Wie kannst du nur?

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Mit meiner Zahnlücke ging ich weiter zu Uschi, die bereits am Ausgang auf mich wartete. Mein geopferter Zahn hatte sich als manipulierendes Werkzeug herausgestellt, dass meinen Gegner in falscher Sicherheit wog. Damit machte er schließlich einen Fehler und ich konnte die Partie für mich entscheiden. Aber die erste Prüfung hatte ich geschafft. Folgten also noch zwei Stück. „Wunderbar. Ich wusste das du es schaffen kannst. Zwischenzeitig habe ich mir so eine Pizza gegönnt. Sehr lecker."

Uschi zeigte mir den zweiten Gegenstand, der mir bei der nächsten Prüfung helfen würde. Es war ein einfacher Handspiegel. Nichts außergewöhnliches war daran zu erkennen und so packte ich diesen wieder in meine Hängetasche ein. Mit ihren Katzenpfoten zeigte sie mir den Weg, der direkt zu einem Portal führte. Blaue magische Feuerkreise umrundeten die Öffnung, die ich hindurch schreiten musste. Ich schloss meine Augenlider, krampfte meine Hände zu Fäusten und atmete schließlich aus. Du kannst das Schachhexe!

„Viel Glück. Er wartet schon sehnsüchtig auf dich."

Mit diesen Worten stopfte sich Uschi einen pinkfarbenen Marshmello in den Mund und kaute drauf herum. Aus ihren vollen Mundwinkeln drang noch ein undeutliches Lecker, wenn ich es richtig deuten konnte. Mutig und voller Anspannung schritt ich auf das riesige Portal zu. Die feurigen Flammen kreisten um die schwarze Öffnung und das laute Knistern der Flammen wurde immer lauter. Ich hatte schon ein wenig darüber gelesen, aber noch kein echtes Portal mit meinen eigenen Augen betrachtet, geschweige denn betreten. Es sah wunderschön aus und gleichzeitig so mysteriös und ... mir fehlten die Worte um es genauer auszudrücken.

„Also dann", sprach ich mir Mut zu und durchschritt das Portal. Es fühlte sich weder warm noch kalt an. Eher wie angenehmes Wasser, dass man gerade durchtaucht und man den Moment des Meeres genießt.

„Was zum Teufel?", konnte ich nur über meine Lippen bringen als ich das Innere der Ruinen sah. Zerstörte Säulen lagen auf dem Boden, die mittlerweile grauen Steine waren mit Moos bewachsen. Doch das Licht fiel durch die wunderschönen Kirchenfenster, die meistens intakt waren. Andere hatten hingegen schon gesprungenes Glas und ich konnte das Flügelschlagen der Vögel hören, die sich außerhalb der Ruinen befanden. Ein Chor aus Priestern schien irgendwo auf Lateinisch zu singen, allerdings konnte ich niemanden entdecken. Ich hörte nur ein liebliche Melodie, die fast nur aus einem wunderschönen „AHHH" bestand, dass wie ein sanfte Träne den Boden berührte. Wunderschön und doch hatte dieses Lied etwas trauriges an sich. Für einen kurzen Moment hielt ich Inne und machte meinen ersten Schritt Richtung Altar. Jeder Schritt auf dem Steinboden halte in der großen Halle wieder, mein Gewand schwang dabei und öffnete sich durch den Luftzug, wie ein Umhang und meine langen Haare wehten durch den sanften Luftzug in der Kirche. Als ich vor dem Altar stand blickte ich auf das umgefallene goldene Kreuz, dass mit Edelsteinen verziert worden war.

„Samuel Barber - Agnus Dei", sprach eine männliche Stimme hinter mir. Langsam drehte ich mich um und der Moment schien mein Herz zu Eis erstarren lassen als meine Augen erkannten, wenn ich vor mir hatte.

„Vater! Was machst du hier?" Im Hintergrund konnte ich ein menschengroßes Demon Chess sehen, dass auf dem Boden der Kathedrale eingebaut war und mit riesigen Steinfiguren

„Es freut mich dich wiederzusehen. Auch wenn das nicht wirklich ein Familientreffen der üblichen Art ist. Denn es wartet Arbeit auf uns. Arbeit, die ich von der Hölle nicht ablehnen kann. Schließlich winkt mir Rum und Ehre. Wenn ich dich besiegt habe, dann werde ich der mächtigste Hexer sein in der Hölle."

Als er das zu mir sagte konnte ich seinen messerscharfen Worten nicht wirklich trauen, die sich mitten in mein Herz bohrten. Die Luft wurde immer knapper und der Moment verging nahezu gar nicht als die Blutstropfen innerlich zu gerinnen drohten. Ich stützte mich geschwächt am Altar ab und konnte ihn nicht ansehen. Er sollte mich nicht so sehen.

Der Gesang erinnerte an ein Begräbnis, dass ich nicht vor hatte zu graben und doch stand ich nun vor einem Abgrund zwischen mir und ihm. Mit einem schnaufen durch die Nase und verklebten Wimpern brachte ich die alles entscheidenden Worte über meine eiskalten Lippen.

„Wie kannst du nur?"

Eine Träne traf das Kreuz auf dem Altar bevor ich mich wieder zu ihm umdrehte.

„Wie kannst du nur deine eigene Tochter verraten?"

„Ich möchte dir nichts antun. Am besten gibst du auf und stellst dich nicht weiter diesen Prüfungen des Demon Chess. Dann kann ich alles haben was ich möchte und dir wird kein Leid angetan."

„NEEEEEIIIIIIIIIN! ICH WERDE MICH DIR STELLEN! DU WIRST NICHT EINFACH UNGESTRAFT DAVON GEKOMMEN, Vater!"

Mit voller enttäuschter Wut schlug ich mit geballten Fäusten auf den Altar aus Stein. Staub wirbelte auf und ich erkannte in dem spiegelnden goldenen Kreuz, dass sich meine Augenpupillen zu feuerroten Rubinen verwandelt hatten. Ich habe auch einen Schwur beim Teufel abgelegt und ich werde mich von nichts abhalten lassen diese Prüfung zu bestehen. Meine Finger glitten in die Tasche von mir und holten den Handspiegel heraus, der meine teuflischen Augen präsentierte. Ich war einer von Ihnen. Ein Dämon der Hölle, der auf Rache aus ist.

„Es ist Zeit die innere Hölle des Herzens sprechen zu lassen!", sprach ich zu meinem Spiegelbild, dass mein teuflisches Lächeln wiederspiegelt. Getrieben von einem blutenden Herzen, dass die Saiten spielte.

Musik für das nächste Kapitel und so ungefähr stelle ich mir die Schachhexe in diesem Moment vor.

https://youtu.be/C_18Pn3hAyo?feature=shared


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