Hab mir selbst widersprochen

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29.10.2024

Ich habe mir selbst widersprochen in meinem letzten Kapitel. Am 06.10. habe ich noch behauptet, dass ich mich gerne davon überzeugen lassen würde, dass man in einem anderen Menschen sein Zuhause finden kann. Im letzten Kapitel habe ich behauptet, ich könnte mir kaum schlimmeres vorstellen, als mein Leben mit einer anderen Person teilen zu müssen. Auch wenn ich es etwas anders formuliert hatte. Sonntag bin ich morgens um 6 Uhr aufgewacht (keine Sorge, ich bin dann nochmal eingeschlafen), in dem Moment war mir klar: du hast dir selbst widersprochen. Seitdem wollte ich das aufschreiben. Bin aber bis jetzt nicht dazu gekommen.

Ganz random, ein Update zur Fahrrad-Situation: Jeden Tag habe ich auf den Innenhof geschaut und da stand es immer. Dieses gelb-orangene Fahrrad in meinem Fahrradständer. Das hat mich täglich geärgert. Und heute nach der Arbeit die Überraschung. Der Ständer war frei. Ich bin also direkt hinten raus gesprintet und hab mein Fahrrad umgestellt. Jetzt bin ich wieder zufrieden, jetzt ist alles wieder gut. Ich weiß, ich habe kein Recht darauf, auf diesen Ständer zu bestehen. Aber ich mache das trotzdem. Seit 5 1/2 Jahren steht dort (fast) ununterbrochen mein Fahrrad. Ausnahmen gab es nur, wenn ich kurz unterwegs war und sich jemand angemaßt hat, in der Zeit sein Fahrrad dort anzuschließen. Frechheit.

Wisst ihr, was auch eine Frechheit ist? Gestern hat mich jemand auf meinem Profil gefragt, ob ich einen Spagat kann. Nö, kann ich nicht, warum sollte ich? Aber das ist auch vollkommen irrelevant. Eine Frechheit finde ich viel mehr, dass so ein komischer Fetischist mein Profil benutzt, um sich selbst indirekt zu bewerben. Habt ihr das schon bemerkt, auf Wattpad gibt es so viele dieser Fetischisten. Meinetwegen, jeder soll das mögen, was ihm gefällt, solange es legal ist. Aber doch nicht auf Wattpad. Hier sind so viele sehr junge Menschen angemeldet. Der Typ weiß ja gar nicht, wie alt ich bin. Ich könnte 12 sein. Und der meldet sich auf meinem Profil, damit ich auf ihn aufmerksam werde. Das ist doch widerlich. Wie kommt man darauf, auf Wattpad nach einer "Sklavin" oder einer "Sub" zu suchen??? Besonders wählerisch oder durchdacht scheint er da ja auch nicht zu handeln, schaut sich nicht mal das Profil vernünftig an.

Naja ich habe mir selbst widersprochen, darum sollte es eigentlich gehen. Ich habe mich natürlich gefragt: warum? Was von beidem ist denn jetzt die Wahrheit? Ich glaube, das ist ganz schwierig zu beantworten für mich. Noch nie in meinem Leben war ich wirklich verliebt oder habe eine Person gut gefunden, so wie andere Menschen das manchmal beschreiben. Es fällt mir generell schon schwer, andere Menschen auch nur zu mögen.

Was aber auch wichtig ist: ich habe keine Sehnsüchte nach Nähe oder Anwesenheit einer anderen Person, mir fehlt in meinem Alltag nichts. Ich fühle mich nicht einsam oder alleine. Ich bin sehr gerne alleine. Ab und zu sozialisiere ich mich, weil ich glaube, dass man das muss. Aber nicht mal danach habe ich ein besonderes Bedürfnis. Alles was ich brauche, habe ich insgesamt in mir. In vielen Situationen empfinde ich eine andere Person sogar als störend. Das ist primitiv, aber das erste, das mir einfällt, ist der Haushalt. Ich denke, alle anderen Personen machen das nicht richtig. Ich will nicht, dass jemand anderes meine Wohnung saugt, einkaufen geht oder kocht. Nur ich weiß, welche Produkte gekauft werden müssen, in welcher Reihenfolge das Geschirr gespült werden muss und wie gekocht werden muss, damit ich die Lebensmittel essen kann.

Eine Beziehung führt man aber nicht, um Aufgaben aus dem Haushalt abzugeben (hoffe ich). Deshalb denke ich weiter. Wie wäre es, wenn eine andere Person in meinem Leben wäre, eine Person, die mich richtig gerne hat, die mich vermutlich auch mehrmals in der Woche sehen will. Nein das würde mich stressen. Ich müsste meine Routine so verändern, dass man sich treffen kann. Ich müsste nach der Arbeit noch die Wohnung verlassen und mit jemandem sprechen (das ist der Horror).

Man muss Kompromisse eingehen und in vielen Dingen flexibel sein, man muss sich ja einander anpassen. Im schlimmsten Fall will die andere Person sogar noch in meinem Bett schlafen oder ich soll dort in deren Bett schlafen.

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