Mal etwas frische Luft schnappen, zwischen all den eingeschnappten Ehepaaren, die es sich einfach nicht mehr richtig im Bett besorgen können.
Ganz ehrlich, Therapie führt zu Verbesserungen, keine Frage, aber wenn der Typ einen kleinen, unkreativen Schwanz hat, helfen da auch keine teuren Gespräche mehr. Praxis ist letztendlich doch ganz anders, als Theorie.Und mal ganz ehrlich, die Theorie hat sich zwar oft genug bewährt, aber dennoch nicht immer. Während die Vögel über mir Kreise drehen, die Straßen rauschen, denke ich zurück an einen meiner ersten Patienten. Gut, damals war ich etwas zu unerfahren, um abschätzen zu können, dass die Patienten tatsächlich jedes noch so kleine Wörtchen von mir dokumentieren und direkt umsetzen wollen.
War ich Sexualtherapeut? Nein und bin ich auch noch nie gewesen. Wollten sich dennoch alle über Sex-Praktiken von mir beraten lassen? Ja. Ging ich dann auf sie ein, weil Geld eben gut schmeckt? Leider ebenfalls ja.
So kam es dazu, dass der vorherig erwähnte Patient meine Tipps etwas zu ernst nahm, seine Frau eine dreckige Schl*mpe nannte und sie es, ganz zu unser beider Überraschung, nicht gut aufnahm und stattdessen darauf bestand, den Therapeuten, der solche abgrundtief sexistischen Ratschläge verteilte, vor versammelter Praxis rund zu machen. Als ich sie danach freundlich in mein Büro bat, schmiss sie sich förmlich an meinen Hals und wollte, dass ich sie eine dreckige Schl*mpe nenne. Ironisch, nicht? Naja zumindest waren nicht meine Ideen das Problem, sondern ihr Mann.
Ich muss bei der Erinnerung an diesen Zwischenfall grinsen und schlendere ziellos weiter durch die Straßen, als mein Blick plötzlich an einem kleinen, unscheinbaren Laden hängen bleibt.
„La Petite Laine."
Das Schaufenster ist in warmes Licht getaucht und dahinter türmen sich Regale voller Garnknäuel in allen nur erdenklichen Farben. Bestimmt hätte mein damaliger Patient seine Frau mit diesem Garn gefesselt, wenn ich es ihm authentisch genug rübergebracht hätte.
Einige Häkelarbeiten hängen an einer Leine. Zarte, kunstvoll gearbeitete Tücher, winzige Babydecken mit filigranen Mustern und ein dunkelroter Schal, der fast so aussieht, als könnte man ihn sich über die Schultern legen und sofort ein Gefühl von Geborgenheit spüren.
Etwas an diesem Laden zieht mich an. Vielleicht ist es die Wärme, die er ausstrahlt, ein merkwürdiger Kontrast zu dem kühlen Gefühl in meiner Brust. Vielleicht ist es die Stille darin, eine andere Stille als jene, die oft in meinem Büro herrscht. Keine angespannte oder abwartende Stille, sondern eine sanfte, beruhigende, fast meditative.
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Erlöse mich von dem Bösen
Chick-Lit„Seine Finger ficken mich ins Paradies, doch ich bin bereits in der Hölle." TEIL 2 Erst Teil 1 lesen!! <Bring mich nicht in Versuchung> Wenn ihr wissen wollt, wie es mit Inéz weitergeht, dann müsst ihr dieses Buch lesen.....nein, sagt mir ni...