18; Vorfreude

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Elena

Endlich hatte ich meinen heiß geliebten Fischburger ergattert und lief zu unserem Tisch, an dem Dylan und Kira saßen. Dylans rechter Arm ruhte auf Kiras Rückenlehne und sie unterhielten sich gerade lachend über etwas.

Ich sah Kira an, dass sie Dylan sehr gerne mochte. Auch, wenn sie das niemals zugeben würde. Ich hatte das Gefühl, er ließ sie ihre Trauer vergessen, ließ sie wieder glücklich sein. Diese eine Tatsache brachte mich so dermaßen zum grinsen und überlegen, dass ich ständig auf meinem Weg zu besagten Personen gegen irgendwelche Stühle oder Tische stieß, was mir zum Teil nervige und schräge Blicke einbrachte. Obwohl ich Kira erst seit Donnerstag kannte, hatte ich sie schon längst in mein Herz geschlossen.

Spätestens, nachdem ich sie am Freitag besucht hatte und sie mit mir offen und ehrlich über Logan, seine Krankheit und seinen Tod geredet hatte. Ich schätzte diese Tatsache sehr. Es zeugte davon, dass sie mir vertraute. Und das konnte sie wahrscheinlich nur sehr schwierig. Meinem Erfinden nach brauchte sie ein paar Anläufe, bis sie mit einer Person warm wurde und das nahm ich ihr nicht übel. Sie hatte Angst, dass ihr geliebte und wichtige Personen weggenommen wurden. Schließlich akzeptierte sie Dylan genauso wie mich spätestens nach seiner Aktion im Kino. Was echt süß von ihm gewesen war, muss ich zugeben. Objektiv betrachtet. Kira fand es wahrscheinlich auch süß. Noch eine Sache, die sie niemals zugeben würde.

"Was ist denn so lustig?" Ich ließ mich auf den Stuhl neben Dylan fallen und nahm einen großen Bissen von meinem Burger. Dylan drehte seinen Kopf in meine Richtung, ließ seinen Arm jedoch an Ort und Stelle.

"Nichts Wichtiges." Antwortete Kira nur achselzuckend, warf Dylan noch einen vielsagenden Blick zu.

Nach dem Unterricht konnte ich es kaum noch vor Aufregung aushalten. Wirklich. Stellt euch einen Luftballon vor, den man so weit aufpustet, bis er kurz vor dem platzen ist. So ging es gerade ungefähr in meinem Innerem ab. Dylan und ich verabschiedeten uns von Kira und liefen den Weg zu Fuß nachhause, da er nicht allzu weit war. Wir schwiegen eine Weile, bis ich es nicht mehr aushalten konnte.

"Omg! Omg! Omg!" Dylan schüttelte nur grinsend den Kopf und klopfte mir beschwichtigend auf die Schulter, als wir um eine Straßenecke bogen.

"Es ist nur ein Konzert, Elena." Sagte er und ich starrte ihn empört an.

"Es. Ist. Nicht. Nur. Ein. Konzert. Mr. Dylan. O'Brien." Ich atmete tief ein und aus, versuchte meine Aufregung zu verbergen, was mir aber nicht sonderlich gut gelang, weil das Grinsen auf meinem Gesicht nicht verschwinden wollte.

"Ist ja gut, du liebst diese Typen halt."

"Ich liebe diese Typen nicht nur. Diese Typen sind mein Leben. UND NENN' SIE NICHT DIESE TYPEN!" Dylan lachte nur leise, schüttelte wieder den Kopf. "Hoffentlich müssen wir nicht so lange anstehen. Wir kommen ja erst um Sechs." Sagte ich hoffnungsvoll, strich mir eine meiner blonden Strähnen hinter mein rechtes Ohr. Stimmt, die einstündige Fahrt hatte Kiras Mutter vielleicht nicht bedacht.

"Wir müssen gar nicht anstehen." Meinte er gelassen. Ich blieb wie angewurzelt stehen. 

Warte. Was?!

Dylan stoppte ebenfalls ein paar Meter vor mir, drehte sich zu mir um, ein schelmisches Grinsen auf seinem ach so dämlichem Gesicht.

"Wieso?" Meine Stimme hatte einen höheren Ton angenommen und mein Herz klopfte ungefähr so laut in meiner Brust, das ich hätte schwören können, es würde herausfallen.

"Weil wir VIP-Tickets haben?" Meine Augen weiteten sich. Dylans Miene verzog sich augenblicklich zu einem noch breiterem Grinsen. "Kira hat es dir noch nicht gesagt, oder?"

Ich schüttelte den Kopf und hüpfte aufgeregt umher, umarmte ihn stürmisch und hüpfte weiter umher.

"OMG VIP-TICKETS!" Einige Leute, die über die Straße liefen, warfen mir schräge Blicke zu. "OMG! OMG! KNEIF MICH, DYLAN! OMG. OMG. ACH DU AAUUUUAAAAA!" Ich schlug Dylans Hand weg und sah ihn verstört an. "Wieso hast du das gemacht, du Kartoffel?!"

"Du hast gesagt, kneif mich, Dylan." Er zuckte mit den Schultern und griff nach meinem anderen Arm, zog mich mit sich, während ich wahrscheinlich gerade wie ein leerer Kartoffelsack zusammenfiel. "Du solltest duschen, du willst für deine Superhelden bestimmt toll aussehen."

Kira

Um Punkt halb vier war ich mit Hausaufgaben fertig und pflanzte mich auf die Couch, überlegte, mit was ich mir die Zeit vertreiben könnte. Kurzerhand lief ich Treppe hinauf in mein Zimmer und kramte in meinen Schreibtischschubladen nach einem bestimmtem unter den unzähligen Fotoalben. Sie stammten allesamt aus der Zeit vor Logans Diagnose und ich behandelte sie wie meine grössten Schätze. Das Fotografieren war eine Leidenschaft von mir gewesen.

Nach Logans Diagnose hatte ich nicht einmal mehr meine Spiegelreflexkamera angefasst, die nun seit acht oder mehr Monaten in diesen Schubladen verstaubte. Ich zog sie ebenfalls hervor und pustete den Staub von der Oberfläche, rieb mit dem Stoff meines Pullovers vorsichtig über die Linse, um sie nicht zu verkratzen.

Während ich sie beiseite legte, fiel mir das Fotoalbum ins Auge, das noch nicht mit Fotos gefüllt war, was der Grund war, wieso ich überhaupt hier in meinen Schubladen kramte. Eigentlich hatten Logan und ich vorgehabt nach dem Abschluss nach Irland oder Schottland zu fahren, um schöne Fotos zu machen. Erinnerungsfotos an schöne Zeiten. Ich schüttelte den Kopf, versuchte mich von diesen Gedanken zu befreien, denn das würde niemals passieren.

Wieder unten steckte ich meine Kamera in meine Tasche, die ich später mit zum Konzert nehmen würde. Ich hatte beschlossen, dort ein paar Fotos für das leere Album zu schießen, auch von Elena und Dylan. Da würden die beiden nicht drum herumkommen. Außerdem gehörte das zu meinem Plan, Logans Wunsch zu erfüllen. Wieder richtig zu leben. Wieder zu versuchen, glücklich zu sein. Und ich hatte das Gefühl, Elena und vielleicht sogar auch Dylan würden einen Teil dazu beitragen.

Ich blätterte gerade in dem Album von meinem letzten Jahr in der Grundschule, als es an der Tür klingelte. Auf dem Weg in den Flur, warf ich einen Blick auf die Uhr an der Wand. Vier Uhr. Ich öffnete die Tür und wurde direkt stürmisch von Elena umarmt, die völlig aufgedreht wirres Zeug redete.

"Ohaaaa! OMG! Kira, wieso hast du mir nicht gesagt, dass wir  VIP-Tickets haben?" Ich löste mich aus ihrem Klammergriff und sah sie grinsend an.

"Weil ich wusste, dass du so reagieren würdest." Mit einer Handbewegung deutete ich den beiden an, hereinzukommen. Dylan umarmte mich ebenfalls kurz aber fest, was mich ziemlich überraschte. Er grinste nur dämlich, klopfte mir dann auf die Schulter und folgte Elena ins Wohnzimmer.

Alive - Dylan O'Brien AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt