37; Unerwünschte Überraschung

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Dylan

Ich hatte wortwörtlich keine Ahnung, was ich nun tun sollte. Ich befand mich auf meinem Rückflug von London nach New Jersey, doch ich freute mich kein bisschen auf zuhause. Was vielleicht daran lag, dass mein Zuhause in London war, zumindest fühlte es sich gerade so an. Es hatte mehr als nur wehgetan Kira dort zu lassen, womit ich wirklich nicht gerechnet hatte. Denn vielleicht lügen die Leute auch, wenn sie sagen, dass es Liebe auf den ersten Blick nicht gibt.

Ich hatte nie geglaubt, dass ich jemanden wie sie kennenlernen würde, jemanden, der mir wichtiger als alles andere werden würde. Mein Vater hatte mir ständig aufgetischt, dass es Liebe eigentlich gar nicht gab und ich mir bloß keine Hoffnungen machen sollte, aber seit ich Kira kannte, konnte ich ihm da nicht mehr zustimmen. Sie hatte mich verändert und egal wie unsere Beziehung enden würde, sie würde immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich hoffte einfach, dass ich auch einen in ihrem hatte.

Ich hatte vielleicht nicht ganz recht gehabt; ich freute mich vielleicht doch ein wenig auf meine vertraute Umgebung und vor allem auf meine Schwester, die ich schon seit über zwei Monaten nicht mehr gesehen hatte.

Julia war sechzehn Monate älter als ich und diesen Altersunterschied hatte man in unserer Kindheit deutlich zu spüren bekommen. Sie hatte bessere Noten in der Schule gehabt, war schon immer viel reifer gewesen als ich und unheimlich gut in allem; so kam es mir zumindest immer vor.
Wohingegen ich eher der Tollpatschige und nicht ganz ernst zunehmende war.

Erleichtert stellte ich meine Tasche vor unserer Haustür ab und wusste jetzt schon, dass der Jetlag mir wieder den ganzen Alltag durcheinander werfen würde. Ich kramte in meiner Hosentasche nach dem Haustürschlüssel und schloss die Tür auf.

Es war alles wie immer.

Die Bilder von Dad, Julia und mir hingen an Ort und Stelle, die Wendeltreppe zum ersten Stockwerk war genauso sauber wie immer, wohingegen die Möbel so staubig wie immer waren. Aus der Küche kam ein süßlicher Duft nach Kuchen und ich wusste sofort, wer sich dort befand.

Ich stellte meine Sachen neben die Garderobe und streifte meine Schuhe ab. Als ich die Küche betrat, fand ich meine Schwester wie erwartet auf der Bank in einem Buch vertieft vor.

"Willst du deinen Bruder denn gar nicht begrüßen?" Schmunzelte ich und sofort schoss ihr Blick nach oben. Sie sprang auf und umarmte mich stürmisch, drückte mich fest an sich. Wir verharrten für ein paar Sekunden in dieser Position, bis sie mich von sich drückte und ein Lächeln ihr Gesicht durchkreuzte.

"Ich dachte, du kommst erst am Ende der Ferien wieder." Sagte sie und deutete auf einen Stuhl, während sie sich wieder auf die Bank setzte. Ich ließ mich auf den Stuhl sinken und spielte mit meinen Fingern an dem Obstkorb herum, der wie immer auf dem Tisch stand.

"Dad meinte, ich soll früher nach Hause kommen, weil er mir etwas sagen will, dass er nicht über das Internet oder per Telefon machen kann." Antwortete ich auf ihre indirekte Frage und bekam ein Kopfnicken von ihr.

"Oh, du weißt es also noch nicht." Sie strich sich ihre Haare aus dem Gesicht und zog die Augenbrauen hoch, während sie eine beunruhigende Miene aufsetzte. Eine Geste, die sie nur tat, wenn sie nervös oder gestresst war.

"Was weiß ich noch nicht?" Ich zog fragend eine Augenbraue hoch und sie seufzte.

"Nein, Dad will es dir persönlich sagen. Weißt du, da gibt es viel zu erklären, es ist viel passiert, während du in England warst."

"Dann erklär du's mir." Sagte ich auffordernd und verschränkte meine Arme vor der Brust.

"Das braucht sie nicht." Ich zuckte zusammen, als ich die Stimme meines Vaters hörte und mich umdrehte, nur um ihn im Türrahmen stehen zu sehen.

"Dad, hey äh, was ist denn passiert?" Fragte ich, etwas verwirrt von dem Verhalten der Anwesenden. "Ist irgendwer gestorben?"

Dad schüttelte schmunzelnd seinen Kopf und lehnte sich am Türrahmen an. "Nein, nein." Er warf Julia einen Blick zu, den ich nicht ganz deuten konnte, bevor er zur Seite trat und jemand in Küche kam, von dem ich geglaubt hatte, ihn nie wieder zu Gesicht zu bekommen.

"Mum?"

Alive - Dylan O'Brien AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt