Donner

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Blitze erhellten die düstere Wolkendecke und Donner durchschlug den Himmel. Ein Gewitter brach über uns herein. Wir, das bin ich die Abenteuer Schachhexe und die Händlerin, waren gerade auf einem Feld und hatten uns verlaufen. Aufgrund des Aufziehenden Gewitters suchten wir eine Herberge für die Nacht.

Die Händlerin ließ neben mir und hatte ihren Korb auf dem Rücken. Darin befand sich das wertvolle Kleid der Prinzessin, dass wir dorhin abliefern sollten.

„Das hat uns gerade noch gefehlt. Ein echtes Unwetter."

Ich hielt beim laufen meine Hexenhand vor meine Augen, um mein Augenlicht vor den peitschenden Wind zu schützen. Ich erwiederte auf ihre Aussage folgendes: „Wir benötigen einen Unterschlupf. Aber vielleicht haben wir Glück. Sieh mal da vorne! Dort steht eine schwarz gekleidete Person. Die können wir um Hilfe fragen, wo es zur nächsten Herberge geht. Komm mit."

Als wir die Person trafen, stellte ich fest, dass es sich um eine Hexe handeln musste von ihrem Aussehen her, die ein traditionelles Gewand trug.

„Was wollt ihr hier auf dem Schlachtfeld der ewig Schreie?", fragte uns die Hexe mit einem aggressiven Tonfall als ob hier Betreten verboten war.

„Entschuldigt die Störung, aber wir suchen nur die nächst gelegene Unterkunft um eine Nacht zu verbringen. Könntet ihr uns bitte Auskunft geben?"

„Natürlich kann ich das nicht! Ich bin die Wächterin dieses Grunds. Wisst ihr denn nicht, dass die Gefallenen einen auf Ewig in den Träumen jagen wird, wenn man nicht mit einem Sieg in einem Kampf hier das Schlachtfeld verlässt. Denn nur ein Sieg in der Schlacht stimmt die Geister milde."

Da wir es hier mit einer düsteren Magie und Hexenwesen zu tun hatte machte ich einen Schritt vor die Händlerin: „Lasst mich das machen Händlerin. Ich werde mit ihr reden."

Die unbekannte Hexe und ich hatten uns für eine Runde Demon Chess vereinbart. Während wir miteinander sprachen, baute die Händlerin im Hintergrund das Schachspiel auf dem Erdboden auf. Wir Hexen hatten uns auf folgenden Pakt vereinbart: Wenn ich gewinnen würde, dann durften wir weiter ziehen. Sollte ich aber verlieren, dann würden wir, die Händlerin und ich, für immer auf dieser verfluchten Wiese des ehemaligen Schlachtfeldes die Schreie der Toden hören können. Dann werden wir mit ihnen zusammen auf immer und ewig hier verbleiben müssen. Anschließend wurde ausgelost, wer beginnen durfte und ich hatte das Glück des Anzugs.

Behutsam überlegte ich meinen ersten Zug. Schließlich entschied ich mich für den Königsbauern, der zwei Felder nach vorne rückte. Mein Blick fiel auf meine wartenden Gegnerin, die vor mir saß. Der große rabenschwarze Hexenhut verdeckte ihren Blick.

„Hehehehe!", lachte die unbekannte Hexe unerwartet in ihrem düsteren Outfit.

Eisiger Wind bildete sich. Er zog durch meinen Stoff und ließ mich frösteln. Ihre grauen langen Haare, die an Spinnenseide erinnerten, schwebten in Wellen in die Höhe. Sie erhob ihren Körper, ohne auch mich nur anzuschauen und wandte sich von mir ab. Ich betrachtete im Schneidersitz vor dem Schachspiel sitzend ihren zugewanden Rücken, der von schwarzen, weiden Stoffbahnen eines Mantels umhüllt waren.

„Es wird Zeit die Schatten der Gefallenen zu rufen!", sprach sie in einem mystischen Tonfall und schlug ihren Mantel auf. Darunter war ein langer Stab mit einer runden Scheibe am Ende. Helles weißes Licht lockte die düsteren Schatten wie Motten, die wie Gespenster aus rauchartiger Substanz um die Hexe schwebten, an.

„Geister der Zeit. Hört meine Macht und lasst euch Blicken um einen Zug zu machen."

Vor meinen Augen versammelte sich die rauchartigen Schatten zu einer einzigen Person, die aus schwarzen Nebel bestand. Dieses Wesen machte für die Hexe einen Zug. Sie antwortete mit dem selben Königsbauern und einem Doppelschritt.

„Time Roulette!", brüllte die Hexe immer noch mit dem Rücken zu mir gewannt, ihr Hexenstab stieg langsam in die Höhe und ein Blitz schlug genau in die Spitze des Stabes ein. Auf der Scheibe erschienen zwei Symbole, die wie bei einer Uhr im Kreis angeordnet waren. Auf der Zwölf und der Sechs waren jeweils ein Auge abgebildet. Auf den anderen Zahlen waren nur graue Wolken dargestellt. Ein roter Zeiger war mittig angebracht und fing sich wild an zu drehen. Gespannt verfolgte ich den drehenden Zeiger und sah wie dieser immer langsamer wurde. Tick Tack Tick Tack. Machte es die ganze Zeit dabei und mit einem Rattern blieb der Zeiger auf der Zwölf, wo ein Auge abgebildet war, stehen.

„Du bist dran. Hast du das schon vergessen?"

Ich fletschte kurz die Zähne bevor ich antwortete, dass ich das natürlich wusste. Mein Blick wanderte nicht von der unbekannten Hexe weg. Fast wie ein Wolf, der seine Beute fest im Blick hatte und überlegte was ich tun sollte. Was war das nur für eine Macht und Magie die diese Hexe in sich trug? Was war es? Hätte Vater das gewusst was das für einen düstere Zauberei war? Da ich nicht wusste mit was ich es zu tun hatte nahm ich mir vor ungewöhnlich zu spielen, denn sonst würde ich wahrscheinlich von meiner Gegnerin einfach durchschaut werden. Meine Finger schwebten wie ein Adler über meine Armee, die nach einer passenden Beute suchte. Kurz nahm ich die Hand hinunter als die hexischen Worte mich wie ein Peitschenhieb trafen.

„Du ziehst den König nach e2.", ungläubig starrte ich auf diesen fliegenden Stab und die Frau, die genau wusste was ich tun würde.

Auch meiner Partnerin schien es nicht anders zu ergehen, dass ich an ihren gesprochenen Worten erkannte: „Aber woher weiß sie das? Du hast doch nicht mal einen Zug gemacht und sie schaut die ganze Zeit vom Brett entfernt. Ich habe die ganze Zeit die Szene beobachtet."

Ich war zu geschockt um auf die Frage der Händlerin zu antworten. Meine geschockten Augenlider zitterten nur und starrten der unbekannten Macht entgegen. Geschockt über die Tatsache, dass sie wusste, dass ich den ungewöhnlichen Königszug gespielt hatte, den es gab und den ich vorher noch in keiner Partie gesehen hatte. Weder von meinem Vater noch in meinem Aufzeichnungen. Gedankenlesen war wahrscheinlich ausgeschlossen, dann hätte sie uns nicht gefragte ob wir Hilfe brauchten. Aber was nur ihre Macht? Mein Blick wanderte zurück zum Schachbrett. Ihr König hatte sich auch ein Feld nach vorne bewegt.

„Time Roulette!", rief die Hexe wieder und der Blitzschlag in den Zauberstab ließ ihn am Rad drehen. Tick Tack Tick Tack und mit einem lauten Ratsch blieb der Zeiger auf dem Auge stehen. Dieses Mal aber auf dem Sechser Auge.

„Geb dir keine Mühe meine Kleine. Gegen die Time Witch ist kein Kraut gewachsen, denn Unkraut ist immer da."

Als ich wieder über meine über meine Armee hielt rief die Time Witch wieder den richtigen Zug aus, denn ich hatte geplant wieder meinen König in Sicherheit zu bringen.

Meine Gegnerin tat es mir gleich und spielte ihren König ebenfalls zurück. Eifrig blickte ich auf den Stab und griff nach einer Figur. Der Blitz schlug dieses Mal nicht ein und meine Augen wurden größer vor Angst was nun passieren würde.

„Das Time Roulette ist dieses Mal nicht nötig. Ich weiß schon, dass du einen Springer ziehen wirst."


Die Abenteuer der SchachhexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt