08; Mittel Gegen Langeweile

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Dylan

In den darauffolgenden Tagen starb ich fast an Langeweile. Mein Tagesablauf bestand im Grund daraus, auf Susans Katzen aufzupassen, während sie Erledigungen machte. Ich sah es als eine Art Bezahlung dafür, dass ich bei ihr kostenlos wohnen durfte. Immerhin konnte ich in den Zeiten, wenn Susan da war, die Stadt erkundigen. Die beliebtesten Touristen Hotspots hatte ich bereits nach einem Tag alle gesehen, weswegen ich nun gelangweilt auf dem Sofa im Wohnzimmer saß und durch meine Whatsapp-Kontakte scrollte. Das einzige Gute an diesem verrückten Katzenhaus war, dass Susan mir ihr WLAN Passwort gegeben hatte. So saß ich zwischen fünf Katzen auf dem Sofa und schrieb mit meiner Schwester.

Dylan - Hey Schwesterherz

Julia - Hi du Nervensäge, und wie gefällt dir London?

Dylan - Gegen London habe ich nichts, nur gegen Katzen und britische Sandwiches.

Julia - Was sind britische Sandwiches?

Dylan - Es sind Sandwiches, die Susan 'britische Sandwiches' nennt, weil...keine Ahnung, sie ist speziell, wie Tante Molly...

Julia - Niemand ist spezieller als Tante Molly!

Dylan - Doch, glaub mir...

Julia - Weißt du, wo Elena wohnt?

Dylan - Deine beste Freundin Elena oder eine andere Elena?

Julia - Meine beste Freundin, du Trottel!

Dylan - Nein, wieso sollte ich das wissen?

Julia - Na sie wohnt in London!

Dylan - Echt?

Julia - Willst du wissen, wo sie wohnt?

Dylan - Warum sollte ich das wissen wollen?

Julia - Weil ich weiß, dass es dir bei Miss Brown todlangweilig ist und du mal dringend von diesen Katzen loskommen musst! Es kann doch nicht sein, dass deine einzigen Freunde in London gestörte Katzen sind!

Dylan - Sie sind nicht meine Freunde!

Julia - Willst du jetzt die Adresse?

Dylan - Ok.

Julia nannte mir die Adresse und Elenas Nummer und ich rief sie ohne lange zu zögern an.

"Hallo?" Erklang es aus dem Hörer und ich erkannte ihre Stimme sofort.

"Hey, Elena, hier ist Dylan, erinnerst du dich noch an mich?" Begrüßte ich sie und strich mir verlegen durch die Haare.

"Was? Dylan? Dylan O'Brien, Bruder von Julia? Bist du es wirklich?"

"Jaaaa." Ich hörte ein aufgeregtes Quieken vom anderen Ende der Leitung und musste mein Handy ein paar Zentimeter von meinem Kopf weghalten, damit ich kein Knalltrauma bekam. Auch wenn ich das Mädchen seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte, sie hatte ihr lautes Organ anscheinend nicht verloren, nachdem sie in die Pubertät gekommen war.

"Oh mein Gott, ich hab dich ja sooooo lange nicht mehr gesehen!" Sie zog das 'O' besonders lang.

"Seit sieben Jahren ungefähr?" Riet ich.

"Genau! Wie geht's dir?" 

"Ganz gut und dir?"

"Könnte nicht besser laufen!" Das freute mich wirklich. Auch nach all der vergangenen Zeit ohne ein einziges Treffen hatte sich die Dynamik zwischen uns kein bisschen verändert. Locker und freundschaftlich. Im Grunde war Elena immer wie eine zweite Schwester für mich gewesen.

"Bist du gerade zu Hause?" 

"Nein, ich bin bei einer Freundin, warum fragst du?"

"Weil ich gerade in London bin und Julia meinte, ich soll dich mal besuchen."

"Oha echt? Wie toll! Warte, ich schicke dir die Adresse von meiner Freundin, dann kannst du vorbei kommen, okay?"

"Okaaaay." Im Hintergrund hörte ich Elena mit einem anderen Mädchen sprechen und schwups kam eine Whatsapp Nachricht mit der Adresse der besagten Freundin.

"Hast du sie bekommen?" Fragte sie.

"Ja."

"Ok, dann bis später!" Und dann legte sie auf und ich starrte völlig verdutzt auf mein Handy. Ich konnte doch jetzt nicht einfach abhauen und Snow und die anderen Katzen alleine lassen? Ich hatte Susan versprochen, auf sie aufzupassen.

Kurzerhand schrieb ich Susan eine Nachricht und prompt antwortete sie mir, dass ich ihre Katzen ruhig alleine lassen konnte und sie ja nur darauf gewartet hätte, dass ich etwas unternahm. Ich wunderte mich zwar über die Aussage, hinterfragte es nicht weiter. Es stellte sich heraus, dass ich mit dem Londoner U-Bahn System immer noch nicht so ganz klarkam. Und die Passanten waren immer noch keine guten Wegbeschreiber. Und so kam es, dass ich erst eine Stunde später in die Straße von Elenas Freundin einbog. Zum Glück besaß ich ja ein Smartphone, das mir den Weg durch die Straßen zeigte.

Ich stand vor der Haustüre, klingelte und wartete geduldig, bis ich leichte Schritte vom Inneren des Hauses vernahm. Leichte, sanfte Schritte, wahrscheinlich gehörten sie zu Elena.

Doch es war nicht Elena, die mir die Tür öffnete, sondern ein Mädchen mit braunen Haaren, die sie auf ihrem Kopf zu einem Dutt zusammengebunden hatte. Ich starrte sie verdutzt an und ihr schien es nicht anders zu ergehen, denn sie rührte sich keinen Millimeter und ihre hellen, braunen Augen musterten mich fixiert.

Alive - Dylan O'Brien AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt