30. Nutzlos

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Besorgt hatte sich Lilly über Garys Arm gebeugt.
"Ohje, das sieht nicht gut aus."
Sie verzog das Gesicht, während sie die blutigen Fetzen die von Garys Ärmel übrig geblieben waren, aus seiner zertrümmerten Schulter zog. Gary selbst zitterte nur leicht und gab sich offenbar alle Mühe, sich so wenig wie möglich zu bewegen.
"Tut mir leid, normalerweise habe ich immer eine Pinzette dabei, aber ausgerechnet heute natürlich nicht."
Er nickte nur mit angespanntem Kiefer. Sie holte eine Wasserflasche aus ihrer Tasche.
"Das wird jetzt wehtun, aber wir sollten die Wunde ausspülen."
Gary kniff nur die Augen zusammen und nickte. Als sie die Wasserflasche über seiner Schulter ausgelehrt hatte, atmete er erleichtert aus.
"Danke."
Sie schüttelte den Kopf.
"Nicht dafür."
Er sah sich in der kleinen Zelle um.
"Hast du zufällig eine Haarnadel dabei?"
Belustigt griff sie nach ihrer Tasche.
"Willst du etwa ausbrechen?"
Sie reichte ihm das kleine Metallstück. Er grinste verschlagen.
"Ich finde wir waren hier lange genug drin."
Während er sich an dem Schloss zu schaffen machte, sah Lilly sich weiter um.
"Meinst du wir sind im Präsidium?"
Gary zuckte mit den Schultern.
"Bestimmt. Wo sollte er uns sonst hinbringen?"
Sie schnupperte irritiert.
"Ich denke wir sind in dem Labor."
Er ließ von seiner Arbeit ab.
"Wie kommst du drauf?"
Sie machte ein nachdenkliches Gesicht.
"Dieser komische, blumige Geruch. Den hab ich im Labor auch gerochen."
Gary hielt nun ebenfalls die Nase in die Luft.
"Jetzt wo du es sagst. Was ist das für ein Geruch?"
Dann hellte sich sein Gesicht auf.
"Ah, sieh mal, sie ist offen."
Als er sah wie Lilly sich schwankend aufrichtete, eilte er zurück an ihre Seite.
"Sieht aus, als wärst du auch nicht ungeschoren davon gekommen."
Dankbar lehnte sie sich an ihn und sie humpelten auf den Gang hinaus.
"Stimmt, aber es geht schon."

Tali und Nana hatten unterdessen einen Flug zum Hotel Meeresrauschen genommen und überlegten, wie sie Zero zur Rede stellen wollten. Tali legte nachdenklich die Stirn in Falten.
"Vielleicht sollten wir einfach mein Tauros die Sache mit Zero regeln las-" Im selben Moment hatte sich die Tür geöffnet und Zero war herausgetreten. Eine Sekunde lang starrten sie sich nur an. Dann machte Zero auf dem Absatz kehrt und stürmte zu der Treppe, die zum Strand hinunter führte. Tali zog einen Pokéball aus seiner Tasche. "Schnell, er entwischt uns!" Doch Nana war bereits an ihm vorbeigestürzt, hatte den Assistenten nach wenigen Schritten eingeholt und zu Fall gebracht. Sie hatte beteits mit einer Faust ausgeholt, als Zero entsetzt die Hände vor sein Gesicht hielt. "Um Himmels Willen, ich ergebe mich ja schon. Was wollt ihr überhaupt von mir?" Nana hielt überrascht inne. "Tu nicht so unschuldig. Gib es lieber gleich zu." Tali blieb neben ihr stehen. "Wir haben euer Spiel durchschaut. Sag uns lieber, was du dir davon erhoffst." Ihr Gefangener richtete sich nun vorsichtig auf. "Was zu Hölle redet ihr da? Ich erhoffe mir überhaupt nichts. Ich wollte für Professor Ginster seine Rückenpflaster kaufen, weil seine Rückenschmerzen wieder schlimmer geworden sind. Das wird ja wohl erlaubt sein."
Tali verschränkte die Arme vor der Brust.
"Und das sollen wir dir jetzt einfach so glauben?"
Zero stöhnte. Genervt griff er in seine Hosentasche, zog einen Zettel hervor und reichte ihn Tali. Dieser nahm das Blatt entgegen und betrachtete es misstrauisch. Erstaunt ließ er es sinken.
"Das ist tatsächlich ein Rezept für Rückenpflaster."
Ihr Gefangener machte jammernd Anstalten sich zu befreien.
"Sag ich doch!"
Nana ließ schuldbewusst von ihm ab.
"Verzeihung..."
Aber Tali war noch nicht überzeugt.
"Wenn du unschuldig bist, warum bist du dann weggelaufen?"
Zero zog verärgert die Augenbrauen zusammen.
"Was würdest du denn tun, wenn jemand darüber redet dir ein Tauros auf den Hals zu hetzen?!"
Nana hakte vorsichtig nach:
"Also kannst du uns auch nichts über das geheime Labor sagen?"
Er schnappte Tali das Rezept aus der Hand.
"Was für ein Labor- Was stimmt nicht mit euch?"
Dann schüttelte er nur den Kopf.
"Nein. Wisst ihr was? Ich will es gar nicht wissen. Darf ich gehen?"
Tali seuftze.
"Ja, du bist nutzlos."
Leicht gekränkt machte der Assistent sich aus dem Staub. Nana ließ sich mutlos auf die Stufen fallen.
"Toll. Und was jetzt?"

Mord im MondscheinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt