Kapitel 2

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Kapitel 2

Ich wache von dieser Amsel auf, die auf unserer Antenne auf unserem Dach saß. Laut und klar gab sie ihren Gesang von sich. Am liebsten hätte ich auch noch ein neues Dachfenster. Oder nein, besser noch eine Gaube, damit ich mich in unserem Schlafzimmer richtig bewegen kann. Ich stoppe in meinen Gedanken. Nein, es sollte mein Schlafzimmer werden und das Geld für eine Gaube habe ich sowieso nicht.


Mein Schlafzimmer war eigentlich nur ein Teil der Abseite. Das Dach war so schräg, dass wir das Bett nicht längs stellen konnten. Wir stellten es damals mit dem Kopfteil in den Raum und das Fußteil unter die Schräge. Am Kopfteil stellten wir unseren 5teiligen Kleiderschank mitten in den Raum, anderes hätte er hier nie hineingepasst. So konnte jeder rechts und links am Schrank vorbeigehen, um ins Bett zu kommen. Später zogen wir eine Leichtbauwand zwischen Bettkopfteil und Schrank. Bauten zwei Saloon-Türen in die Durchgänge. Es war nicht ideal, aber den Umständen entsprechend praktisch. Nur darauf kam es an: Wenig Geld, aber jede Menge Liebe. Wenig Geld ist geblieben, die Liebe war gegangen. Und ich hänge der Liebe hinterher. Aber ich wollte nicht mehr hinterherlaufen.


Als ich in die Küche komme, kämpfen Alina und Joshua mit der Küchenmaschine. „Guten Morgen, Kampfhasen! Was wollt ihr machen und warum seid ihr schon wach?" Sie blickten erstaunt auf. Alina reagierte zuerst: „Hi Mam, es ist schon 9 Uhr. Wir wollten dich schlafen lassen und schon den Kuchen backen. Kaffee ist schon fertig, möchtest du eine Tasse? Joghurt ist auch noch da."

Ich stöhnte auf, eindeutig zu viel Informationen auf einmal direkt nach dem Aufstehen: „Kaffee, bitte!" Ich gähnte, rubbele Joshua den Kopf. „Welchen Kuchen wollt ihr machen für das Spiel?"


Joshua grinste, entzog sich meinen Händen. „Wir wollten mal wieder den Ameisenkuchenkuchen machen. So als Erinnerung an die alten Zeiten. Mam, es sind viele Kinder da und deswegen dachte ich..." Ich unterbrach ihn, lächelte ihn an: „Das ist schon o. K." Der Ameisenkuchen war ein einfacher Zitronenblechkuchen, der auf dem farbigen Zitronenzuckerguss noch eine Straße aus Schokostreusel kam. Aus der Entfernung sah es dann so aus, als wenn Ameisen eine Straße quer über den Kuchen gebaut hatten. Den Guss färbten wir mit Lebensmittelfarbe. Mit der Zeit hatten wir festgestellt, dass Lila bei den Kindern am besten ankam.


„Es ist zwar noch früh, aber ich möchte dennoch etwas bei euch loswerden. Ich möchte gleich ins Möbelhaus fahren, um mir ein neues Schlafzimmer auszusuchen. Ich möchte da oben (meine Augen deuten zur Decke) wieder Luft bekommen können. Ich werden die Bilder eures Vaters nicht mehr auf der Kommode stehen lassen. Ich werde sie mit in die Erinnerungsschublade legen." Ich atmete tief ein und wieder aus und wartete auf die Reaktion.

Alina umarmte mich. „Na endlich, Mam, das ist schon lange fällig. Darf ich mitkommen? Ich mein, ich stelle den Teig noch schnell in den Ofen. Er braucht nicht so lange. Dann muss er eh für den Guss abkühlen. Oder stört dich das? Dann bleib ich hier. Das ist kein Problem für mich. Josh, wie sieht es bei dir aus. Würdest du mitkommen wollen? Oder wollen wir das Mam alleine machen lassen?"

„Alina, lass Mam mal atmen. Mann, du ratterst heute Morgen wie ein Maschinengewehr. Bald sage ich Tante Hannah zu dir. Mam, ich finde es toll, dass du endlich etwas unternimmst. Willst du, dass wir mitkommen? Ich werfe meine Fußballsachen ins Auto. Du kannst mich dann direkt danach rausschmeißen am Stadion. Ober dauert das länger. Ich war noch nie ein Bett aussuchen. Wie lange braucht man denn dafür?"



Alina und ich prusten los. „Was habt ihr heute Morgen in den Kaffee gemacht? Ihr hört ja gar nicht auf zu reden. Puh, einmal sortieren. Gut, Alina macht den Kuchen, du packst deine Sportsachen, ich mache mich fertig. Sobald der Kuchen aus dem Ofen ist, können wir los."

...nur für eine NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt