29. Herzerwärmendes Plädoyer

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"Der Professor hat zwar gesagt wir sollten hier bleiben, aber ich finde trotzdem, wir sollten nochmal versuchen, mit den Dorfbewohnern zu reden. Professor Kirsch kann sich in so kurzer Zeit nicht überall umhören."
Nana griff nach der Türklinke und lugte kurz aus dem Fenster, bevor sie die Tür öffnete.
"Kommst du?"
Tali saß nach wie vor unbewegt auf dem Boden.
"Ich weiß nicht, Nana. Professor Kirsch hat-"
Sie fiel ihm unwirsch ins Wort.
"Es ist völlig egal, was er gesagt hat. Ich weiß, dass er uns nur helfen möchte, aber ich bezweifle, dass er versteht, wie dringlich die Situation ist."
Der Inselkönig richtete sich auf und folgte ihr.
"Du hast recht. Lass uns gehen."
Sie nickte zufrieden und das Duo machte sich auf nach Akala.

Tali stieg nach Nana von dem Glurak ab, welches direkt vor dem Pokémoncenter von Ohana gelandet war. Er deutete auf ein Farmhaus.
"Kiawe wohnt dort mit seinen Großeltern. Lass uns dort zuerst anklopfen."
Sie nickte. Als Tali klopfte, öffnete Kiawes Großmutter die Tür. Sie blickte ängstlich nach draußen. Als sie Tali erblickte, riss sie die Tür auf und zog ihn überschwänglich in eine Umarmung.
"Tali, lieber Junge, du warst uns schon lange nicht mehr besuchen. Groß bist du geworden."
Dann ließ sie ihn los und sah ihn mitleidig an.
"Das mit deiner Freundin tut mir so leid. Es muss schlimm sein, wenn das Vertrauen so verletzt wird. Kiawe war selbst am Boden zerstört als er es gehört hat."
Nana schob sich neugierig vor Tali.
"Was gehört?"
Die Alte legte den Kopf schief.
"Weißt du es denn noch nicht? Sie haben doch herausgefunden, dass der Champion seine Pokémon scharf macht. Sie soll ein Pokémon auf Professor Mohn angesetzt haben."

Tali und Nana tauschten entsetzte Blicke.
"Wer hat Ihnen das erzählt?"
Die alte Dame kratzte sich nachdenklich am Kinn.
"Das war so ein junger Mann. Er hat uns diese schreckliche Nachricht von der Polizei überbracht. Das war dieser Professor, der an Maschinen forscht."
Dem Inselkönig zogen sich bei diesen Worten die Eingeweide zusammen. Also doch. Einer von den Professoren war ein Verräter. Nur wen hatte sie gemeint? Welcher von denen forschte an Maschinen? Nana zupfte an seinem Ärmel.
"Zero."
Sie hatte die Augen weit aufgerissen.
"Gladio hat uns doch erzählt, dass er deswegen bei den anderen Professoren war."
Tali nickte nachdenklich, dann wandte er sich wieder an Kiawes Oma.
"Wie haben keine Beweise um Lunalas und Azura Unschuld zu beweisen, aber was der Professor Ihnen erzählt hat, ist auch nicht richtig. Die Polizei ermittelt noch gegen Azura, aber auch sie haben nichts gefunden, um sie festzunehmen. Wir können Sie natürlich nicht zwingen und ich habe auch nichts, um Sie von meiner Meinung zu überzeugen. Ich kann nur sagen, dass ich Azura aus ganzem Herzen vertraue und bitte Sie, uns noch ein wenig Zeit zu geben. Wir tun alles, was in unserer Macht steht, um den echten Täter zu fangen."
Die alte Dame sah in stumm an. Einen Moment dachte er, sie würde wütend werden, doch dann wurden ihre Gesichtszüge sanft.
"Wenn mein Inselkönig mir so ein herzerwärmendes Plädoyer hält, kann ich ja gar nicht nein sagen." Sie lächelte traurig.
"Ich hatte gehofft, es würde sich hierbei um einen Irrtum handeln. Ich werde mit Kiawe reden."

Mit dröhnendem Schädel richtete Lilly sich langsam auf und sah sich benebelt in der Dunkelheit um. Wo war sie? Langsam gewöhnten sich ihre Augen an die Dunkelheit und sie konnte im fahlen Licht eine Silhouette ausmachen. Sie wollte aufstehen, rutschte jedoch keuchend zurück auf den Boden, als sich ein stechender Schmerz durch ihre Hüfte zog. Sie musste hart mit dem Becken aufgeschlagen sein. Mit zusammengebissenen Zähnen zog sie sich über den Boden auf den Schatten zu. Vorsichtig rüttelte sie ihn an der Schulter.
"Gary? Bist du das?"
Ein Stöhnen ließ sie zurückzucken.
"Lilly?"
Er setzte sich auf.
"Wo sind wir? Was ist passiert?"
Sie legte den Kopf schief.
"Wir waren in Hauholi City..."
Ein lautes Klirren ließ die beiden aufsehen. Kommissar Wolf stand dort. Keine drei Meter von ihnen entfernt. Allerdings wurden sie von ihm durch ein Metallgitter getrennt.
"Na? Ausgeschlafen?"
Gary sprang auf.
"Was soll das werden?"
Erst jetzt sah Lilly seinen aufgerissenen Ärmel.
"Du bist verletzt!"
Der Kommissar lachte leise.
"Ihr hättet einfach mitkommen können. Ihr hättet mir das Portal zeigen können. Ich habe euch so viele Möglichkeiten gegeben uns zu helfen und all das zu vermeiden. Aber ihr seid lieber stur geblieben und jetzt bezahlt ihr dafür."
Er sah höhnisch auf sie hinab.
"Kaum zu glauben, dass ich so viel Zeit damit verschwendet habe, euch nachzujagen. Ich bin sicher, dein 'Wölkchen' rettet dich. Ich muss nur ein wenig warten, dann kommt es von ganz allein zu mir."

Mord im MondscheinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt