ACHTUNDVIERZIG

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Dass Anna an einem Sonntag im Café arbeiten musste, nervte mir ein bisschen und dass sie anschließend mit irgendwelchen Leuten ausgehen wollte, die sie von früher kannte, gefiel mir noch weniger. Ich wollte mich mit ihr ins Bett kuscheln, sie langsam aber sicher mit meinen Fingern um den Verstand bringen, bis sie bettelte. Anna betteln zu hören stellte ich mir unglaublich heiß vor. Sie stöhnte heiser meinen Namen. Fügte ein Bitte an. Ihre Finger glitten dabei zwischen ihre Beine, damit ich verstand, wo genau sie mich haben wollte. Mein Schwanz zuckte vorfreudig.

Vergiss es, Kumpel!

Ich hatte jetzt Wichtigeres zu erledigen, als mich um körperliche Bedürfnisse zu kümmern. Ich musste ein hübsches Schmuckkästchen mit einem weichen Bett für meine Perle finden. Auch wenn ich lieber eine Junior-Suite gehabt hätte, ließ ich es schließlich bei einem Doppelzimmer bewenden und investierte stattdessen mehr Geld in die Musical-Karten am Samstag. Anschließend reservierte ich für den Freitag noch einen Platz in einem angesagten Restaurant.

Tief in mir regte sich die Frage, ob ich verschwenderisch war, doch ohne eine Antwort auf diese Frage zu suchen, schob ich sie beiseite. Alles, was ich tun musste, war trainieren. Fit sein und mir eine Strategie für die Anhörung zurechtlegen. Wenn ich durch diese gut hindurch kam, war Geld bald nicht mehr ein ganz so großes Thema. Aber dafür brauchte ich Cal und eine Strategie.

„Hey! Schön, dass du dich meldest! Wie läuft es im wunderbaren Florida? Weißt du wie kalt es hier ist? Ich krieg schon Frostbeulen, wenn ich aus dem Fenster rausschaue", begrüßte Cal mich. Es war, als hätte es unsere Diskussion und die Missstimmung wegen des Rezeptes für die Benzoes nie gegeben.

„Läuft ganz gut. Elaine hat mehr Spaß an Schule. Dad scheint wirklich trocken zu sein. Und mein Training macht Fortschritte." Kurz zögerte ich.

„Und ich glaube, Anna und ich... ich denke, wir sind jetzt ein richtiges Paar."

Cal lachte amüsiert über meine Formulierung.

„Du denkst?"

Einen Moment zögerte ich.

„Naja, wir haben nicht direkt darüber gesprochen, was wir sind. Aber wir verbringen viel Zeit miteinander und in zwei Wochen machen wir einen Wochenendtrip zusammen."

Cal schwieg und verunsicherte mich damit.

„Klingt für mich jetzt nicht so nach ner festen Beziehung, Carter. Wir machen auch viel gemeinsam und fahren ab und zu übers Wochenende weg. Das nennt man Freundschaft."

Mit dem Nagel schnipste ich gegen die Tischkante. Es widerstrebte mir, weiter ins Detail zu gehen. Zum ersten Mal in meinem Leben sträubte sich alles in mir dagegen, mit einer Eroberung anzugeben.

„Wir hatten aber nie Sex, oder?", formulierte ich meinen Beziehungsstatus schnörkellos.

„Mir war nicht klar, dass du Interesse an Freundschaft plus mit mir hast", neckte mich Cal, verunsicherte mich zum zweiten Mal völlig. Mein Magen fühlte sich plötzlich flau an.

„Denkst du wirklich, dass es für sie nur das ist?", erkundigte ich mich. „Für Freundschaft plus würde ich nicht unbedingt mit ihr nach New York fliegen und mir ein Broadway-Stück reinziehen."

Einen Moment war es still in der Leitung.

„Broadway? Dich hat es ordentlich erwischt, oder?" Cals Stimme hatte einen warmen Unterton. „Freut mich, dass es endlich geklappt hat und du jemanden gefunden hast. Dass du dich öffnest. Irina hätte sich das gewünscht. Und Anna macht wirklich einen netten Eindruck. Ein bisschen zu schüchtern für meinen Geschmack, für dich aber gut, denke ich. Du verführst gerne und ich lasse mich lieber verführen."

BLINDFOLDED - Blindes VerstehenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt