25; Big D

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Kira

Der Vokabeltest im Lateinuntericht war doch kein kompletter Reinfall. Meine Bilanz waren zehn von zwanzig Vokabeln, was natürlich nicht meine Bestleistung war, aber auch kein Defizit für mich bedeuten würde. Heute hatte Elena Dylan nicht mit in die Schule gebracht, was mich ziemlich verwunderte, da sie ihn immer unbedingt um sich herum haben wollte. Ich fragte sie jedoch nicht wieso er nicht hier war. So sehr interessierte es mich nun auch wieder nicht. Obwohl, doch, eigentlich schon. Aber das wollte ich natürlich nicht zeigen.

"Kira?" Elena gähnte mit vollem Mund und so hatte ich einen perfekten Blick auf die halb zerkauten Teile des Fischburgers, den sie sich mal wieder gekauft hatte.

"Mach den Mund zu, es zieht." Murmelte ich in mein Physikbuch vertieft. Physik. Ein reines Folterinstrument meiner Meinung nach.

Das blonde Mädchen mir gegenüber gluckste über meinen zugegebenermaßen unwitzigen Kommentar und spuckte ihren Burger fast auf mein Physikbuch. Was ich nicht einmal so schlimm gefunden hätte. Eine Ausrede dafür, den Text auf Seite 154 über Isaac Newton nicht lesen zu müssen. Schon eine praktische Sache so eine Freundin.

"Ich wollte dich nur fragen, wo Dylan ist." Murmelte sie und schluckte ihr Essen herunter. Ich zuckte mit den Schultern und warf ihr über mein Buch einen schrägen Blick zu.

"Wenn jemand weiß, wo Dyl sich aufhält, dann bist das ja wohl du." Sagte ich wahrheitsgemäß und realisierte dann erst, dass ich ihm gerade wirklich einen Spitznamen verpasst hatte. Meine Freundin runzelte die Stirn.

"Er meinte, er müsste was erledigen."

"Vor der Schule?" Ich sah sie skeptisch an.

"Jaa, vor der Schule, er muss hier ja auch eigentlich gar nicht mit in die Schule gehen. Vielleicht hat er nicht immer Lust dazu."

"Und was wollte er genau?" Fragte ich, woraufhin Elena nur mit den Schultern zuckte und den Pappteller, auf dem der Burger gelegen hatte, mit einem eleganten Wurf in den Mülleimer hinter uns beförderte, eine siegreiche Miene aufsetzend.

"Er meinte nur, er müsste was erledigen."

"Was zum Teufel sollte er erledigen müssen?"

"Keine Ahnung."

Nach den letzten qualvollen Physikstunden, liefen Elena und ich endlich den Hauptgang unserer Schule entlang. Als wir bei unseren Spinden angekommen waren, fiel mir eine Person am Ende des Ganges ins Auge.

Dylan.

Er lehnte an der Wand neben der Eingangstür und ich konnte sein schelmisches Grinsen bis hier hin erkennen, zusammen mit seinen Grübchen, die sich in seine Wangen gruben. Elena schien ihn ebenfalls zu bemerken und schlug ihren Spind zu, warf mir einen wohlwissenden Blick zu. Ich schloss mein Spind ebenfalls und schulterte meine Tasche, bevor wir uns auf den Weg zu jenem Jungen machten.

"Hey." Begrüßte er uns, umarmte erst mich und dann Elena, wobei er mir noch einen Kuss auf die Wange drückte, was mich wie schon so oft erröten ließ. Verdammt.

"Wo warst du, Big D?" Fragte Elena den großen Jungen, während wir den Gang entlangliefen, um endlich aus der Schule herauszukommen.

Dylan räusperte sich, hielt uns Gentlemanlike die Tür auf. Nachdem wir das Schulgebäude verlassen hatten, legte er mir lässig einen Arm um die Schulter. Mittlerweile müsste mein Gesicht röter als eine Tomate sein.

"Wärst du so nett und beantwortest meine Frage, O'Brien." Zischte das blonde Mädchen genervt.

"Ich war etwas erledigen." Grinste er, was ihm einen noch genervteren Blick von Elena einbrachte.

"Was ist dein Problem, O'Brien?"

"Dass du mich O'Brien nennst." Er klopfte ihr auf die Schulter.

Sie schlug nur seine Hand weg, konnte sich jedoch ein leichtes belustigtes Lächeln nicht verkneifen.

"Wenn Sie uns jetzt entschuldigen würden, Miss Blake." Meinte der Halbire gespielt höflich. "Ich muss leider die reizende Miss Lockwood entführen."

Elena verschränkte die Arme vor der Brust. "Das geht aber nicht, Mr O'Brien. Miss Lockwood und ich müssen leider für einen Geschichtstest lernen."

Dylan setzte ein Schmollgesicht auf. "Ein Geschichtstest? Das ist doch nur auswendiglernen."

Nun schaltete auch ich mich ein.

"Der Test ist doch erst nächste Woche. Wir können auch noch morgen lernen." Dylan bestätigte meine Aussage mit einem zu heftigen Nicken.

Das blonde Mädchen stand immer noch mit vor der Brust verschränkten Armen vor uns, wippte mit ihrem Fuß auf und ab. Schließlich seufzte sie.

"Ich hasse dich, O'Brien, das weißt du hoffentlich." Der große Junge grinste schräg über seinen Sieg und klopfte ihr abermals auf die Schulter, bevor er mich zu einem blauen Jeep führte.

Alive - Dylan O'Brien AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt