Schoßhund

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Als ich meine Augenlider wieder öffnete lag ich auf dem Boden einer düsteren Wiese. Vor mir erstreckte sich ein paar Meter weiter ein besonderer Baum, der wie ein Kristall im Licht glitzerte. Dieser Baum sah dem Baum in der Kugel ähnlich und doch unterscheidet sich dieser Baum besonders von den anderen Bäumen wie ich sie kannte. Er bestand aus allerlei Schachfiguren, die sich zu einem Astwerk vermischt hatten. Manche Stelle leuchteten wie ein geschliffener Diamant und andere hatten eine matte schöne Färbung, die dem Farbton des Stoffes meines Kleider entspricht.

„Wow. Was ist das bitte für ein Baum? Der ist wunderschön."

Ich sah nicht weit entfernt von mir meine beiden Gegenspieler am Boden liegen. Der Schoßhund meines Vaters begann langsam auch aufzuwachen, aber mein Vater hingegen nicht. Der Dämon weckte meinen Vater unsanft indem er ihn ins Gesicht rülpste.

„Aufstehen. Dein Sieg wartet", sprach der Dämon nur.

„Also was ist das hier? Du hast das magische Item verwendet also wirst du wohl wissen um was es sich hier handelt."

„Wir sind immer noch im Demon Chess, aber es ist eine besondere Form. Vor uns steht der magische Schachbaum der Varianten. Wer zuerst die Krone des Baums erreicht hat, der hat sich einen so großen Vorteil erspielt, dass diese Seite die Partie gewinnen wird."

Ich blickte auf den Baum, der sich in die Höhe bohrte ohne das ich die Baumkrone sehen konnte. Er musste schon sehr hoch sein, da die Kristalle am Boden den unteren Stamm des Baumes zwar beleuchteten, aber die gespiegelten Lichtstrahlen nicht ausreichten um alles vom oberen Teil des Baumes zu offenbaren.

„Also in einfachen Worten, wer die Krone auf den Kopf hat, der ist der König der Spiele."

„Genau und auf drei geht es los. Eins. Zwei. Drei!"

Musik zum Baum klettern:

https://youtu.be/qXgQm7A3L5U?feature=shared

Sofort sprintete ich los und rannte auf den Stamm zu um dann die Bauern hinaufzuklettern, die wie kleine Äste herausragten. Ich streckte meine Arme aus, um an einen Bauern heranzukommen, aber dieser war zu weit weg. Er war nur eine Handbreite weit von mir entfernt. Plötzlich wurde ich unsanft von der Seite gestoßen und mein Vater ging an mir vorbei, der kleine Schoßhund streckte dabei die Zunge heraus und ich rutschte wütend ein wenig ab. Trotz allem wo ich doch erst am Anfang war, wagte ich einen kleinen Blick nach unten und merkte schnell, dass der Rettende Boden schon sehr weit entfernt war. Ich presste mich so fest ich nur konnte an die Rinde des Baumes um mich festzuhalten, nahm einen tiefen Atemzug und blickte auf meinen Vater, der mein Hindernis mühelos schaffte. Er wurde immer kleiner also musste ich mir einen anderen Weg suchen. An einer passenderen Stellen bei den Bauern versuchte ich es um dann kurz abzurutschen. Mit meinen beiden ausgestreckten Beinen machte ich einen unfreiwilligen Spagat, woraufhin ich meine Zähne zusammenbeißen musste, aber schließlich schaffte ich es diese blöde Stelle dann doch zu überwinden. Der nächste Halt war ein Läufer, der quer zwischen den Schachzügen hing, die aus dem Baum herauswachsen, aber doch sehr weit von einander entfernt waren und einen Abgrund bildeten. Über mir war ein gefesselter Springer, der viele meterlange Kettenglieder aus Eisen umschlungen hatte, aber auch wie Lianen vom ihm herunterhingen. Ich wickelte eine sehr lange Kette, die locker vom Springer herabhing, um meine Hüften. Falls ich mal abstürzen sollte konnte ich somit einfacher wieder hoch klettern. Sorgsam machte ich einen Doppelten Knoten in den Kettengürtel und streckte anschließend meine Hände aus um das Gleichgewicht besser zu halten. Hier müsste es mir eigentlich leichter fallen und doch hatte ich ein komisches Gefühl und dann begann ich langsam zu schwanken. Vorsichtig machte ich wieder einen Schritt zurück um das Gleichgewicht zu halten. Im Augenwinkel als ich den Balken beobachtete konnte ich sehen wie sich das tiefe Schwarz unter mir in tausende Augen veränderte. Normalerweise hätte ich jetzt aus Reflex meine Beine überschlagen, aber hier geht das nicht so. Die großen Augen starrten in meine Richtung, aber ich musste da hinüber. Warum hatte ich auch ein Kleid an? Normalerweise war das kein Problem für mich, aber in diesem Moment ärgerte es mich, dennoch musste ich es so hinnehmen. Schließlich sollte ich mich hier nicht von meinen Gefühlen leiten lassen um die Krone zu verlieren. Also gesagt getan. Mutig machte ich einen Schritt nach vorne, breitete meine Arme weiter aus und ließ die Augen schauen. Doch jedes Mal, wenn ich herunter blickte, bekam ich es mit dem Problem des Schwindels zu schaffen. Sofort streckte ich meinen Kopf nach vorne um nicht in Versuchung zu geraten wieder hinab zu schauen. Egal ob eingebildete Augen oder Abgrund. Beides war nicht schön und ich hoffte, dass die Augen wirklich eingebildet waren. Schließlich schaffte ich es ans Ende des Läufers zu kommen und als ich schließlich erschöpft mich kurz ausruhte, konnte ich die Stimme des Schoßhundes meines Vaters hören. Sie mussten also in der Nähe sein und damit waren sie zum Greifen nah.


Die Abenteuer der SchachhexeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt