Als ich an diesem Dienstagmorgen vor dem Schrank stehe, erinnere ich mich an das abgebrochene Gespräch mit Bernice. Sie wollte mir noch beantworten, ob es eine Art Kleiderordnung gibt. Ich nehme ein klassisches Bürooutfit: Schwarzer Bleistiftrock, eine hellblaue Bluse und meine schwarzen Pumps. Ich sollte mir wieder ein paar neue gönnen, diese waren schon etwas angeschlagen. Heute ist es noch gerade warm genug dafür. In den nächsten Tagen soll der Herbst mit Regen Einzug halten.
Als ich nach unten komme, ruft Joshua mir entgegen:"Mam, wenn du heute die blaue Farbe holst, dann aber kräftiger als deine Bluse. Nicht so ein wischiwaschiblau...es soll strahlend blau sein. Wir lagen gestern zu dritt auf dem Schlafzimmerboden, nachdem wir die Möbel zerlegt und herausgetragen hatten. Dabei ist uns die Farbe Himmelblau eingefallen. Wenn man im Bett liegt und durch das große Fenster nach draußen sieht, sieht man den Himmel. Da war die Entscheidung gefallen.
Bernice und Neyla empfingen mich mit einem warnenden Blick. Ich gehe um den Tresen herum und flüstere: „Guten Morgen, was ist los?" Bernice rümpft die Nase. „Schlechte Luft, der Chef hat schon nach dir gefragt. Wir sollen Dich sofort zu ihm schicken, wenn du eingetroffen bist. Ich nehme deine Jacke und deine Tasche. Denk daran, du kannst gar nichts falsch gemacht haben, weil du noch gar nicht lang genug hier bist. Kopf hoch, Rücken gerade und Husch! Husch!" Sie gibt mir mit einem Augenzwinkern ein Lächeln mit auf den Weg.Na, das kann ja heiter werden.
Flotten Schrittes gehe ich zu seinem Büro, klopfe, warte auf sein Herein, das auch prompt folgt. Surferboy steht an seinem Schreibtisch und packt Unterlagen in einen Aktenkoffer. „Guten Morgen, Herr Neder! Sie wollten mich sprechen?"
„Guten Morgen, Emily!" Er mustert mich, dann lächelt er. Trotzdem kann ich seine Stimmung nicht einschätzen. „Ich gehe für die restliche Woche auf Geschäftsreise. Ich wollte sicherstellen, dass ich Sie noch sehen, bevor ich aufbreche." Er packt immer noch seine Unterlagen ein, guckt kurz auf und schließt den Aktenkoffer.
Ich lächele unsicher und dann scheint das Eis zu brechen. „Tada, hier bin ich!" Meine rechte Hand strecke ich nach oben, meine linke Hand zur Seite. Der Surferboy lacht schallend los, klopft sich mit seiner Hand auf den Schenkel und kommt auf mich zu. „Emily, das mag ich an Ihnen. Wir hatten gestern einen falschen Start. Ich war aufdringlich und habe zu nahen Körperkontakt gesucht. Ich möchte mich dafür bei Ihnen entschuldigen."
„Dann tun Sie es doch Herr Neder!"Wieder fing er herzhaft an zu lachen. „Mh, o.K., Emily, ich entschuldige mich für meine gestrige Aufdringlichkeit. Ich hoffe, wir können noch einmal von vorn beginnen."
Ich streckte meine Hand aus, ergreife seine rechte Hand und erwidere:" In Ordnung, Herr Neder. Schwamm drüber. Mein Name ist Emily Benett und ich bin die Krankheitsvertretung. Die Zeitarbeitsfirma hat mich geschickt. Ich wurde bereits von Bernice und Neyla eingewiesen und nun wartet die große Postrunde auf mich. Ich wünsche Ihnen eine angenehme und erfolgreiche Geschäftsreise. Wir sehen uns dann am Montag."
Ich lasse seine Hand los, sehe sein erstauntes aber heiteres Gesicht und setze nach: „Und Herr Neder, wischen Sie sich doch noch die blaue Zahnpasta vom Mundwinkel weg bevor Sie das Haus verlassen." Ich drehe mich um und eile aus seinem Büro.
Ich gehe noch flotter wieder in den Empfangsbereich zurück als ich gekommen bin. Mein Herz klopft. Ich weiß nur zu gut, dass es frech war. Zu frech. Ich hätte ihm nie eine Entschuldigung zugetraut. Warum war er gestern nur so....nur so merkwürdig....komisch....launisch....mh, ich komme nicht auf den richtigen Begriff. Doch! Er war neben der Spur. Nur warum?
Nach der großen Postrunde nahm mich Bernice in einen der vier Konferenzräume mit um mir zu erklären, welche Aufgaben mich hier erwarten. Die Konferenzräume wurden nicht von uns sauber gemacht, aber hergerichtet. Je nachdem wie viele Konferenzteilnehmer erwartet wurden, sorgten wir für Gläser, Tassen, Getränke und Kekse.
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...nur für eine Nacht
RomanceEmily ist seit drei Jahren ohne Mann. Dafür aber mit 2 Kindern. Fast Erwachsen, aber eben nur fast. Irgendwann muss sie anfangen, ihr Leben in den Griff zu bekommen und auch wieder einen Mann in ihr Leben zu lassen. Der erste Mann nach einer langen...