38. Rohe Kräfte

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Schreie von Menschen und Pokémon hallten durch die Nachtluft. Der bestialische Gestank von Blut und Maschinenöl, stach Lilly scharf in die Nase, als sie sich panisch auf dem Festplatz umsah. Entsetzt schüttelte sie den Kopf. Was war das nur für ein Mensch, der wohlwissend die Leben seiner eigenen Pokémon aufs Spiel setzte. Ihr Kopf dröhnte von dem Lärm, der von Menschen und Pokémon gleichsam erzeugt wurde. Allen war klar, dass dieser Kampf nicht verloren werden durfte. Wenn Kirsch die Insel übernahm, konnte aus diesem Kampf bald ein Krieg werden, der alle Regionen gefährden würde. Mit rasendem Herzen entdeckte sie den Ursprung des Übels am Himmel. Energisch rüttelte sie an Gary.
"Die gepanzerten Pokémon kommen aus dem Luftschiff! Wir müssen es irgendwie über das Meer bringen."
Im gleichen Moment stürzte sich ein Tauboga auf sie herab. Schützend zog Gary seine Freundin hinter sich, doch das Pokémon landete friedlich vor ihnen und ein Trainer sprang von seinem Rücken.
"Lilly!"
Überrascht ließ sich die Forscherin in eine Umarmung ziehen.
"Linus!"
Gary hob den Kopf.
"Habt ihr schon einen Plan?"
Der Inselkönig nickte zögerlich.
"Mehr oder weniger. Ich war gerade im Luftschiff, die Seitenwände bestehen nur aus Segeltuch. Wir können es leicht vom Himmel holen, aber dann fällt es auf unser Dorf. Wir müssen es irgendwie von dort wegholen."

Lilly stieg von Solgaleos Rücken.
"In dem Lagerhaus da hinten sind ein paar Stahlseile, die normalerweise für die Schiffe genutzt werden. Wenn wir die an dem Luftschiff befestigen können, könnten wir es Richtung Strand ziehen."
Sie strich Solgaleo durch die Mähne.
"Bitte hilf uns. Ohne dich schaffen wir es nicht."
Das Löwenpokémon senkte nur brav den Kopf und rieb ihn an Lillys Schulter. Gary griff nach seinen Pokébällen.
"Despotar! Turtok! Wir brauchen eure Hilfe."
Auch Linus hatte ein Pokémon freigelassen.
"Ich verlasse mich auf dich Absol."
Auffordernd drehten die beiden sich zu Lilly um.
"Du schaffst das, Mimigma."
Linus blinzelte verwundert.
"Was großes, Lilly."
Sie verdrehte die Augen.
"Ja, ich weiß."
Linus sparte sich weitere Kommentare und sprang auf Taubogas Rücken.
"Ich bringe die Seile oben an und werfe euch das andere Ende wieder runter. Geht also in Deckung."
Damit war er verschwunden und Gary und Lilly warteten mit ihrer kleinen Gruppe auf das Zeichen. Gary lehnte sich zu der Forscherin.
"Das geht nicht schnell genug. Wir sind zu wenige."
Sie drehte ihm unglücklich den Kopf zu.
"Ich weiß. Aber eine andere Möglichkeit bleibt uns nicht mehr."

Während die beiden nach Linus Ausschau hielten, hatte sich ein Donarion zu ihnen vorgekämpft. Kampflustig ließ es die gepanzerten Zangen aneinander knallen. Gary fuhr herum und schob Lilly hinter seinen Rücken.
"Wenn sie schon hier sind, heißt das wir verlieren gerade."
Lilly linste über seine Schulter.
"Sag so etwas nicht, noch besteht Hoffnung."
Das Donarion kam immer näher. Die großen Zangen elektrisch geladen, schien es durchaus bereit, die beiden ins Jenseits zu schicken. Despotar und Mimigma wollten ihnen zur Hilfe eilen, doch Lilly hielt sie zurück.
"Bleibt wo ihr seid! Wenn wir das Schiff nicht wegziehen, haben wir keine Chance."
Wie gerufen fielen endlich die Stahlseile vom Himmel und zogen unter lautem Getöse tiefe Schneisen in die Erde. Unter anderem wurde auch das feindliche Pokémon von einem der Seile getroffen und davon geschleudert. Gary atmete erleichtert auf.
"Ich dachte schon, wir müssen es bekämpfen."
Die Pokémon hatten sich unterdessen jeweils ein Seil genommen und stämmten sich nun mit aller Kraft dagegen. Schnaufend zerrte Despotar an dem Seil und das Luftschiff begann, sich schwerfällig in seine Richtung zu drehen. Lilly schüttelte den Kopf.
"Wir brauchen mehr Pokémon. Alleine schaffen sie das nicht."

Als wäre ihre Bitte erhört worden, öffnete sich der inzwischen vertraute Spalt neben ihnen. Lilly riss freudig überrascht die Augen auf, als Lunala, Solgaleo und Necrozma mit Azura und Gladio auf die Insel traten. Erleichtert fiel sie den beiden um den Hals.
"Bin ich froh, dass es euch gut geht!"
Doch sie wurde direkt wieder ernst.
"Ihr kommt wie gerufen. Wir brauchen Hilfe mit dem Luftschiff."
Azura legte ihr lächelnd eine Hand auf die Schulter.
"Wir kümmern uns darum. Versucht währenddessen wieder zu Atem zu kommen, denn ich fürchte das große Finale steht uns noch bevor."
Gladio und Azura öffneten synchron ihre Pokébälle und auch das Lichttrio half als Verstärkung mit. Als die Pokémon nun mit vereinter Kraft zogen, wurde das Luftschiff quitschend und knarzend von seinem Kurs abgebracht. Mimigma bäumte sich bei diesem Erfolg vor Freude auf und war mit einem Mal größer als Garys Despotar. Seine langen schwarzen Fangarme schlangen sich um den Zeppelin und bewegte ihn noch etwas schneller Richtung Küste. Gary hob beeindruckt die Augenbrauen als Lilly ihn herausfordernd anstarrte.
"Okay, ich hab gar nichts gesagt."

Mord im MondscheinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt