Ich lasse dich nicht alleine Inéz.

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POV Inéz

Die Tage im Krankenhaus ziehen sich hin, und jeder Augenblick fühlt sich an wie ein Kampf gegen mich selbst.

Die Ärzte kommen und gehen, ihre Stimmen sind gedämpft, voller technischer Begriffe, die sich wie Nebel in meinem Kopf niederlassen. Ich höre Worte wie Schockzustand, Unterkühlung oder Lungenreizung.

Sie sehen meinen Körper, untersuchen die blauen Flecken, die Striemen, die die Kälte des Wassers hinterlassen hat.

Alles ist so unfassbar krank in mir drin, auch weil ich innere Blutungen erlitt...Aber niemand sieht das, was wirklich in mir los ist.

~

Seth ist immer da. Tag und Nacht sitzt er an meiner Seite, hält meine Hand, auch wenn ich sie nicht erwidere. Ich frage mich, ob er glaubt, dass ich ihn für all das schuldig spreche, ob er meint, ich würde ihn so totgefühlt ansehen, weil ich ihn nicht mehr liebe.

Seine Augen sprechen von Erleichterung, von Hoffnung, doch ich sehe vor allem die Angst darin. Die Angst, dass ich ihn irgendwann wegstoßen könnte.

Vielleicht sollte ich das auch. Vielleicht ist es besser so.

~

Ich sitze am Fenster des Krankenhauszimmers, der Stuhl ist hart, unbequem, aber es ist der einzige Ort, an dem ich nicht sofort wieder in die Stille abgleite.

Der Blick nach draußen zeigt eine Welt, die unverschämt normal wirkt. Autos, die vorbeifahren, Menschen, die in Eile sind. Niemand ahnt, dass ich hier oben sitze und darüber nachdenke, ob ich jemals wieder in diese Welt gehören kann.

Die Menschen strahlen puren Egoismus aus und ich kann es ihnen nicht einmal verübeln, weil selbst Menschen, denen ich vertraut habe, die ich von ganzem Herzen geliebt habe, mich hintergangen haben. Sogar Seth zählte ein paar Male zu diesen Menschen und ich scheine erst jetzt wirklich darüber nachzudenken.

Vielleicht weil ich zur Abwechslung mal nicht wegrennen muss und Zeit habe zu hinterfragen. Das stellt sich als noch seelenbelastender heraus.

Seth betritt das Zimmer, ein Becher mit dampfendem Tee in der Hand. Er hält inne, als er mich dort sitzen sieht, und sein Gesicht wird weich. „Du solltest im Bett sein", sagt er leise, fast wie eine Bitte.

Er streicht sich ratlos durch seine schwarze, struppige Mähne und legt seinen Kopf schwer ausatmend zur Seite, als würde er einfach nicht wissen, was er noch sagen sollte, um mich besser fühlen zu lassen. Er weiß, dass wohl nichts so schnell ändern wird, was passiert ist. Auch er muss es bitterkalt akzeptieren.

„Ich kann nicht", antworte ich, ohne ihn noch einmal anzusehen. Meine Stimme ist rau, immer noch belegt von all dem, was ich in mir halte.

Er stellt den Becher ab und geht langsam auf mich zu. „Was kannst du nicht, Inéz?"

Ich zögere. Wie soll ich das in Worte fassen? Dass ich nicht atmen kann, ohne das Gefühl zu haben, zu ertrinken? Dass ich nicht schlafen kann, ohne in die Dunkelheit zurückgezogen zu werden, in der Ares immer noch lauert? Dass jeder Moment, den ich überlebe, sich wie eine Qual anfühlt? Dass ich zu allem Überfluss an dem schlechten Gewissen zugrunde gehen möchte, dass ich ihm gerade nichts als Sorgen bereite und ihn trotzdem am liebsten schlagen würde, für dass er mich überhaupt in diese Situation gebracht hat.

Wäre ich verschont geblieben, wenn ich an diesem Tag bei Jaro geblieben wäre. Er wäre nicht die Liebe meines Lebens, aber es wäre sicherer für mich und in einer Frauen verachtenden Welt, ist Sicherheit und Halt das einzige das wirklich zählt. Jaro liebte mich schon immer mehr, als ich ihn, er hätte alles dafür getan mich wie eine Prinzessin zu behandeln.

Erlöse mich von dem BösenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt