38; Nächtliche Telefonate

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Kira

Am nächsten Tag wurde ich nicht wie sonst von meinem Handy oder meinem Radiowecker aus dem Schlaf gerissen, sondern von einem hellen Klingeln, das eindeutig von meinem Laptop kam, das aufgeklappt auf dem Schreibtisch stand.

Ich seufzte und schlug die Decke beiseite, bevor ich aufstand und mich müde zu meinem Schreibtisch schleppte. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es halb drei mitten in der Nacht war. Was zur Hölle wollte mein verdammtes Laptop von mir?

Es war ein Skypeanruf. Von Dylan.

Langsam machte es in meinem Kopf klick. Bei dem Halbiren war es gerade mal Abend und somit auch keine Schlafenszeit. Na das würde ja witzig werden, wenn ich während der bald wieder beginnenden Schulzeit jede Nacht von meinem Freund wachgehalten werden würde.

Ich nahm den Anruf entgegen und ließ mich auf den Stuhl sinken, bevor Dylan auf dem Computerbildschirm erschien.

"Hey." Begrüßte ich ihn mit rauer Stimme und rieb mir meine geschwollenen Augen. Wie gesagt, das mit dem nicht schlafen würde witzig werden.

"Hey, alles okay? Du siehst äh -"

"Sag jetzt ja nichts falsches." Unterbrach ich ihn und hob einen Zeigefinger hoch. Er lachte und langsam konnte ich im Hintergrund einen Raum mit weißen Wänden und ein paar Bildern an den Wänden erkennen.

"Ich wollte sagen, dass du so rot wie immer aussiehst." Grinste er und ich verdrehte meine Augen.

"Schau mal auf die Uhr du Schlaumeier." Erwiderte ich und hielt mein Handgelenk mit Armbanduhr vor die Webcam.

"Oh." Kam nur von der anderen Seite des Sees und ich musste lachen. "Oh Kira tut mir leid, hier ist es erst Abend."

"Ich weiß, kein Ding. Mit dir telefoniere ich zu jeder Tageszeit." Sagte ich und bekam ein Lächeln als Antwort.

"Das nächste mal rufst du an, wenn es bei mir mitten in der Nacht ist. Dann sind wir quitt."

"Wir werden nie quitt sein." Meinte ich und zwinkerte ihm lachend zu, woraufhin er mir nickend zustimmte.

"Das will ich auch gar nicht, glaub mir." Ich hörte ein Rascheln und dann kam noch eine Person dazu, die sich nach vorn beugte, um in den Computer schauen zu können. "Das ist Julia, meine Schwester." Stellte er mir seine Schwester vor und ich winkte ihr zu.

"Du kannst das arme Mädchen doch nicht mitten in der Nacht belästigen." Empörte sich Julia lauthals und verpasste Dylan einen Klaps gegen die Wange, bevor sie ihm den Computer aus der Hand riss und davon stolzierte, mit mir in der Hand sozusagen. "Hoffentlich hat er dich nicht zu sehr beim Schlafen gestört, denn das tut man nachts nunmal in England." Ihre letzten Worte waren ohne Zweifel an ihren Bruder gerichtet, der vergeblich versuchte, ihr den Computer wieder abzunehmen.

Ich beobachtete das Spektakel einfach lächelnd und man konnte deutlich sehen, dass die beiden eine sehr gute Beziehung zueinander hatten, was wahrscheinlich daran lag, dass sie ohne Mutter und ohne die wirkliche Fürsorge ihres Vaters aufgewachsen waren.

"Ich bin jetzt eh wach." Meinte ich und bekam eine hochgezogenen Augenbraue von Julia.

"Das entschuldigt das Verhalten meines unerfahrenen, unhöflichen Bruders nicht." Sie grinste Dylan frech zu und ich konnte sehen, dass er eine gespielt beleidigte Miene aufgesetzt und die Arme vor der Brust verschränkt hatte.

Alive - Dylan O'Brien AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt