Der Sinn des Lebens

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25.10.2024

Heute geht es ganz viel um Krankenhausbesuche und Krankheiten, also keine Ahnung, vielleicht will das nicht jeder lesen.


Ich war so sauer gestern. Nach der Arbeit war ich noch einkaufen, man will dem Ansturm am Freitag entkommen, der bei Edeka immer entsteht. Ich komme zurück und was war? Jemand hatte sein Fahrrad an meinen Fahrradständer gestellt. Fürchterlich hatte ich mich darüber aufgeregt, wie konnte diese neu dazu gezogene Ersti-Person nicht wissen, dass das mein Fahrradständer ist? Er ist der einzige, der perfekt liegt. So, dass mein Fahrrad im Sommer nicht in der Sonne steht, im Winter ist mein Fahrrad dort geschützt vor Schnee, und Regen kommt dort ebenfalls nur selten hin. Außerdem kann ich mein Fahrrad so immer sehen, wenn ich im Treppenhaus stehe, was mir die Sicherheit gibt, dass es nicht geklaut wurde. Nun steht da so ein dämliches kleines gelb-orangenes Rad. Ich rege mich noch immer darüber auf.


Im Prinzip bin ich wieder gesund. Noch nicht so richtig, aber schon fast. Das hatte ich heute als Anlass genommen, um alles, was sich in meinem Körper angesammelt hatte, hinaus zu rennen. Immerhin konnte ich die ganze Woche keinen Sport machen. Zumindest wollte ich beim Tanzen niemanden anstecken und da wir gerade eine neue Bollywood Choreographie haben, wäre das wohl eh zu anstregend gewesen. Ich hab auch nicht Just Dance gespielt oder Yoga gemacht, kein kurzes Krafttraining, nichts. Meine Krankheit sollte sich nicht verschlimmern. Dabei bewege ich mich größtenteils nicht aus Spaß, sondern um den ganzen Stress los zu werden. Normalerweise jeden Tag eine Stunde Sport. Die generative Grammatik würde behaupten, mein vorheriger Satz sei inkorrekt. Man könnte auch die Richtigkeit meiner Sprache ausrechnen, wobei man zu dem Ergebnis kommen würde: nicht wahrhaftig.

Wie auch immer, ich war also spazieren, um dieses ganze Zeug aus meinem Körper zu holen, das sich auf Grund fehlender Bewegung angestaut hatte. Bestimmt habe ich innerhalb der ersten 10 Minuten einen Weltrekord im Gehen aufgestellt, so schnell war ich. Aber das war nun notwendig, man kann da nichts machen. Schließlich hatte ich den ganzen Stress der Woche in den Knochen und Gelenken, vor allem im Rücken. Die mittlere Runde bin ich gelaufen, die mich bis zur großen Bibliothek führt, deren Existenz ich für die ersten 6 Jahre meines Studiums ignoriert hatte. Im letzten Jahr habe ich dann schon fast dort gewohnt, weil eigentlich alle meine Quellen als Fernleihen bestellt werden mussten und diese nur zur Hauptbibliothek geliefert werden konnten.

Im März hatte ich mich bereits von diesem Gebäude verabschiedet, meine Abschlussarbeit war ja fertig. Da wollte ich auch gar nicht hin, eigentlich wollte ich zum Krankenhaus, das direkt daneben steht. So mache ich das immer auf diesem Spaziergang. Ich setze mich auf die gleiche Bank wie immer, weil dort bei gutem Wetter immer die Sonne scheint, es aber trotzdem einigermaßen geschützt ist. Und dann denke ich über den Sinn des Lebens nach, über Krankheit und den Tod. Diese Dinge stehen in dem Moment direkt vor mir, ergibt also nur Sinn.

Heute habe ich über meine Krankenhausbesuche nachgedacht. Das letzte mal ist noch nicht so lange her, da war ich bei meinem Vater zu Besuch. Davor war ich relativ lange nicht im Krankenhaus. 2021 im Juni habe ich meine Oma besucht, da hatte sie schon ihre Krebsdiagnose und war für ein paar Tage noch im Krankenhaus, bis man sie entlassen hat, damit sie zuhause sterben kann. Meine andere Oma konnte ich nicht mehr besuchen, weil als sie im Sterben lag maximal 2 Personen zur Besucherzeit kommen durften (war ja Corona Zeit) und das waren immer ihre beiden Töchter, also meine Mutter und meine Tante. Ich wurde nicht gefragt, ob ich sie nochmal sehen wollen würde. Vor allem sollte ich das aber auch noch vor meiner anderen wegen Krebs im Sterben liegenden Oma verheimlichen, man war der Meinung, sie würde das nur zu sehr stressen.

Sie hatte bei unserem letzten gemeinsamen Abendessen erzählt, dass sie von meinem verstorbenen Opa geweckt wurde, um zur Beerdigung zu gehen, kurz bevor die Mutter meiner Mutter gestorben ist. Sie war sogar aus ihrem Bett aufgestanden, etwas das sie so eigentlich gar nicht mehr alleine konnte. Zum Glück war meine andere Tante dort und konnte sie zurück ins Bett bringen.

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