Jobangebot

11 2 5
                                    


02.04.2024

Ich hab vor einigen Kapiteln behauptet, dass ich finden würde, dass sich Unternehmen bei mir bewerben müssen und nicht umgekehrt. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich das so sehe. Ich hab heute morgen nämlich eine Bewerbung von einem Unternehmen bekommen und da ich der Meinung bin, ein Unternehmen, das so etwas macht, hat nichts zu verstecken, sage ich jetzt einfach mal, von wem: Aida.

Ja, ich hab ne Mail bekommen, die ich jetzt nicht zitieren werde, aber da steht drin, dass sie sich bei mir bewerben und dazu ist eine PDF eingefügt mit Lebenslauf, Motivationsschreiben, wirklich alles. Sogar angenehmer Weise direkt eine Gehaltsangabe. Hat man ja selten heutzutage.

Da ich gerade auf dem Rückweg von meinen Eltern zu meiner Wohnung bin, hab ich mehr oder weniger aus Langerweile meine E-Mails gecheckt und bin dann fast vom Stuhl gefallen, als ich das gesehen habe. Was soll man denn jetzt davon halten?

Ich kann natürlich jetzt nicht alles aus der Bewerbung verraten, auch wenn ich keine Verschwiegenheit unterschrieben habe. Dennoch, wäre ja irgendwie unhöflich. Dennoch möchte ich so viel sagen: ja ich denke jetzt darüber nach, sie geben mir 7 Tage Zeit für eine Antwort. Aber: ich habe so viele Fragen, die nicht beantwortet werden, Fragen die mir nie gekommen wären, wenn sie mir ihre Unterlagen nicht geschickt hätten. Also jetzt mal davon abgesehen, dass nirgendwo steht, wo der Job denn wäre (Hamburg? Rostock? Homeoffice? Was anderes?), was für mich ja wichtig wäre, da ich an den Orten eben nicht wohne. Außer Home-Office, versteht sich.

Die anderen Fragen würden jetzt wahrscheinlich zu viel über das Angebot verraten, deshalb lasse ich sie mal weg. Normalerweise klärt man das im Vorstellungsgespräch, aber die schreiben mir, dass das Vorstellungsgespräch ein zeitversetztes Video-Gespräch wäre. Das heißt auf Deutsch: ich soll ein Video aufnehmen und mich vorstellen und die sagen dann: ja oder nein. Mir sitzt keiner gegenüber, ich habe keine Möglichkeit, diese Fragen zu stellen. Dabei habe ich beispielsweise auch eine Frage zum Gehalt. Also Arbeitsort und Gehalt wären ja Dinge, die man besprechen sollte, bevor es dann los geht.

Was mich am meisten stört ist aber etwas anderes: an den Vertrag ist eine Bedingung geknüpft, man muss ein gewisses Ziel erreichen, bevor man kündigen darf. Ich sage jetzt auch nichts zu dem Ziel, weil ich nicht weiß, ob man das darf. Aber sagen wir mal so, es handelt sich um eine gewisse Zahl, die nicht niedrig ist, die man erreichen muss, bevor man ohne Probleme kündigen darf. Was ist das denn? Kann mir mal jemand sagen, wie die auf diese Zahl kommen und ob das bedeutet, dass die Arbeit immer so laufen wird: Chef gibt dir eine Zahl, die du erreichen musst, sonst gibt's Probleme.

Insgesamt klingt das jetzt alles so, als wäre das nichts für mich. Noch dazu habe ich aus meinem Bekanntenkreis gehört, dass Aida kein guter Arbeitgeber ist (kann ich weder bestätigen noch wieder legen). Aber ich werde vielleicht trotzdem dieses scheiß Video aufnehmen, immerhin ist das noch keine Zusage, sondern erstmal nur ein Test. Und man hat dann erstmal einen Job.

Im der Schule, in den letzten beiden Jahren vorm Abi, da wurden wir ständig gefragt, was wir beruflich machen wollen. Ich habe immer gesagt: ich nehme das erste Angebot an, das mir gemacht wird. Ja scheiße, jetzt habe ich schon zwei Angebote, die ich eigentlich nicht will. Aida zahlt wenigstens mehr als das Doppelte von dem, was mein aktueller Chef mir bezahlen würde. Weiß ich nicht, ob die das jetzt so gut dar stehen lässt, weil das immer noch sehr wenig ist (finde ich).

Wie die auf mich gekommen sind, falls ihr euch das fragt: ich hab online auf verschiedenen Portalen ein Profil erstellt mit Lebenslauf und drum und dran und natürlich angegeben, dass ich für Jobangebote offen bin. Richtig ernst habe ich das nicht genommen, warum sollte ein Unternehmen sowas tun? In der Technik Branche hört man von sowas, in der medizinischen Forschung. Aber ich bin dafür nicht Überflieger genug, um in diesen Bereichen zu arbeiten. Was ich kann ist Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, aber auch Organisationsarbeit, Bibliothekswesen und Lektorat, und was ich eigentlich nicht kann, aber dennoch ja durch meinen jetzigen Job dazu kommt: Kundenservice, Buchhaltung. Momentan bin ich auch Immobilienmakler und Putzkraft. Ich mache alles, was in einem Unternehmen aufkommen kann. Da mein Chef mehrere Zimmer vermietet und auch kleine Schuppen, die er als Tiny Häuser bezeichnet, bin ich auch im Housekeeping. Steht alles nicht im Vertrag, aber meinetwegen. Ich bin da ganz flexibel, auch wenn es grenzwertig sein kann, Fussnägel von Fremden auf zu sammeln. Eigentlich bin ich da immer noch nur einfache Büroaushilfe, steht in meinem Vertrag. Ansonsten wäre die Bezahlung auch nicht gerechtfertigt, wenn man bedenkt, wie viel Verantwortung ich inzwischen eigentlich habe.

Naja jetzt habe ich noch weitere 5 Stunden Zugfahrt vor mir und genug Zeit, über diese Aida Sache nachzudenken. Geil ist es nicht, aber immerhin ein Anfang. Und außerdem, ich hab ja auch demnächst noch ein anderes echtes Vorstellungsgespräch, für einen Job, bei dem man nochmal 10.000€ im Jahr mehr bekommt als bei Aida. Drückt mir einfach die Daumen. Geht ja nicht nur um Geld, hauptsächlich geht es darum, glücklich zu sein.

PS. Hab 5 Muffins im Koffer, weil ich es nicht übers Herz gebracht habe, das anzumerken, dass ich die nicht mag. Da sie auch sonst keiner isst, fand meine Mutter, es wäre ja sehr nett, mir die mit zu geben.

AbendgedankenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt