Hä?

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29.09.2024

Ich bin irritiert. Dieses Kapitel hat gar kein anderes Thema, enttäuschend. Ich wünschte, ich hätte täglich so intelligente Fragen, die ich mir umständlich selbst beantworten will. Naja eigentlich habe ich das, aber ich warte lieber, bis ich eine halbwegs zufriedenstellende Antwort darauf habe, bevor ich meine Gedanken teile. Egal, man braucht nicht immer ein Thema, um zu sprechen, das merkt man bei vielen Menschen. Deshalb brauche ich auch kein Thema, um zu schreiben.

Auf jeden Fall bin ich irritiert. Mein Gehirn schießt so Gedanken durch den Kopf, powpowpow, links rechts links, bitte hör doch einfach mal auf zu denken, ich hab schon wieder den Kiefer zu, noch mehr Zähne will ich aber nicht verlieren, so alt bin ich doch noch gar nicht. Und ich tue so, als wäre ich zahnlos, dabei hab ich nur einen Weisheitszahn verloren und weigere mich stetig, dass mir die anderen drei auch noch gezogen werden, denn die sind doch noch gut, warum sollen sie also weg?

Ich ärgere mich so, weil meine Zähne wieder so schief sind. Mehrere Jahre meines Lebens verschwendet. Als Kind hatte meine Mutter gefragt: willst du eine Zahnspange? Ich sagte: nein. Ich bekam also eine Zahnspange, nicht so lang, ein Jahr oder anderthalb. Das war schlimm, ich hab auf dem Stuhl dort jedes Mal fast gekotzt, wenn sie mir die Knetmasse in den Mund geschoben haben. Ich hab jedes Mal geheult. Später lose Zahnspange. Morgens jeden Tag gekotzt, weil ich beim Aufwachen nie realisiert habe, dass der Fremdkörper tatsächlich dahin gehört. Schlimm schlimm, deshalb hab ich aufgehört, sie zu tragen. Meine Kieferorthopädin hatte mich immer gelobt, wie gut ich das alles mache, so fleißig. Bald musst du die nicht mehr tragen. Zu dem Zeitpunkt passte mir die Zahnspange schon gar nicht mehr, weil ich sie so viele Monate nicht getragen hatte.

Der ganze Mist hat sich später wieder zurück geschoben. Und von Unterhaltungen mit anderen "Opfern" weiß ich: es schiebt sich bei jedem zurück. Also warum diese ganze Sache? Geld- und Zeitverschwendung. Aber ich ärgere mich so. Nicht, weil meine Zähne schief sind, so schlimm ist es jetzt auch nicht und wahrscheinlich sieht das außer mir sowieso keiner. Ich ärgere mich, weil ich als Kind zu sowas gezwungen wurde, obwohl ich nein gesagt habe. Schulstunden verpasst. So oft ne Stunde länger im Dorf geblieben, weil ich den passenden Bus um 10 Minuten verpasst hatte, nur weil ich nach der Schule zu dieser Ärztin musste. Schmerzen verschwendet. Zahnarztphobie bekommen. Wirklich, wer ein Kind hat und sowas kommt auf: wenn es sein muss, dann sorg doch wenigstens dafür, dass das Kind hinterher diese Retainer bekommt, damit sich nichts zurück schiebt. Und wenn du dafür mit dem Kieferorthopäden im Ring kämpfen musst, ist mir egal.

Vielleicht und mit Sicherheit hat sich in der Zwischenzeit doch noch einiges in dem Bereich getan (man kann es nur hoffen).

Ich hab (wahrscheinlich zum letzen Mal) an dem IQ Test teilgenommen. Im gleichen Atemzug meine Ergebnisse vom letzten Mal bekommen. Pure Enttäuschung, 6 Punkte weniger als sonst. Aber Abweichungen sind wohl normal. Und ist jetzt auch nicht so, als würde das was an der generellen Einteilung ändern.

Meine Deutschlehrerin meinte mal zu mir, ich solle nicht immer so schreiben, wie ich spreche. Das ist ja schon ewig her. In der 8. Klasse muss das gewesen sein. Diese Frau muss mich nie sprechen gehört haben, sonst hätte sie verstanden, dass sie mir damit ein großes Lob gegeben hat. Wenn ich in der Öffentlichkeit spreche, wobei ich für gewöhnlich so tue, als sei ich normal, dann sind das die peinlichsten Situationen überhaupt. So wie ich hier schreibe (oder damals in meinen Klausuren geschrieben habe), das kann ich nur, wenn ich nicht so tun muss, als sei ich normal. Und ich weiß, dass ich nie so tun muss, als sei ich normal. Aber ich mache das ganz automatisch. Es kommt einfach. Dann lächel ich auch so dämlich, als würde es mich sympathischer machen. Deshalb glauben viele Menschen, ich sei immer glücklich.

Wenn ich mich mal nicht wie ein normaler Mensch verkleide, dann ist das aber auch nicht richtig. Die Leute sind dann verwirrt. Gestern hab ich jemanden getroffen, ich hab mit ihr 4 Jahre lang studiert (geschätzt), und sie fragte mich, ob ich morgen (also heute) mit nach Warschau kommen würde. Es jährt sich mal wieder diese seltsame Konferenz, bei der ich nicht ganz freiwillig 4 Jahre in Folge meine Uni vertreten musste. Ich hatte gesagt: nein zum Glück nicht.
Sie hat so irritiert geguckt, dass ich aus Verzweiflung gelacht habe, damit sie denkt, das war ein Witz.

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