06.04.2024 (Der Stalkerteil kommt weiter unten, du musst dich gedulden)
Was ist das denn, noch nicht mal 24 Stunden rum und noch ein Kapitel. Na der hat aber viel zu sagen im Moment. Das ist falsch, denn ich habe immer viel zu sagen. Heute geht es darum, dass ich dieses Interview mit Aida machen wollte. Sagen wir mal so, es geht damit los, dass die ihren Standort in Rostock vorstellen. Der erste Alptraum wird wahr, man sieht ein Großraumbüro mit mindestens 30 Menschen. Ne, was schlimmeres kann ich mir kaum vorstellen.
Ging dann doch noch schlimmer. Also davon abgesehen, dass hier kostenloser Kaffe als etwas positives hervorgehoben wurde, tun die auch noch so, als wären sie ein gutes Team. Es wurden direkt drei Mitarbeiter gezeigt, die gemeinsam Mittagessen gingen (bestimmt ganz ohne Zwang, das machen die immer so, bestimmt!). Natürlich haben alle gelacht und die Musik war super. (Man wundert sich, warum ansonsten niemand in der Kantine gesessen hat?)
Ich mag ja sowas nicht, wenn man künstlich nett ist. Dieses falsche Lachen. Und dann wurde mir noch gesagt, ich solle jetzt mein großes Aida-Lächeln aufsetzen, um mein eigenes Video aufzunehmen. Ich hab kein Aida-Lächeln. Was soll das überhaupt sein? Das Lächeln ist mir spätestens vergangen, als ich erfahren habe, dass die mittels einer Software überprüfen, wie aktiv die Mitarbeiter gerade sind. Das heißt, die rufen dich einfach zwischendurch an, wenn du gerade auf dem Klo sitzt und mal etwas länger brauchst, warum du denn schon seit 3 Minuten nichts mehr am Computer geklickt hast. Ja, aber nein danke. Man motiviert sich gegenseitig, wird sowas genannt.
Wie auch immer, ich hatte also schon gar keinen Bock mehr, bevor es überhaupt los ging. Hatte ich vielleicht eingangs sowieso schon nicht, unabhängig von diesen Informationen. Und es tut mir leid, falls hier ein Rostocker was liest, aber in diese Stadt ziehe ich ganz sicher nicht. (Falls ich mich irgendwann umentscheiden sollte, könnt ihr sagen: hab ich doch gesagt, oder so). Egal, ich wollte das Video trotzdem aufnehmen. Auch ohne Aida-Lächeln. Ich bin ja kein Clown. Aber mein Laptop hat mich dann davor beschützt, indem er mir eine Fehlermeldung anzeigte. Na zum Glück, also kann ich dieses Video gar nicht aufnehmen. Und nein, ich werde mir ganz sicher nicht einen anderen Ort suchen, an dem ich das tun könnte. Es ist mir egal, dass es an der Uni zum Beispiel Computer gibt, die ich dafür verwenden könnte. Ich freue mich gerade darüber, dass mein schrottiger Laptop mich vor einer solchen Entscheidung gerettet hat. Immerhin war die Bezahlung auch mies. Da werde ich dann vielleicht doch lieber Empfangsmitarbeiter, die Arbeit ist einfacher und wird mindestens genauso bezahlt.
Heute morgen war ich schon produktiv, meine Masterverteidigung ist jetzt nämlich auch komplett fertig. Ich muss das nur noch ein paar mal üben, dann passt das. Das mache ich aber erst kurz bevor es los geht, ansonsten ist mir das zu lange im Kopf.
Ich habe mir außerdem Gedanken darüber gemacht, was der Sinn dieses eigenartigen Buchs sein soll. Ich habe das ja nicht angefangen, um ein Tagebuch zu schreiben. Dafür schreibe ich hier auch zu selten. Es sollte außerdem auch nicht unbedingt mein Ziel sein, mein ganzes Leben mit fremden Menschen zu teilen. Stattdessen hatte ich ursprünglich gedacht, dass es ein ganz gutes Ventil sein könnte, um die Dinge aus meinem Hirn zu lassen, die schon zu viel Zeit darin verbracht hatten. In den letzten Kapiteln hat es sein Ziel leicht verloren, würde ich sagen. Deshalb will ich mir ab jetzt immer auch ein Thema überlegen, über das ich schreiben will. Ein Thema, das mich beschäftigt. Und heute ist das: Meine Anonymität bei Wattpad.
Anonymität ist eigentlich nicht schwer, zu erreichen. Man gibt seinen Namen nicht preis und schreibt seine dämlichen Geschichten. Liest andere dämliche Geschichten. Nun gut, ich schreibe ja auch das hier und dadurch verliere ich einen Teil meiner Anonymität. Dann hat mich letztens noch jemand privat gefragt, wie alt ich eigentlich bin. Ich hab einige Tage überlegt, ob ich darauf antworten will und wenn ja, was. Mein Alter hat überhaupt keine Relevanz. Jetzt mal davon abgesehen, dass ich aktiv die Entscheidung getroffen habe, weder mein Alter, noch mein Geschlecht, noch mein Wohnwort, noch sonst irgendwas derartiges in dieses Buch hinein zu schreiben. Wer nicht ganz dumm ist, kann sich das alles eh bereits denken, denn da ich meinen Masterabschluss (fast) habe und gerade auf der Suche nach einem Job bin, gibt das eigentlich schon preis, dass ich weder 12 noch 60 Jahre alt bin. Zumindest wäre das höchst unwahrscheinlich. Außerdem glaube ich, dass man mein Geschlecht ebenfalls gut herauslesen kann. Aber wer bin ich, sowas zu behaupten. Immerhin kenne ich die Antwort darauf und lese es deshalb unweigerlich mit hinein. Es hat in dem Moment auch sehr viel mit Stereotypen zu tun.
Man muss überlegen, ob es so etwas wie einen männlichen oder einen weiblichen Schreibstil überhaupt gibt. Ganz sicher gibt es das. Aber es gibt auch ganz viel dazwischen. Und ich behaupte jetzt einfach mal, dass ein Mann auch einen weiblichen Schreibstil haben kann, genauso umgekehrt.
Dieser Überlegungen ungeachtet stellt sich mir die Frage, auf welche Art und Weise Faktoren wie Alter, Herkunft, Geschlecht, Aussehen, etc. überhaupt eine Rolle spielen, wenn es hier doch nur ums Schreiben und Lesen geht. Welchen Einfluss hat dabei meine Haarfarbe? Ganz einfach: keinen. Warum entdecke ich immer wieder Nutzer auf dieser Plattform, die alles über sich erzählen? Ein Steckbrief mit vollständigem Namen, vollständige Geburtsdaten, Wohnwort, Name der Schule/Uni, die Liste geht bis ins Unendliche. Oft genug kommt dazu noch eine Beschreibung des eigenen Aussehens. Warum? Ich finde das ganz grauenhaft, denn ich will nur deine Gedanken lesen, ich will dich nicht kennenlernen. Und wenn ich es doch wollen würde, könnte ich dir privat schreiben. Denken diese Leute nicht darüber nach, was mit ihren Informationen geschehen könnte?
Vielleicht bin ich etwas vorgeschädigt, da ich vor einigen Jahren, als ich schonmal bei Wattpad unterwegs war, damals mit einem anderen Account, erlebt habe, wie geisteskrank manche Menschen sein können. Es hat sich tatsächlich jemand die Mühe gemacht, herauszufinden, wer ich bin. Diese Person hat sich Beschreibungen meiner Umgebung gemerkt und danach gesucht. Sie hat sich meine Interessen und Hobbys gemerkt und danach gesucht. Diese Person, man könnte es vielleicht Stalker nennen (in meinem Fall war es eine Frau, also vielleicht Stalkerin), hat es so weit geschafft, sogar meinen privaten Instagram Account zu finden. Dabei habe ich noch nie meinen Namen genannt und sowieso nutze ich auch bei Instagram nicht meinen Namen.
Wie viel Zeit jemand völlig fremdes investieren kann, um jemand anderen zu finden, das ist geisteskrank. Insgesamt ist nichts schlimmes passiert, außer dass diese Person eine völlig krankhafte Obsession entwickelt hat und mit mir eine Beziehung starten wollte. Und ich war damals noch viel naiver als ich es heute bin und habe das aus irgendeinem Grund alles nicht als besonders bedrohlich empfunden. Deswegen habe ich damals nichts dagegen unternommen. Einige Jahre später wird mir jetzt klar, dass die Situation eigentlich gar nicht so harmlos war und man hätte wahrscheinlich insgesamt ganz anders reagieren müssen.
Eine kleine Sache daher, falls irgendjemand mit ähnlichen Tendenzen dieses Buch lesen sollte: du kannst mir auch einfach eine private Nachricht schreiben und wir unterhalten uns da wie ganz normale Menschen. Vielleicht erzähle ich dir freiwillig, wie alt ich bin und wie ich heiße. Vielleicht erzähle ich sogar freiwillig, was ich studiere, was meine Arbeit ist, wirklich. Frag mich einfach. Es gibt keinen Grund, das alles heimlich über mich heraus finden zu wollen. Und sollte ich dir die Fragen nicht beantworten wollen, was durchaus auch mal vorkommt, dann bitte ich darum, es einfach zu lassen.
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Abendgedanken
عشوائيManchmal ist mein Kopf voll von irgendwas und ich weiß aber gar nicht, was dieses irgendwas ist. Ich weiß nur, dass es irgendwie raus muss. Begleite mich dabei, wie ich versuche, dieses irgendwas los zu werden.