Vinyl

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Ich schaute noch einmal kurz zurück wo Uschi noch stand, die katzenähnliche Gestalt, die aber auf zwei Beinen lief wie ein Mensch. Ihr Gesicht war aber nicht behaart wie bei einer Katze sondern es wirkte mehr wie das eines Menschen bis auf die Katzenohren und die Schnurrhaare. Ich erinnerte mich an ihre Worte und die Beschreibung des Dämon: Dieser Dämon hält eine Waage in der Hand. Er trägt ein Vinyl schwarzes, schimmerndes Korsett, dass die Oberweite gut präsentiert. Die Oberarme sind mit Armbändern versehen und die rötlichen Pupillen sind mit einer Augenbinde bedeckt. Tatsächlich sah der Dämon genauso aus wie Uschi es mir erklärt hatte. Ich konnte ihn schon sehen als ich die Pforte mit der römischen Eins I durchschritt. Das geschmolzene Gestein konnte ich durch das Gitterrost sehen worauf sich das Schachspiel ausgetragen wurde. Das Schachbrett war zum Glück auf einem geschlossenen Bereich gebaut worden und nur die Wege zur „Arena" bis zum waren mit Gitterrost ausgestattet. Jeder Schritt auf dem Metall schallte laut und die Flammen tief unter mir schienen zu schreien so laut wie das Feuer knackte und knisterte.

„Oh! Ich höre euch schon kommen, die junge Schachhexe ohne Namen. Unser Herr hat schon die Karten gelegt und mich auserkoren um einen Schachpartie gegen euch zu spielen. verzeiht die Augenbinde, aber ich bin blind und darf mich nicht von den Lügen der Augen blenden lassen."

„Ich bin bereit für diese Prüfung, aber was ist mit der Waage in eurer Hand?"

„Nun hört gut zu, denn ich werde es nur einmal erklären was es mit dieser Waage auf sich hat. Sie zeigt den Verlauf der Partie. Der Verlauf der Stärken und Schwächen der beiden Seiten. Wenn die Stellung ausgeglichen ist, dann ist die Waage im Gleichgewicht. Sollte aber eine Seite schlechter stehen, dann geht diese Seite nach unten. Das ist nicht nur für mich ein Vorteil sondern auch für dich ersichtlich wie gerade die Stellung steht. Es ist einfach wunderbar zu sehen, wenn man seiner Niederlage schon sehen kann bevor das Schwert einen berührt hat", erklärte der Dämon mit einem Lächeln, dass einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Mein Blick fiel auf die Schläuche, die von den einzelnen Schalen zu der linken Seite des Körpers des Dämon verliefen. Ich fragte mich was es damit wohl auf sich hat. Also wandelte ich meine Zweifel in eine Frage um, die mir der Dämon wieder mit einem vorzeitigen Lächeln „beantwortete" bevor er etwas auf meine Frage sagen konnte. Er krächzte für einen kurzen Moment und schnaufte wie die Hölle selbst einige Rauchschwaden aus seinen Nasenflügeln.

„Das ist meine Möglichkeit mit der Außenwelt des Brettes zu kommunizieren. Es muss wunderschön sein die Außenwelt, nicht wahr? Ich kann diesen Duft des ewigen Feuers schon riechen. So lange schon und doch wird er mir nie zu Gesicht bekommen."

Er fing wieder an zu husten und ich überlegte wie ich auf seine Antwort reagieren sollte.

„Ja." Brachte ich nur über meine Lippen. „Ja, es ist ein schöner Tag in der Hölle. Zumindest würde ich das so denken für Dämonen."

Seine kratzende Stimme hallte durch den Raum mit einem entschiedenen „Gut. Dann lass uns beginnen! Du darfst anfangen."

Bevor ich meinen Zug machte schaute ich mir noch einmal die Augenbinde von meinem Gegner an. Fast so als ob ich ihn in die Augen schauen könnte, aber da war nichts. Mir war es lieber, dass er so die Augen bedeckt als das ich sehen konnte was sich dahinter verbarg. Ich griff nach den Damenbauern und zog diesen zwei Felder nach Vorne. Ein seichtes Quietschen kam von der Waage und sie bewegte sich sanft zu meinen Gunsten nach oben. Der Dämon hatte also recht behalten. Die Waage konnte tatsächlich die Stellung beurteilen. Doch woher und wie blieb verschlossen wie ein Buch mit sieben Siegeln.

„Ah. Der Damenbauer. Die Flüssigkeiten der Waage haben mich darüber informiert. Ich antworte mit meinem Königsspringer, dass ist die Bretthälfte wo sich der König befindet, nach F6."

Wir machten ein paar Züge und die Waage schwankte immer wieder sachte hin und her. Wie eine Feder im Wind. Ich versuchte nach und nach meine Stellung zu verbessern. Mein Gegner hingegen nutzte die Zeit um sein Pferd neben den König zu stellen um es dann weiter hüpfen zu lassen. Der Waage schien das aber nicht wirklich zu gefallen und ein deutliche Erhöhung auf meiner Seite war die Antwort. Es landeten drei verfaulte Zähne in der Schale meines Gegners und so konnte das Gewicht erzeugt werden. Ich versuchte mir zu überlegen wo ich am besten Angreifen konnte, aber ich entdeckte keine Schwäche. Sah die Waage etwas was ich nicht sah und was sollte mir die Zange bringen, die mir Uschi gegeben hatte?


Die Abenteuer der SchachhexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt