Seidenglanz

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Als ich wieder bei meinem Vater war erzählte ich ihm alles was ich im Meer erlebt hatte. Es erfüllte mich mit Stolz und Ehre, dass ich meinen ersten Auftrag überstanden hatte. Ich war nun eine waschechte Schachhexe, doch ohne Namen, denn diesen sollte eigentlich meine Mutter mir gegen so wie es in unseren Landen üblich war, aber da meine Mutter verstorben war hatte ich keinen. Also war ich einfach nur die Schach Hexe des Dorfes oder Vaters Tochter. Abends im Bett hatte ich mir schon Bücher angeschaut mit verschiedenen Namen, aber es gab wirklich keinen, der mich angesprochen hatte. Also blieb ich dabei und es machte mir auch nicht so viel aus die Schachhexe des Dorfes zu sein. Vielleicht würde ich die Abenteurer Schachhexe sein. Das war ein schöner Gedanke, der mein Herz innerlich strahlen ließ. Vater hatte sich einen Tee eingegossen, pustete den heißen Dampf weg und nippte an der Tasse. Es waren Kräuter, die ich von der fahrenden Händlerin erworben hatte. Es klopfte an die Tür und Vater machte sich auf um diese zu öffnen. Eine Dame mit goldenen Haaren und blauen Augen trat herein. Die Kleidung war ein helles Grün und auf ihrem Rücken trug sie einen gigantischen leeren Korb. Einen eisernen Ring trug sie um ihren Hals. Es war die Händlerin vom Strand, aber was wollte sie hier?

„Hört mich bitte an. Meister der schwarzen Magie. Der Beschützer der Armen und Schwachen."

Die Händlerin ging auf mich zu und schaute mich mit tief traurigen Augen an, die so funkelten als ob sie zu einem See geworden waren.

„Sprecht Händlerin. Wir haben uns vorhin am Strand getroffen. Was ist geschehen?"

„Ich wurde überfallen. Mir wurde die ganze Ware gestohlen. Bitte helft mir das seidige Kleid wieder zu finden. Es ist für Prinzessin Zaleria Urifaren von Tivendell bestimmt. Bitte. Wenn ich dieses Kleid nicht ihr überreiche wird ihr Vater mich sicherlich in den tiefsten Kerker sperren."

„Ich, die Abenteuer Schachhexe werden euch helfen. Doch sagt mir was ist genau vorgefallen? Wie und wo habt ihr das Kleid verloren?", fragte ich sie fürsorglich so wie ich es von meinem Vater gelernt hatte.

„Habt Dank liebe Abenteuer Schachhexe. Folgt mir und ich werde euch reich belohnen, wenn ihr wieder das Seidenglanz Kleid wieder findet."

Gerade in dem Moment wollte ich was sagen, aber da kam mein Vater mir zuvor: „Reich müsst ihr uns nicht belohnen, es würde uns ausreichen, wenn ihr uns einen Sack von diesen Kräutern mitbringt. Dieser Tee ist einfach vorzüglich."

Die Händlerin lächelte wie ein Honigkuchenpferd und erwiderte dann: „Es freut mich, dass euch die Ware gefällt. Händlerin Annas Eisenhals steht euch zur Verfügung um die Waren der ganzen Länder zu zeigen." Sie verbeugte sich dabei und kurz darauf machten wir uns auf den Weg in den Wald. Dort sollte die Händlerin überfallen worden sein.

Mit etwas Glück waren es nur Räuber und wir konnten die Höhle, die für die Banditen häufig als Verstecke dienten ausfindig machen. Wenn wir Pech hatten, dann würde diese Mission viel gefährlicher sein als ich vermutete. Wenn es einfache Dämonen waren, dann würde ich hier auch noch gute Karten haben, aber mit mächtigen Dämonen wie dieser vorherigen Sirene war nicht wirklich zu spaßen. Das hatte ich hautnah erlebt. Die Händlerin und ich teilten uns auf um mehr Hinweise im Wald finden zu können oder verloren gegangene Waren wieder zu finden. Am Wegesrand im Unterholz entdeckte ich ein gemaltes Ölportrait von einer wunderschönen Frau. Sie hatte so hellblaue Augen wie ein glasklarer, reiner See. Ihre langen Haaren waren in einem etwas dunkleren Blau gehalten, aber auf die reine kindliche Haut konnte nichts dergleichen von meiner Seite entgegensetzen. Sie war eine wunderschöne Göttin mit einer süßen Nase und einem seidenglänzenden Mund. Ihre spitzen Ohren verrieten mir, dass sie eine Elfe sein musste. Wesen, die eigentlich laut Märchen in Wäldern lebten, doch diese Dame schien etwas besonderes zu sein. Goldener Ohrschmuck verriet mir, dass diese Dame sehr viel Geld haben musste. Das aufwändige blaufarbene mit goldenen Aktienteen bestickte Kleid ließ nichts der Phantasie. Die Träger liefen über die Schultern die sie bewusst zur Schau stellte bis zu den Ärmeln, die wieder die Arme verdeckten. Auch ihr Dekolleté war frei so das man es auf dem Bild sehen konnte. Es war nicht sonderlich üppig wie man es vielleicht von anderen Frauen kannte, aber durch ihr Selbstsicherheit, die sie auf dem Bild ausstrahlte, tat sie der Schönheit keinen Nachtrag. Im Gegenteil. Bei ihr passte alles und mich würde es nicht wundern wenn sie viele Verehrer hatte.

„Hast du schon was gefunden?", rief die Händlerin und riss mich wieder von dem Bild los.

„Ja, ich habe da was gefunden! Komm mal bitte her."

Kurz darauf rannte die Händlerin auf mich zu und schaute auf das Bild, dass ich in den Händen hielt. „Das ist sie. Das ist Prinzessin Zaleria Urifaren von Tivendell. Sie hat mir dieses Portrait gegeben, damit der Schneider das Seidenglanz Kleid so entwerfen kann, dass es ihre Schönheit einfängt."

Mit diesen Worten war mir bewusst, dass hier viel auf dem Spiel stand. Aber wir würden die Suche nicht aufgeben. Hier mussten irgendwo noch weiter Spuren sein und so suchte ich und die Händlerin weiter im Wald.


Die Abenteuer der SchachhexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt