Seelenfinsternis

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Ich stand nun vor dem großen Schachbrett, dass in dem Boden der zerstörten Kathedrale eingearbeitet worden ist. Mein feuriger Blick schaute in die Richtung meines Vaters, der auf der gegenüberliegenden Seite stand. Er hatte mich, seine eigene Tochter, verraten. Ich spürte die Wut in meinen Adern, die mich zu einem Wesen der Hölle machte. Der Handspiegel in meiner Hand, den ich immer noch fest umklammerte zeigte mein Spiegelbild mit den feurigen, rubinroten Pupillen.

Bevor ich einen Zug machte, schloss ich meine Augenlider und lauschte dem Gesang des Kirchenchors, der laut meinem Vater das Lied Agnus Die – Samuel Barber sang.

„Wir müssen das nicht tun! Gib auf und dir wird nichts passieren!"

Langsam öffnete ich meine Augenlider und starrte hasserfüllt in das Gesicht meines Vaters. Mein Vater, der sich nur der höllischen Macht hingab und dafür seine eigene Tochter verraten würde. Entschlossen schüttelte ich meinen Kopf, dass mein Pony ein wenig in mein Sichtfeld rutschte. Ich würde niemals meine Prüfung aufgeben. Jetzt wo ich schon so weit gekommen war.

„Wir beenden das hier und jetzt! Ich spiele meinen Königsbauern zwei Felder nach vorne."

Als ich den Bauern absetzte, stieg schwarzer Nebel auf, der das Spielfeld verfinsterte. Immer dichter wurde der Dunst, der sich immer mehr von meiner Umgebung nahm. Wie die Seelenfinsternis in meinem frisch blutenden Herzen nahm der Nebel mir die Sicht zu meinem Vater, der mit einem bösen Lachen hinter einem schwarzen Vorhang der Nacht verschwand.

„Ha ha ha! Mein teuflischer Berater hatte also recht behalten. Du bist genau in meine magische Falle getappt."

Während ich dem schallende Lachen ausgeliefert war, dass ich von allen Seiten durch den Nebel drang, begannen meine Augen wie das Fegefeuer selbst zu brennen. Die Fingernägel, die sich in meine Handinnenfläche bohrten, stärkten nur meine hexische Macht auf Rache.


Die Abenteuer der SchachhexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt