10. Im Æther-Paradies

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Lillys Blick erhellte sich.
"Sag bloß ihr habt es immernoch nicht geschafft-"
Azura hielt ihr erschrocken den Mund zu.
"Was sagst du denn da?!"
Die Forscherin zog ihre Hände von ihrem Mund.
"Na, mein Bruder hatte doch schon als ich gegangen bin Herzchen in den Augen sobald du-"
Die Trainerin schlug ihr pikiert eines der Kissen ins Gesicht.
"Lilly!"
Dann wurde sie schlagartig wieder ernst.
"Wir müssen später noch etwas mit dir besprechen."
Der Blonden war der plötzliche Stimmungswechsel nicht entgangen.
"Ist... alles in Ordnung, Azura?"
Sie nickte, doch sie wich Lillys Blick aus. In dem Moment klopfte es an der Tür. Talis Stimme ertönte von draußen.
"Kommt ihr? Wir sind fertig mit Garys Zimmer."
Azura hob den Kopf.
"Wir kommen."
Damit zog sie ihre Freundin auf die Füße.
"Na komm, wir können später reden."

Draußen warteten Gladio, Gary und Tali am Fahrstuhl, der zu den Gärten des Æther-Paradieses führte. Gladio warf seiner Schwester fröhlich eine Tasche zu.
"Kommt schon, ihr zwei. Sonst schlafen sie wieder."
Azura lief hastig einen Schritt schneller.
"Sie sind wach?"
Lilly und Gary tauschten verwunderte Blicke aus.
"Wer ist wach?"
Der Inselkönig grinste geheimnisvoll.
"Das werdet ihr gleich sehen. Es sei denn, ihr trödelt weiter herum."

Im Garten angekommen, ergriff Gladio die Führung. Azura gesellte sich zu ihm.
"Warum hast du mir nicht gesagt, dass sie aufgewacht sind?"
Der Blonde nahm ihre beleidigte Mine belustigt zur Kenntnis.
"Ich hab es auch eben erst erfahren. Christa hat es mir gerade mitgeteilt."
Christa war eine der Pflegerinnen im Æther-Paradies. Zusammen mit den anderen Bediensteten sorgte sie hier für das Wohl der Pokémon. Zur Zeit lag ihre Hauptaufgabe allerdings bei einem ganz bestimmten Pokémon.

"Wir sind da."
Er öffnete die kleine, weiße Kabine und ließ die anderen eintreten, bevor er die Tür wieder schloss. Beinah andächtig standen die fünf nun um den kleinen Tisch in der Mitte herum, über dem eine Wärmelampe baumelte. Auf dem Tisch, in einer gut ausgepolsterten Kiste, lag ein schneeweißes Vulnona und sah ruhig in die Runde. Über seine Pfoten tappsten zwei goldene und ein violettes Vulpix. Neben dem Tisch lagen getrocknete Eierschalen. Es schien, als wären die Vulpix erst wenige Tage alt. Lilly sprach als erste.
"Euer Alola-Vulnona hat goldene Jungen?"
Gladio schüttelte den Kopf.
"Das ist ein Vulnona aus Kanto. Aber es ist ein Shiny-Pokémon, genau wie seine Jungen."
Gary weitete ungläubig die Augen.
"Ich dachte nach dem Vorfall mit den Wilderen, gäbe es die nur noch als Pelzmäntel. Waren die Shiny-Vulpix und Vulnona nicht vollkommen ausgerottet?"
Tali nickte.
"Viele der Shiny-Pokémon die Opfer des Vorfalls wurden, gelten im Moment als ausgerottet, weil die eh schon seltenen Pokémon, von den Forschern überhaupt nicht mehr gesichtet wurden. Aber die Shiny-Pokémon sind eine Genmutation die bei jedem Pokémon, wenn auch mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit, auftreten kann. Und vor ein paar Wochen haben Azura und Gladio im Wald von Poni dieses Shiny-Vulnona gefunden. Sie haben es mit hierher genommen und im Garten hat es sich mit einem Alola-Vulnona angefreundet."
Gary legte den Kopf schief.
"Ich wusste nicht, dass man Alola-Vulnona mit einem Vulnona aus Kanto kreuzen kann."
Gladio zuckte nur mit den Schultern.
"Ich auch nicht, aber ich bin froh dass es funktioniert hat. Zumindest die Vulnona werden in Zukunft wohl wieder vermehrt auftreten können."
Auf dem Tisch wurden die Vulpix immer langsamer und taumelten über die Decken, bis das Vulnona sie mit ihren Schwänzen einkringelte und sie einschliefen. Auf ein Nicken Richtung Tür von Gladio hin, folgten die anderen ihm zur Tür.

Die fünf verließen leise die kleine Kabine. Im Garten empfing sie ein großes Alola-Vulnona, welches die vorwurfsvoll anstarrte. Gladio strich ihm beruhigend über den Kopf.
"Wir gehen schon wieder."
Dann wandte er sich an Lilly.
"Wir müssen dir später etwas Wichtiges erzählen. Allerdings würde ich dich bitten, dass du deine Begleitung dafür kurz alleine lässt. Du kannst danach entscheiden, ob er dafür vertrauenswürdig genug ist, oder nicht."
Garys Augenbraue zuckte unheilvoll.
"Was soll das denn bitte heißen?"
"Das soll heißen, dass ich dich vor wenigen Stunden kennengelernt habe und dir nicht mal im Ansatz vertraue!",
blaffte Gladio unwirsch zurück.

Während die beiden sich ein wütendes Blickduell lieferten, waren Azura, Lilly und Tali wieder in den Aufzug gestiegen. Eine Weile warten sie noch auf die beiden Streithähne, dann machte Azura eine wegwerfende Handbewegung.
"Die kommen nach..."

Mord im MondscheinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt