33. Vertrauter Betrüger

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"Ich verstehe einfach nicht, warum er das tut."
Nana verzog schulterzuckend das Gesicht.
"Ich weiß es nicht. Aber es ist jetzt erstmal wichtiger, ihn aufzuhalten."
Tali folgte ihr.
"Ich denke nicht, dass wir gegen ihn vorgehen können. Er hat die Polizei und das Vertrauen des Dorfes auf seiner Seite."
Die Polizistin sah nachdenklich auf den Boden.
"Wir brauchen die Hilfe von jemandem, dem das Dorf mehr Glauben schenkt, als der Polizei."
Sie blickte zu Tali.
"Jemanden wie Hala."
Aber Tali schüttelte den Kopf.
"Er hat uns schon zu oft geholfen. Wenn er jetzt etwas sagt, verliert er seine Glaubwürdigkeit vor dem Dorf."
Sein Blick fiel auf den Strand von Kantai und hellte sich augenblicklich auf.
"Ich weiß, wer uns helfen kann. Komm mit."

Wenig später landeten sie an einem anderen Strand. Er grenzte am Meer von Mele und war vergleichsweise unscheinbar. Nana sah misstrauisch zu der kleinen Strandhütte.
"Wer wohnt hier?"
Der Inselkönig grinste sie an.
"Einer der wenigen Leute, die jetzt noch was zu sagen haben."
Ohne Vorwahnung schlug er wie besessen gegen die Tür.

"Aufmachen! Ich bin es, Tali!"
Ein lauter Fluch war zu hören. Irgendetwas ging zu Bruch. Die Tür wurde aufgerissen und Professor Kukui stürzte sich auf Tali.
"Bist du des Wahnsinns? Deinetwegen hätte ich beinah Schwefelsäure über Burnetts Hände geschüttet!"
Sein Blick landete auf Nana.
"Huch. Du hast einen Spion mitgebracht."
Sie verneigte sich mit großen Augen.
"Ich bin keine Spionin, Professor Kukui. Ich helfe dem Inselkönig."
Der Professor seufzte kurz, dann ging er wieder ins Haus.
"Kommt herein. Wollt ihr etwas Trinken?"
Als sie verneinten, führte er sie an den Tisch. Professor Burnett und ihr Sohn Lei waren gerade damit beschäftigt einen großen Teppich aufzurollen, der einen verdächtig beißenden Geruch verströmte. Tali zog schuldbewusst die Schultern hoch.
"Tut mir leid, Professor Burnett..."
Sie wank lächelnd ab.
"Ist nicht der erste Teppich."
Lei zog neugierig Kreise um Nana.
"Warum hast du eine Polizistin mitgebracht, Onkel Tali?"
Sie kniete sich schmunzelnd auf den Boden.
"Ich helfe deinem Onkel, einen bösen Mann zu fangen."
Das Professorenpaar mischte sich besorgt ein.
"Habt ihr den Täter etwa gefunden?"
Von Tali kam ein finsteres Nicken.
"Allerdings. Wie es aussieht, ist unser neuer Freund Professor Kirsch ein Verräter. Deswegen sind wir auch hier."
Professor Kukui sah mit einem Mal etwas blass aus. "Deswegen also..."
Auf die fragenden Blicke hin strich er sich besorgt über den Bart.
"Ich habe heute Morgen mit Hala geredet und aus irgendeinem Grund schien er nicht mehr überzeugt von Lunalas Unschuld. Er meinte er will dem Kommissar freie Hand lassen."

Mit kurzen Worten fassten Tali und Nana die Entdeckungen der letzten Tage zusammen. Professor Burnett schüttelte schockiert den Kopf.
"Wie konnten wir den Bau von einem riesigen Labor nicht mitbekommen?"
"Jedenfalls ist dann das Lichttrio gekommen, hat Azura und Gladio mitgenommen und ist wieder abgedampft. Dann hat das Onyx von Kommissar Wolf Lilly und Gary gefressen und wir hätten beinah den Assistenten von Professor Ginster festgenommen. Der hatte dann aber doch gute Argumente warum er nicht der Täter ist. Nachdem wir uns umgehört haben, haben wir dann herausgefunden, dass Professor Kirsch derjenige ist, der die Gerüchte gestreut hat."
Nachdem Tali seinen Vortrag beendet hatte, raufte sich Professor Kukui stöhnend die Haare.
"Großartig."
Er zog sich eine Jacke über.
"Macht keinen Ärger. Ich rede mit Hala."
Er küsste seine Frau zum Abschied.
"Zum Abendessen bin ich wieder da."
Sie nickte unruhig.
"Pass auf dich auf."
Lei umarmte seinen Vater. Dieser tätschelte ihm den Kopf.
"Werde ich."
Damit war er aus der Tür verschwunden. Professor Burnett drehte sich zu Tali und Nana.
"Ich glaube nicht, dass Kommissar Wolf sie auf das Revier gebracht hat. Ihr solltet schauen, ob ihr mit den anderen Kontakt aufnehmen könnt. In der Zwischenzeit rufe ich Officer Rocky an und bitte um Verstärkung."

Im Labor auf Poni standen Professor Kirsch und Kommissar Wolf derweil vor der leeren Zelle, in der sich einst das zweite Solgaleo befunden hatte. Zähneknirschend betrat der Kommissar die Zelle und sah sich darin um.
"Nicht zu fassen. Bei uns bockt das Vieh, aber denen hielft es? Wer beißt denn die Hand, die ihn füttert?"
Professor Kirsch musterte kühl das Brandloch an der Wand.
"Man sollte meinen, es bringt seinem Erschaffer wenigstens ein wenig Respekt entgegen."

Mord im MondscheinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt