Das falsche Zimmer

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Lina Mina setzte sich neben mich hin auf einen der Hocker und klimperte mit ihren langen Wimpern in meine Richtung. Sie beugte sich vor und flüsterte mir etwas ins Ohr. Ihren Worten konnte ich entnehmen, dass jemand mich im Raum ein Gespräch haben wollte und mir einen Trink der besonderen Art spendierte. Sie reichte dem Barkeeper einen Zettel und dieser holte eine Flasche mit einer durchsichtige Flüssigkeit, die ein paar Eiskristalle beinhaltete. Ein Schachbrett stellte er auf den Tresen und darauf kamen anstelle von Schachfiguren, Schnapsgläser. Diese Gläser wurden dann von dem Barkeeper befüllt und er wünschte mir viel Glück als er sich dann wieder seiner Tasse mit der Katze widmete um diese zu polieren. Ein Mann trat neben mich, der von fünf freizügigen Damen begleitet wurde. Die Damen hatten bunte Tanzwedel aus Stoff an ihren Handgelenken befestigt und ich konnte von ihrem Augen ablesen, dass sie diesen Mann anhimmelten. Mein Blick schweifte zu seiner Halskette, die einen silbernen Drachen zeigte, der in seinen eigenen Schwanz biss. Das Band bestand wahrscheinlich aus Leder und ließ den Drachen locker vor seiner Brust schwingen. Seine rabenschwarzen Haare und seine dreitägige Bartstoppeln ließen ihn reifer wirken.

Er lächelte mich verschmitzt an bevor er etwas zu mir sprach: „Ich bin hoffentlich nicht im falschen Zimmer bei dir meine Bella Donna, aber ich habe das Gefühl, dass du gerne Schach spielst. Habe ich recht?"

„Ja, habt ihr werter Herr..."

„Ich bin „Drachus Krachus", der Meister der Dracheneröffnung und Sieger des Magical Cube Chess Turniers. Es würde mir Freude bereiten, wenn ich euer Herz und eure sanften Finger in einer Partie der Zweisamkeit. Ich spendiere heute die Runde Alkohol und freue mich auf ein Abenteuer, dass ich mit so einer unbekannten und doch wunderschönen Dame meistern darf. Selbst als Sieger des Turniers stellt ihr mich doch in den Schatten mit euer Schönheit, Madame aus der Ferne."

Mit diesen Worten nahm er sanft meine Hand und schmatzte einen Handkuss woraufhin ich mich verlegen und gleichzeitig begehrt fühlte. Es ist doch etwas aufregend und ich war gleichzeitig froh in der Nähe des Mannes zu sein.

„Was muss ich tun?", fragte ich nur und konnte den Blick von seinen Augen nicht lassen, die mich fesselten und doch sanft auszogen ohne mich zu verletzen. Der Knutschfleck am Hals drohte zu brennen und ich entdeckte auch bei ihm einen solchen Knutschfleck.

„Es ist einfach Bella Donna. Jedes Mal wenn eine Figur geschlagen wird, dann muss der Angreifer die Figur, also das Glas leer trinken. Wenn man Schachmatt gesetzt wird, dann muss man als Verlierer zwei Shots trinken und man darf nicht aufgeben. Ansonsten sind die Regeln des Schachspiels gleich. Du darfst anfangen als Dame und mich in den Wald des lustvollen Irrgarten entführen. Bin schon gespannt auf was für einen Zug du als erstes machst."

Sein Blick war herauszufordernd und doch wirkten seine Gesichtsmuskeln entspannt.

„Was hältst du von dem Königsbauern, der einen Doppelschritt wagt?"

„Oh, was für ein kluger erster Zug um das Zentrum des Brettes zu besetzen. Dann werde ich wohl mich mutig ins Abenteuer wagen und den Damenbauern mit einem Doppelschritt nach vorne zu jagen."

Mein Blick wanderte von ihm zum Brett und ich wusste, dass ich den Bauern schlagen sollte, die sich nun bedrohlich anschauten. So machte ich den ersten Schritt, schlug den ersten Stein vom Brett. Es war an der Zeit das flüssige Eiskristall, so wie der Alkohol hieß, zu genießen und es an meine Lippe zu heben. Das Lebenselixier brannten meinen Rachen herunter und hinterließ eine eisige Frische, die meine Lippen noch röter werden ließ. Behutsam stellte ich das Glas neben das Brett ab und schaute mein Gegenüber an. Mit einem Lächeln auf den Lippen erinnerte ich ihn, dass nun sein Zug war. Er griff die Dame und zog diese soweit vor bis mein Bauer geschlagen wurde. Auch er trank den Bauern leer und so ging die Partie weiter. Sollte ich nun die Dame mit den Springer bedrohen oder lieber sein lassen, da es zu viel Alkohol für meinen Magen bedeutete. Was sollte es schon? Ich hatte heute einen Grund zu feiern, dass ich die Karten gewonnen hatte für die Oper. Also nahm ich das Schnapsglas mit dem Pferd entgegen und griff damit die Dame an.

„Oh. Dann werde ich wohl die Dame decken müssen."

Mit diesen Worten nahm er sein Pferd und deckte damit seine Dame. Ich hingegen schlug eilig die Dame heraus und Drachus Krachus schaute nur entsetzt mich an. Entschlossen nahm ich die Dame und erschrak wie viel Alkohol sich in dem hohen Glas befand. Als ich die Flüssigkeit trank erklärte mir Drachus, dass er mich für eine mutige Dame hielt, die vor nichts zurückschreckte. Ich hingegen nahm im übernächsten Zug das nächste Schnapsglas in die Hand und lächelte, da ich wieder einen Stein von seiner Bretthälfte genommen hatte.

"Prost und ab!"


Die Abenteuer der SchachhexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt