Endlose Suche

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12.02.

Endlose Suche, ja wirklich endlos. Die Suche nach einer Beschäftigung. Ich hab immer gedacht, so schwer kann das ja nicht sein. Ich wäre gerne Privatier, denn dann hätte ich Zeit, um so viele Dinge zu machen, für die man ansonsten kaum Zeit hat. Naja ich hab theoretisch Zeit, aber weiß einfach nicht, was ich machen soll. Das Geld reicht auch nicht, um Privatier zu werden. Muss ich mich wohl noch gedulden.

Ich hab wieder viel Müll geträumt. Das ist in letzter Zeit immer so. Ich wache auf und denke mir dann: was soll das? Aber normalerweise wache ich etwa eine Stunde, bevor ich zur Arbeit muss, auf. Mein Wecker klingelt für den Notfall 40 Minuten vor Arbeitsbeginn, aber dann bin ich eh schon wach. Heute bin ich erst kurz vor meinem Wecker aufgewacht nach einem der schwachsinnigsten Träume aller Zeiten.

Bei der Arbeit war verhältnismäßig viel los, aber im Vergleich zu den letzten Wochen recht wenig. Da ich studiere, kann man mir einen gottlosen Vertrag anbieten. Mit anderen Worten: ich werde nur für Stunden bezahlt, in denen ich answesend bin. Was erstmal logisch klingt, aber andererseits habe ich eben keine feste Stundenzahl, die ich arbeiten muss. Jeden Monat ist es wieder Zufall, wie viele Stunden ich arbeiten werde und wie viel Geld dadurch zusammen kommt. Das Ergebnis ist mannigfaltig, von teilweise nur 8 Stunden im Monat bis zu so vielen Überstunden, dass ich zu einem zwei wöchigen Urlaub gezwungen bin. Optimal ist das nicht, aber Studenten haben in unserer Arbeitswelt ja keine Rechte.

Wie dem auch sei, normalerweise ist ein durchschnittlicher Dienst von 3 Stunden pro Tag vorgesehen und heute war ich sehr froh darüber, als ich dann tatsächlich nach den 3 Stunden gehen konnte. Das Wetter war beschissen, aber nicht ganz so schlecht wie die letzten Tage. Ich hatte Hunger und war motiviert, mein neues Hobby zu finden. Nach einem Mittagessen war ich also bei Hugendubel. Schließlich gibt es da auch Bastelanleitungen/Strickanleitungen etc. Etwas in Richtung Handarbeit wäre vielleicht ganz nett.

Mal davon abgesehen, dass gerade 3 Leute vor dem Handarbeit-Regal standen und mich sowas immer nervt, ist das Regal auch nur dürftig gefüllt gewesen. Was könnte man denn machen? Ich will was neues. Stricken kann ich schon. Naja die Bücher kann man sich trotzdem mal ansehen. Aber es ist nichts neues dabei, das ich mir aus richtigem Interesse kaufen würde. Nähen kann ich auch schon. Journaling? Dafür ist meine Schrift zu hässlich. Malen und Zeichnen kann ich auch nicht. Vielleicht könnte ich das lernen, aber das habe ich schon oft genug versucht. Ich habe dafür einfach kein Talent. Bilder ausmalen? Hab ich schon versucht, aber das macht mir keinen Spaß. Origami kann ich schon. Ich könnte mir neues Papier kaufen, aber eigentlich wäre es besser, erstmal das alte Papier aufzubrauchen.

Im Endeffekt zeigt sich hier schon ein großes Problem: Ich habe nur 6 Interessengebiete. Diese habe ich schon exessiv ausgearbeitet. 

Interessengebiet 1: Handarbeit. Ich kann im Schlaf stricken, ich kann das wichtigste Nähen und für mehr fehlt die Motivation. Inzwischen habe ich wahrscheinlich alle Origami-Tiere gefaltet, die man sich so vorstellen kann.

Interessengebiet 2: Musik. Ich kann Notenlesen und Gitarre und Klavier spielen. Flöte habe ich versucht, aber davon wird mir schlecht. Cello oder Geige wäre interessant, aber ich kann mir jetzt nicht einfach mal so ein neues Instrument kaufen, aus finanziellen Gründen. Musik Hören ist unerschöpflich, aber auch keine erfüllende Tätigkeit. Schließlich macht man normalerweise noch etwas nebenbei.

Interessengebiet 3: Sprachen. Ja, Sprachen habe ich eigentlich auch schon ausgereizt. Egal ob tote oder lebende Sprachen, gelernt habe ich bereits einige. Zur Zeit lerne ich seit einem Jahr Mandarin, sodass ich wirklich kein Interesse daran habe, noch eine 13. Sprache zu lernen. Noch nie habe ich so lange gebraucht, um eine Sprache zu lernen. Ein Jahr ist rum und mein Chinesisch immer noch mehr als dürftig (im Vergleich dazu, wie viel ich in manch anderen Sprachen nach einem Jahr bereits konnte).

Interessengebiet 4: Tanzen. Ich tanze wöchentlich etwa 4 Stunden. Dazu kommt dann noch ab und zu Yoga, was zwar nicht so viel mit Tanzen zu tun hat, aber dafür eine extra Kategorie auf zu machen, das wäre übertrieben.

Interessengebiet 5: Psychologie. Seit vielen Jahren lese ich in meiner Freizeit wissenschaftliche Texte über verschiedene psychologische Themen. Warum? Wahrscheinlich, um mich selbst besser zu verstehen. Immerhin hilft das auch dabei, mir über so manche Dinge klar zu werden, die bei mir nicht ganz richtig laufen. Umgang mit Emotionen zum Beispiel. Ängste. Sowas. Gleichzeitig ist es auch mein Wunsch, möglichst viel darüber zu wissen, welche Probleme meine Mitmenschen vielleicht haben, und wie ich am besten damit umgehen kann. Ich möchte nicht, dass mir jemand erklären muss, wie ich mit seiner Störung/Erkrankung am besten umgehen kann. Es sollte selbstverständlich sein. Das geht nur, wenn ich mich auskenne.

Interessengebiet 6: Mythologien. Als Kind habe ich mal eine Frau besucht, die mit dem Mond sprechen konnte. Sie sollte eine Hautkrankheit heilen, die ich schon viele Jahre hatte. Gebracht hat das nichts, zumindest nicht gegen meine Krankheit. Aber was geblieben ist, ist der erste Einblick in die spirituelle Welt. Mythologien haben vielleicht nicht grundätzlich immer etwas mit Spiritualität zu tun, aber oft hängt es zusammen. Seit dem wollte ich gerne Zauberer werden. Als Jugendlicher war ich überzeugt, Satanist werden zu wollen. Hat dann aber doch nicht geklappt. Es ging dann über in Keltologie, danach Wicca, Germanen, Ägypter. Schamanismus und Druidentum. Ich wollte alles darüber lernen und für mich die richtige Lebensweise finden. Nach altem Suomentum und samischer Mythologie bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass alle Glaubensrichtungen wohl ihre Berechtigung haben. Für mich passt das jedoch nicht so richtig. Überhaupt, warum soll ich mich in ein vorgegebenes Muster zwängen? Was ich weiß ist, dass für mich die Natur der Mittelpunkt der gesamten Energie ist. Und, dass ich es hasse, bestimmten Regeln folgen zu müssen. Regeln, die sich jemand Fremdes ausgedacht hat. Pantheismus klingt ganz nett, aber ob das jetzt passt?

Nun ist halt die Frage: sollte mein neues Hobby in einem meiner Interessengebiete liegen oder etwas völlig neues sein? Ich könnte sticken lernen. Ukulele ist ein nicht ganz so teures Instrument, wenn man keine gute Qualität kaufen will. Oder doch eine neue Sprache? Vielleicht entwickel ich einfach meine eigene Sprache? Eine neue Sportart? Zumba? Ich könnte einige psychologische Themen vertiefen, mir ein neues Buch kaufen über ein Thema, das ich noch nicht so stark behandelt habe. Mich über eine andere Mythologie informieren? Mit den amerikanischen Mythologien habe ich mich noch nicht wirklich beschäftigt. Es gibt auch noch einige samojedische Mythologien, die ich noch nicht komplett erfasst habe. Oder ich entwickle eine eigene Mythologie. 

Ich könnte aber auch einfach kochen oder backen, auch wenn meine Küche sehr klein ist. Also 2qm klein. Ohne Fenster. Heutzutage gucken viele Menschen Filme und Serien, das könnte ich versuchen. Podcasts? Aber es langweilt mich, fremden Menschen stundenlang beim Labern zu zuhören. An Serien und Filmen stört mich, dass ich mich in die Phantasie-Welt einer oder mehrerer fremder Personen versetzen muss. Meine eigene Phantasie ist schon anstregend genug.

Auf jeden Fall weiß ich, dass ich morgen meine Masterarbeit beim Prüfungsamt abgeben werde. Und dann? Mal schauen.


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