14.04.2024
Meine Mutter hatte an Ostern bereits einen halben Nervenzusammenbruch, da sie bei meiner Masterverteidugung nicht dabei sein kann. Diese Tatsache hatte mich sehr irritiert, denn sie war ja noch nie bei irgendeiner Prüfung anwesend. Gut, normalerweise geht das sowieso nicht. Für alle, die es nicht wissen: eine Masterverteidugung ist (zumindest an meiner Uni) immer öffentlich. Es kann jeder kommen. Also wirklich jeder. Es wird auch schon seit Wochen Werbung für dieses "Event" gemacht.
Heute kam wieder die Info, dass meine Mutter so unglücklich sei, nicht dabei sein zu können. Es geht ihr wohl vor allem darum, danach mit mir feiern zu können. Ich weiß nicht, was das bedeutet. Feiern? Wieso sollte ich feiern? Sollte man sowas feiern? Mit meiner Mutter? Das ganze endet jetzt so, dass mein Vater vorgeschlagen hat, sie würden mich am Wochenende alle besuchen. Dann können wir "feiern". Es haben sich jetzt meine Eltern angekündigt, aber auch Geschwister. Ich wurde gar nicht gefragt, ob ich das will.
Ich verrate euch noch etwas. Ich konnte den Termin für die Verteidigung mit bestimmen. Ich habe absichtlich einen Termin gewählt, an dem meine beste Freundin Zeit hat. Sie hatte mehrfach den Wunsch geäußert, dabei sein zu wollen. Das hab ich verstanden, weil sie in einem halben Jahr selbst mit ihrer Verteidigung dran ist. Dann hat sie das alles schonmal vorher gesehen. Es ist mir bei der Wahl des Termins überhaupt nicht an den Sinn gekommen, sonst jemanden mit einzubeziehen. Warum auch? Wer will schon die halbe Welt bei seiner Verteidigung sitzen haben. Es besteht die Chance, dass mir der finnische Botschafter aus Berlin zusehen wird. Das ist ja schon schlimm genug. Bei der Gelegenheit kann ich ihn auf die freie Stelle am Empfang ansprechen. Das ist ein Witz, das werde ich ganz sicher nicht tun. Ich habe zu viel Angst, tatsächlich nach Berlin ziehen zu müssen, deshalb werde ich mich nicht bewerben.
Ich habe viel nachgedacht in den letzen Tagen. Quasi in meinen Urlaubstagen, die sich nicht gelohnt haben, weil das Wetter beschissen war. Egal, ich fühle mich etwas erholt. Das war ja dringend nötig. Ich habe nachgedacht, warum ich meine beste Freundin als meine beste Freundin bezeichne. Die Bezeichnung ist nämlich eigentlich falsch und nur ein automatischer Schutz, denn ich hab keinen Bock, dass ständig alle denken, wir hätten eine romantische Beziehung. Wenn ich sage, sie ist meine Freundin, klingt das im ersten Moment danach. Da ich keine anderen Freundinnen habe, kann ich sie als meine beste Freundin bezeichnen. Es kommt nicht zu Verwirrungen.
Ich bin nicht mit ihr befreundet, weil ich sie so unglaublich gern habe. Manchmal nervt sie mich total. Oft nervt sie mich total. Aber sie mag mich und deshalb habe ich das Gefühl, sie treffen zu müssen. Es ist jetzt auch nicht so, dass ich sie gar nicht mag. Ich bin eher gleichgültig. Wir treffen uns mindestens wöchentlich und es geht immer nur um ihren neuen Crush. Ein seltsames Wort, das ich nicht verstehe, aber sie verwendet es immer. Seit September hat sie diesen Crush. Das Thema scheint unerschöpflich zu sein, aber das ist mir egal. Wie zuvor erwähnt, ich reagiere da nicht drauf. Besonders faszinierend an diesem Zusammenhang finde ich, dass sie ihn nur einmal gesehen hat. Und immer noch ist nur er Thema. Wie kommt sowas zustande?
Lange war es mir vollkommen egal, dass ich in meinem Leben momentan niemanden habe, den ich so richtig gerne mag. Also so richtig richtig. Dass man dieses Gefühl in sich hat, wenn man Zeit miteinander verbringt. Ich weiß nicht, wie das Gefühl heißt. Ich hatte das in meinem Leben nur bei sehr wenigen Leuten, aber es hat mir immer versichert, dass diese Beziehungen, ob jetzt Freundschaft oder auch nur Bekanntschaft, richtig war. Ich komme sehr gut alleine klar, meistens bin ich alleine sogar glücklicher. Außerdem hatte ich die letzten Jahre kaum Zeit, um irgendwelche neuen Beziehungen einzugehen. Ich war zu beschäftigt mit meiner Masterarbeit, dem Studium generell, die Arbeit. Dazu die Verpflichtungen, die ich mir Einrede, gegenüber meiner besten Freundin zu haben. In besonders intensiven Zeiten treffen wir uns täglich. Weil ich glaube, dass man das so macht, wenn man befreundet ist. Sobald sie mich braucht, ich bin da. Egal wann und wo. Das ist sehr einseitig, weil ich meine Probleme am liebsten selbst löse.
Ich bin dann immer froh, wenn das Treffen vorbei ist. Sie hat ADHS und das ist für mich manchmal schwierig. Andersrum ist es für sie bestimmt auch manchmal schwierig, dass ich Autismus habe. Das habe ich ihr nie gesagt, sie hat es von sich aus erkannt. Das wollte sie mir ganz schonend beibringen und mir vorschlagen, vielleicht mal zum Arzt deswegen zu gehen. Das ist das erste Mal, dass jemand anderes mein Verhalten soweit analysiert hat. Irgendwie war das faszinierend und beängstigend zugleich.
Nun denn, weiter im Thema. Auch wenn ich mich jetzt länger nicht damit beschäftigt habe, Menschen kennenzulernen, natürlich ist das auch ein Wunsch von mir. Es gestaltet sich etwas schwieriger manchmal, aber es wäre falsch, zu behaupten, dass ich tatsächlich gerne vollkommen isoliert leben will oder ähnliches. Im Moment kommt es mir nur so sinnlos vor, mir deswegen Gedanken zu machen oder auch nur ein bisschen Arbeit rein zu stecken. Ich weiß, dass ich in einem halben Jahr schon ganz woanders wohnen werde. Das ist sehr wahrscheinlich. Warum sollte ich mir an meinem jetzigen Wohnort noch jemanden suchen?
Mich macht das so nervös, nicht planen zu können. Beispielsweise habe ich mich beim Tanzen abgemeldet. Es ergibt keinen Sinn, nochmal 6 Monate zu bezahlen, wenn ich nicht hin gehen kann, da ich woanders wohne. Ich weiß aber ja noch gar nicht wo ich dann wohne und ab wann und welchen Job ich dann habe. Das ärgert mich, ich plane sehr gerne voraus. Normalerweise habe ich meine nächsten 2 Wochen exakt geplant. Danach wird es dann etwas offener. Nicht Mal das kann ich zur Zeit planen, weil ich nicht weiß, ob ich in zwei Wochen für ein Vorstellungsgespräch nach Hamburg, Aarhus oder Rovaniemi muss. Sowas kann man ja leider nicht vorher wissen. Ich habe bis zu meiner Masterverteidugung geplant und danach nichts. Überhaupt nichts. Das macht mich so nervös. In den letzten Tagen hatte ich immer wieder Panik Schübe. Kann aber auch mit der Verteidigung zusammen hängen, ich bin nicht sicher. Ich kann mir ja noch nichtmal einen Arzt Termin machen, weil der nächste freie Termin in 3 Monaten ist. Wer weiß, wo ich dann bin?
Ich versuche irgendwie verzweifelt in meinem momentanen Alltag etwas zu finden, das mir eine Routine gibt, damit alles nicht zu sehr ausartet. Ich plane deshalb auch unnormal genau den folgenden Tag. Abends gehe ich alles durch, was am nächsten Tag passiert. Das hilft etwas und gibt mir das Gefühl der Kontrolle. Normalerweise plane ich nicht so extrem genau. Also schon, ich habe einen genauen Plan, aber ich bin etwas flexibler.
Mir wurde ja mal gesagt, ich sei so flexibel. Wie kommt man darauf? Wirke ich tatsächlich so? Ich bin weder spontan noch flexibel. Ich kann alle Momente an einer Hand abzählen, an denen ich mal spontan war. Aber mir wurde auch mal gesagt, dass ich ja ein Mensch sei, der immer lächelt und glücklich ist. Manche Menschen scheinen echt keine gute Menschenkenntnis zu haben. Aber nehmen wir das mal so hin. Irgendwo schwirrt mein Leben lang auch schon diese Behauptung um mich, dass ich fleißig sei. Das wurde in der Schule von mir behauptet, dabei habe ich dort nichts gemacht. Bzw. halt nur das mindeste. In der Uni wurde das von mir gesagt. Bei jedem Arbeitsplatz und Praktikum wurde mir das gesagt. Dabei stimmt das nicht. Es stimmt überhaupt gar nicht. Aber man beschwert sich nicht, wenn andere ein positives Bild von einem haben.
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Abendgedanken
RandomManchmal ist mein Kopf voll von irgendwas und ich weiß aber gar nicht, was dieses irgendwas ist. Ich weiß nur, dass es irgendwie raus muss. Begleite mich dabei, wie ich versuche, dieses irgendwas los zu werden.