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Der Jet flog schnell durch die Luft, ganz im Gegensatz zu dem klapprigen Flugzeug von Torres. Ich saß gegenüber von Zemo und starrte wie gebannt auf die weißen Wolken.

Ich hatte schon den Weltraum von einem Raumschiff aus gesehen und trotzdem war es jedes Mal etwas besonders von so weit oben auf die Welt hinab zu sehen. Es herrschte allgemeines Schweigen und auch wenn ich den Blick von Bucky auf mir spürte sah ich nicht zu ihm.

Mir war klar, dass ich ihn nicht länger nur als besten Freund bezeichnen konnte. Ich war mir nicht sicher ob ihn wirklich liebte, aber ich hatte Gefühle für ihn. Diese Tatsache allein verwirrte mich schon genug, da musste ich mich nicht auch noch mit seinen Augen auseinander setzen.

„Er ist noch etwas warm, der Kühlschrank ist kaputt.", unterbrach der Butler von Zemo die Stille und überreichte ihm ein Glas Sekt.

„Ich sehe nach, ob noch etwas Essbares in der Galley ist.", sagte er, woraufhin Zemo etwas auf sokovianisch erwiderte. Ich verstand es nicht, aber ich war mir sicher er sagte etwas im Bezug auf uns.

„Schön das sie wieder da sind, Sir.", sagte der alte Mann fröhlich und verschwand dann wieder nach vorne.

„Sie wissen nicht wie es ist, eingesperrt zu sein.", sagte er und prostete uns zu, bevor er langsam nickte.

„Stimmt ja. Sie wissen es."

„Warum sagst du uns nicht einfach wohin wir fliegen?", fragte Sam mit einem genervten Gesichtsausdruck, was Zemo nur abwesend nickend zur Kenntnis nahm.

„Verzeihung, aber ich war gerade etwas abgelenkt.", murmelte er und sah auf ein Buch von dem Flugzeug, welches nicht im geringsten interessant aussah. Verwirrt sah ich ihn an und seine nächsten Worte ließen mich in meiner Bewegung festfrieren.

„Wer ist Nakajima?", fragte er und ich starrte ihn an. Woher wusste er das?

Es dauerte nur einen Bruchteil einer Sekunde, bis Bucky aufsprang und mit seiner Hand aus Vibranium Zemos Hals umschloss. Mit einem tödlichen Blick starrte der Braunhaarige unsere Quelle an und schnell erhob ich mich ebenfalls aus meinem Sitz.

„Wenn du das nochmal anfasst, werde ich dich umbringen.", zischte er und leicht berührte ich ihn an der Schulter.

„Bucky, lass ihn los.", flüsterte ich leise und sein aggressiver Blick wurde ruhiger. Schnell riss er Zemo das kleine Buch aus der Hand und ließ sich zurück in seinen Sitz fallen, nachdem er mir kurz in die Augen gestarrt hatte.

„Tut mir Leid. Ich verstehe diese Liste mit Namen. Sie haben ihnen als Winter Soldier Leid angetan.", erkannte Zemo und ich sah ihn warnend an.

„Hör lieber auf zu reden.", flüsterte ich und er nickte, bevor er wieder einen Schluck aus seinem Glas nahm.

„Ich kenne das Buch. Es hat Steve gehört, als er aus dem Eis kam. Ich hab ihm gesagt er soll Trouble Man aufschreiben. Hast du es dir angehört?", fragte Sam und Bucky nicke leicht.

„Hat es dir gefallen?"

„Ich mag Musik aus den 40er. Da habe ich noch verstanden worum es ging."

„Also magst du es nicht?"

„Es ist ein Meisterwerk, James. Vollkommen. Umfassend. Ein beeindruckendes Stück afroamerikanischer Geschichte.", erklärte nun auch Zemo, während ich die drei Schweigend beobachtete.

„Ziemlich anmaßend, aber er hat recht. Alle mögen Marvin Gay."

„Ich mag Marvin Gay ja auch."

„Steve liebte Marvin Gay."

„Er ist aber nicht Steve. Marvin Gay ist gut, Sam, aber hast du dir mal die Musik aus den 40ern angehört? Es ist die beste Musik die ich kenne.", mischte ich mich nun auch mit in die Diskussion ein und bekam dafür einen dankenden Blick von Buck.

„Sie haben Steve wohl sehr bewundert. Aber mir wurde schnell etwas klar, als ich ihn traf. Die Gefahr bei Leuten wie ihm, Amerikas Supersoldaten, ist, dass wir sie aufs Podest stellen. Sie werden zu Symbolen. Ikonen. Und dann vergessen wir ihre Schwächen. Dann fliegen Städte, sterben Unschuldige. Bewegungen entstehen, Kriege wüten..."

Sam sah Zemo warnend an, aber dieser ignorierte seinen Blick.

„Erinnern Sie sich?", fragte er und deutete erst auf mich, dann auf Bucky.

„Sie sollten damals in Deutschland eine wahnsinnige Ikone stoppen. Wollen wir in einer Welt voller Wesen wie Red Skull leben?", fragte er und schüttelte den Kopf.

„Darum fliegen wir nach Madripoor."

„Was ist Madripoor? Ihr redet davon, als wäre es Skull Island.", fragte Sam und Bucky erklärte es langsam.

„Es hat sich bis heute seine Gesetzlosigkeit bewahrt. Aber wir können dort nicht als wir selbst auftreten.", fügte Zemo hinzu und ich nickte langsam.

„Wir werden mit Selby verhandeln müssen. Niemals wird sie uns einfach so die Informationen geben die wir brauchen. Dafür ist sie zu gerissen.", wandte ich ein und Zemo sah zu mir.

„Keine Sorge. Ich habe einen Plan."

„Wenn wir verhandeln müssen, werde ich mitmachen. Ich habe Kontakt zu Selby, ich weiß wie sie denkt.", sagte ich und konnte im Augenwinkel Sam sehen, welcher verwirrt zu Bucky sah.

„Gut. Und dennoch. James, sie müssen vorgeben jemand zu sein von dem sie behauten, er wäre tot.", sagte Zemo ruhig und ich sah schnell zu dem Braunhaarigen. Ich konnte an seinem Blick erkennen, dass er nicht viel von der Idee hielt. Aber er wusste, wie wichtig die Informationen für uns waren.

Abgehackt nickte er und das war der Stichpunkt für Zemo aus dem Raum zu verschwinden. Sam nickte uns auch kurz zu und verschwand dann eine Sitzreihe nach hinten, um mit jemandem zu telefonieren.

Schnell erhob ich mich ebenfalls und setzte mich auf Sams Platz, gegenüber von Bucky. Ich lehnte mich leicht nach vorne, versuchte Blickkontakt mit Bucky herzustellen, was nach einigen Sekunden auch funktionierte.

„Was ist?", fragte er ruhig und sah mich mit einem warmen Blick an, welchen er sonst hinter seiner steinernen Maske versteckte.

„Du weißt, dass du das nicht tun musst. Oder?", fragte ich ruhig und er seufzte, während er leicht nickte.

„Du weißt, dass ich dich niemals allein dorthin gehen lassen würde?"

„Mir würde nichts passieren. Ich sorge mich nur darum, dass es schwierig mit dem Winter Soldier wird. Du hattest nicht so viel Zeit wie ich Hydra zu verarbeiten.", erklärte ich meine Gedanken und er nickte langsam.

„Ich werde das hinbekommen. Aber wenn du dort rein gehen würdest und dir passiert etwas, nur weil ich nicht da war... Das wäre das Schlimmste was passieren könnte. Mit dem Winter Soldier komme ich klar, aber nicht mit dem Gedanken, dass dir etwas passiert.", sagte er ruhig.

„Ich konnte schon zu oft nichts gegen die Gefahr tun, die dich beinahe umgebracht hätte. Das will ich nicht noch einmal erleben."

The Story of Winter IIII / Bucky FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt